Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach Coronafall: Angehörige sind in Sorge
Warum es Kritik an der Kommunikation eines Warthauser Pflegeheims gibt
WARTHAUSEN - Seitdem eine Bewohnerin im Warthauser Pflegeheim „Schlosspark“positiv auf das Coronavirus getestet wurde, sorgen sich Angehörige um die übrigen Bewohner. Sie kritisieren vor allem die Kommunikation der Einrichtungsleitung. Die Betreiber sehen allerdings kein Verschulden – und bekommen Rückendeckung.
Der Vorfall liegt bereits einige Wochen zurück. Bereits am 27. März sei eine Bewohnerin nach mehrwöchigem Aufenthalt aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim zurückgekommen. Weil die Frau Symptome wie Husten, leichte Halsschmerzen und Schnupfen zeigte, wurde sie am 2. April erneut von einem Arzt untersucht. Dabei wurde sie positiv auf das Coronavirus getestet, bestätigt Jens Büker von der Betreibergesellschaft Charleston in Füssen.
Allerdings würden in den Heimen aktuell „gruppenweit sehr hohe Vorsichtsmaßnahmen“gelten, dazu zähle auch eine 14-tägige Quarantäne für alle Krankenhausheimkehrer. „Entsprechend wurde die Bewohnerin sofort in einem Einzelzimmer isoliert“, teilt Büker mit. Die Pflegekräfte hätten das isolierte Zimmer ausschließlich „unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften“betreten, das heißt mit Mundschutz, Handschuhe, Kittel und Desinfektionsmittel. Büker betont auch, dass Charleston „bereits sehr früh Maßnahmen und Vorschriften eingeführt“habe, „die über die Anforderungen des Landkreises Biberach und des Landes Baden-Württemberg hinausgingen.
Im Fall der erkrankten Bewohnerin habe man eng mit dem Gesundheitsamt zusammengearbeitet und die entsprechenden Auflagen des Amts umgesetzt. Dazu zähle auch eine Temperaturmessung morgens und abends sowie die Dokumentation der Messergebnisse.
Das Gesundheitsamt des Landkreises Biberach bestätigt indes, dass bei dem Coronafall im Pflegeheim
„Schlosspark“„alles richtig gelaufen“sei, wie Landratsamtssprecher Bernd Schwarzendorfer erklärt. Als das positive Testergebnis vorlag, sei sofort das Gesundheitsamt eingeschaltet worden. Weitere Aussagen zu dem Fall könne er aufgrund des Datenschutzes der erkrankten Frau nicht machen.
Die Sorge bei den Angehörigen von Bewohnern im Heim ist dennoch groß. Eine Frau aus Warthausen, deren Eltern im Pflegeheim betreut werden, kritisiert die Kommunikation der Einrichtung: „Ich hätte mir ein Schreiben an alle Angehörigen gewünscht, in dem über den Fall berichtet wird“, erklärt sie gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. „Wer nicht zufällig vor der Tür steht, bekommt nichts davon mit.“
An der Tür informiert das Heim mit einem Aushang über den Fall, doch das sei nicht genug. „Wir kommen nicht mehr rein. Wir wissen gar nichts mehr.“Vor Corona sei sie mindestens zweimal in der Woche bei ihren Eltern gewesen. Inzwischen mache sie sich nur noch Sorgen. Wenn man die Nachrichten zu Coronafällen verfolge, entstehe der Eindruck, die Alten- und Pflegeheime seien inzwischen zu „Todesfallen“geworden.
Kritik äußert auch ein Angehöriger aus Mittelbiberach. „Ich habe seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter im Pflegeheim“, erzählt er. Auch er wünsche sich mehr Klarheit in der Kommunikation. „Die Informationspolitik ist schlecht, das ärgert mich.“Er glaube nicht, dass die Einrichtung den Coronafall verschweigen wollte. „Wohl eher fehlt die Zeit und das Personal dafür, um die Angehörigen zu informieren.“
Er wünsche sich, dass alle Heimbewohner und alle Pflegekräfte auf das gefährliche Virus getestet würden. Dafür sieht man bei der Heimleitung aber offenbar keinen Grund: „Zu einer Testung aller Bewohner besteht anlässlich der vollständigen Isolierung der infizierten Bewohnerin keine Veranlassung“, teilt Jens Büker von Charleston schriftlich mit. Die Angehörigen der Bewohner seien nicht einzeln informiert worden, „weil eine Infektion weiterer Bewohner aufgrund der unmittelbar eingeleiteten Maßnahmen ausgeschlossen werden kann und die Infektion nicht in der Einrichtung erfolgte, sondern vermutlich im Krankenhaus“.
Die erkrankte Bewohnerin sei bislang zwar noch nicht genesen, ihr Zustand aber „stabil“.