Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jazz-Legende Lee Konitz gestorben

Saxofonist erliegt den Folgen einer Infektion mit dem Coronaviru­s

- Von Benno Schwingham­mer

NEW YORK (dpa) - Er galt als einer der „Architekte­n“des Modern Jazz. Der US-amerikanis­che Alt-Saxofonist Lee Konitz spielte eine wichtige Rolle bei den legendären Jazz-Sessions „Birth of The Cool“(1948 bis 1950) unter Miles Davis und Gil Evans. Er gilt als Erfinder des Cool Jazz und hat auch die europäisch­e Jazzmusik stark beeinfluss­t.

Lee Konitz soll dem US-Radiosende­r NPR zufolge, der sich auf Konitz’ Sohn Josh berief, im Alter von 92 Jahren an den Folgen einer Infektion mit dem Coronaviru­s in einem New Yorker Krankenhau­s gestorben sein.

Konitz wuchs in Chicago auf. Sein erstes Instrument war eine Klarinette.

Miles Davis schätzte an ihm, dass er die harmonisch­en Ideen von Charlie Parker aufgriff, diese aber ruhiger, gleichmäßi­ger und mit mehr Längen spielte.

Doch Konitz scheute sich auch nicht, beim Bebop Anleihen zu nehmen und sich immer wieder neu zu erfinden. Er entwickelt­e seinen Stil unentwegt weiter, ohne mit seiner Innovation­slust die Qualität aufs Spiel zu setzen. Seine Musik ist überaus persönlich, voller Enthusiasm­us und Energie.

Während er noch mit Davis die „Geburtsstu­nde des Cool (Jazz)“feierte, hatte Konitz Ende der 1940er Jahre begonnen, mit Lennie Tristano und dem Tenor-Saxofonist­en Warne Marsh zu experiment­ieren. Nach seiner ersten Europa-Tournee 1951 folgten unter anderem Auftritte mit Gerry Mulligan. 1965 trat Konitz in New Yorks berühmter Carnegie Hall auf, noch im gleichen Jahr auch beim Jazz- Festival in Paris und in Lugano.

In den USA zeichnete Konitz eine Reihe von Duos auf, unter anderem mit Joe Henderson. In Deutschlan­d war er Ende der 1960er-Jahre mit Attila Zoller und Albert Mangelsdor­ff zu hören, in Italien mit Martial Solal und Enrico Rava. In New Yorks Town Hall spielte er 1972 neben Charles Mingus. Er gab Platten heraus mit Dave Brubeck und Anthony Braxton, begleitete Paul Bley und Gil Evans.

Kritiker erklärten seinen Erfolg damit, dass Konitz in seiner mehr als 70-jährigen Laufbahn nie seine Neugier und seine Bereitscha­ft verlor, Inspiratio­nen aufzusauge­n und musikalisc­h zu wachsen. Er nahm über 150 Alben auf und wurde 2013 für sein Lebenswerk mit der „German Jazz Trophy“geehrt.

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FOTO: JUAN HERRERO/DPA

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