Schwäbische Zeitung (Biberach)

Treppe wird saniert, aber nicht mit Spendengel­d

Stadträte beklagen im Bauausschu­ss den schlechten Zustand des Alten Evangelisc­hen Friedhofs

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BIBERACH (gem) - Die Stadt Biberach will bis Herbst die marode nördliche Treppenanl­age im Alten Evangelisc­hen Friedhof sanieren. Eine private Spende für die Gestaltung des Friedhofs soll dafür aber nicht angetastet werden. Die Verwaltung hatte das zunächst vorgeschla­gen, dagegen erhob sich aber Widerstand in der letzten Sitzung des Bauausschu­sses vor der Corona-Krise im März.

Der Alte Evangelisc­he Friedhof an der Ulmer Straße, der bis heute für Beisetzung­en genutzt wird, hat eine mehr als 750-jährige Tradition als Begräbniso­rt. Bis Ende 1994 befand er sich im Besitz der evangelisc­hen Kirchengem­einde und wurde 1995 von der Stadt Biberach übernommen. Auf ihm befinden sich viele Grabmale und Grabaussta­ttungen von großem gestalteri­schen und zum Teil auch stadtgesch­ichtlichem Wert, die nach der Inventaris­ierung des Friedhofs unter Denkmalsch­utz gestellt worden sind. „Die Stadt Biberach hat sich zum Ziel gesetzt, den historisch­en Charakter dieses Friedhofes zu erhalten“, schreibt die Verwaltung auf der städtische­n Internetse­ite.

Neben dem Erhalt des historisch­en Charakters müssen aber auch die Wegeverbin­dungen auf dem Friedhofsg­elände in benutzbare­m Zustand gehalten werden. Hier hapert es unter anderem an der nördlichen Treppenanl­age, die vom Friedhofsz­ugang

aus der Bergerhaus­er Straße hinunter in den Friedhof führt. Die 55 Betonstufe­n sind durch das Wurzelwerk der umgebenden Bäume seitlich verschoben worden, sie heben sich und sind teilweise defekt. Das führt zu ungleichen Stufenhöhe­n, die die Treppe zu einer gefährlich­en Stolperfal­le gerade für ältere oder gehbehinde­rte Menschen macht. Hinzu kommt, dass sich nur im untersten und obersten Bereich der Treppe Handläufe befinden, um sich festhalten zu können.

Die CDU-Fraktion hatte deshalb bereits zum Haushalt 2019 beantragt, die Treppe herzuricht­en und mit Handläufen zu versehen. Die Stadt rechnet dafür mit Kosten von rund 92 000 Euro und schlug dem Bauausschu­ss vor, dafür eine 100 000-EuroSpende von privater Seite, die zur Gestaltung des Friedhofs gedacht war, zu verwenden.

„Wir sind froh, dass die Sanierung jetzt angegangen wird, können aber nicht verstehen, weshalb die Stadt es hat so weit kommen lassen“, begründete CDU-Rat Friedrich Kolesch den Antrag seiner Fraktion im Bauausschu­ss. Nach der Sperrung der Außentrepp­e entlang des Friedhofs sei die Treppenanl­age im Friedhofsa­real für viele Fußgänger zu einer Hauptverbi­ndung geworden. Allerdings halte die CDU die Idee, die Sanierung mit der privaten Spende zu finanziere­n, „für komplett daneben“, so Kolesch. „Diese Spende war sicher nicht dafür gedacht, dass damit Aufgaben der Verkehrssi­cherung bezahlt werden, sondern dass der Friedhof verschöner­t wird.“Es gebe andere Dinge, wie die Sanierung des Eingangspo­rtals oder von historisch­en Gräbern, für die man die Spende besser verwenden könne, sagte Kolesch.

Die Sanierung dieser Treppe könne erst der Anfang sein, auch eine weitere Treppenanl­age weiter südlich, deren Sanierung die SPD beantragt hatte, gehöre mit dazu, sagte Josef Weber (Grüne). Er bat darum, bei den Arbeiten mit dem alten Baumbestan­d

schonend umzugehen. „Das alles bezahlen wir aber nicht mit der Spende, sondern mit dem Geld der Stadt.“

Auch Magdalena Bopp (Freie Wähler) sorgte sich um den alten Baumbestan­d und regte an, die Arbeiten beschränkt auszuschre­iben, um eine geeignete Fachfirma zu finden, und riet zudem, einen Baumgutach­ter hinzuzuzie­hen. Für das Spendengel­d gebe es bessere Verwendung­en, so Bopp.

Der Alte Evangelisc­he Friedhof sei ein einzigarti­ges Kleinod, sagte Lutz Keil (SPD). „Wir müssen dafür mehr Sorge tragen als in der Vergangenh­eit.“Deswegen beantrage die SPD auch die Sanierung der südlichere­n Treppe. Um den großartige­n Baumbestan­d zu sichern, solle bereits jetzt mit Nachpflanz­ungen begonnen werden, falls ältere Bäume irgendwann nicht mehr zu halten seien, so Keil. Er wie auch anschließe­nd Alfred Braig (FDP) plädierten dafür, für die Baumaßnahm­e nicht die private Spende zu verwenden.

Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann kündigte an, die Spende nicht dafür zu verwenden. Man wolle nun zunächst die nördliche Treppe sanieren, erstelle aber eine Vorlage, welches Konzept die Stadtverwa­ltung für den Friedhof in Zukunft verfolgt. Dem erteilte der Bauausschu­ss einstimmig seine Zustimmung.

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FOTO: GERD

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