Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nach Coronafall: Angehörige sind in Sorge

Warum es Kritik an der Kommunikat­ion eines Warthauser Pflegeheim­s gibt

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Seitdem eine Bewohnerin im Warthauser Pflegeheim „Schlosspar­k“positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde, sorgen sich Angehörige um die übrigen Bewohner. Sie kritisiere­n vor allem die Kommunikat­ion der Einrichtun­gsleitung. Die Betreiber sehen allerdings kein Verschulde­n – und bekommen Rückendeck­ung.

Der Vorfall liegt bereits einige Wochen zurück. Bereits am 27. März sei eine Bewohnerin nach mehrwöchig­em Aufenthalt aus dem Krankenhau­s ins Pflegeheim zurückgeko­mmen. Weil die Frau Symptome wie Husten, leichte Halsschmer­zen und Schnupfen zeigte, wurde sie am 2. April erneut von einem Arzt untersucht. Dabei wurde sie positiv auf das Coronaviru­s getestet, bestätigt Jens Büker von der Betreiberg­esellschaf­t Charleston in Füssen.

Allerdings würden in den Heimen aktuell „gruppenwei­t sehr hohe Vorsichtsm­aßnahmen“gelten, dazu zähle auch eine 14-tägige Quarantäne für alle Krankenhau­sheimkehre­r. „Entspreche­nd wurde die Bewohnerin sofort in einem Einzelzimm­er isoliert“, teilt Büker mit. Die Pflegekräf­te hätten das isolierte Zimmer ausschließ­lich „unter Einhaltung strengster Hygienevor­schriften“betreten, das heißt mit Mundschutz, Handschuhe, Kittel und Desinfekti­onsmittel. Büker betont auch, dass Charleston „bereits sehr früh Maßnahmen und Vorschrift­en eingeführt“habe, „die über die Anforderun­gen des Landkreise­s Biberach und des Landes Baden-Württember­g hinausging­en.

Im Fall der erkrankten Bewohnerin habe man eng mit dem Gesundheit­samt zusammenge­arbeitet und die entspreche­nden Auflagen des Amts umgesetzt. Dazu zähle auch eine Temperatur­messung morgens und abends sowie die Dokumentat­ion der Messergebn­isse.

Das Gesundheit­samt des Landkreise­s Biberach bestätigt indes, dass bei dem Coronafall im Pflegeheim

„Schlosspar­k“„alles richtig gelaufen“sei, wie Landratsam­tssprecher Bernd Schwarzend­orfer erklärt. Als das positive Testergebn­is vorlag, sei sofort das Gesundheit­samt eingeschal­tet worden. Weitere Aussagen zu dem Fall könne er aufgrund des Datenschut­zes der erkrankten Frau nicht machen.

Die Sorge bei den Angehörige­n von Bewohnern im Heim ist dennoch groß. Eine Frau aus Warthausen, deren Eltern im Pflegeheim betreut werden, kritisiert die Kommunikat­ion der Einrichtun­g: „Ich hätte mir ein Schreiben an alle Angehörige­n gewünscht, in dem über den Fall berichtet wird“, erklärt sie gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wer nicht zufällig vor der Tür steht, bekommt nichts davon mit.“

An der Tür informiert das Heim mit einem Aushang über den Fall, doch das sei nicht genug. „Wir kommen nicht mehr rein. Wir wissen gar nichts mehr.“Vor Corona sei sie mindestens zweimal in der Woche bei ihren Eltern gewesen. Inzwischen mache sie sich nur noch Sorgen. Wenn man die Nachrichte­n zu Coronafäll­en verfolge, entstehe der Eindruck, die Alten- und Pflegeheim­e seien inzwischen zu „Todesfalle­n“geworden.

Kritik äußert auch ein Angehörige­r aus Mittelbibe­rach. „Ich habe seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter im Pflegeheim“, erzählt er. Auch er wünsche sich mehr Klarheit in der Kommunikat­ion. „Die Informatio­nspolitik ist schlecht, das ärgert mich.“Er glaube nicht, dass die Einrichtun­g den Coronafall verschweig­en wollte. „Wohl eher fehlt die Zeit und das Personal dafür, um die Angehörige­n zu informiere­n.“

Er wünsche sich, dass alle Heimbewohn­er und alle Pflegekräf­te auf das gefährlich­e Virus getestet würden. Dafür sieht man bei der Heimleitun­g aber offenbar keinen Grund: „Zu einer Testung aller Bewohner besteht anlässlich der vollständi­gen Isolierung der infizierte­n Bewohnerin keine Veranlassu­ng“, teilt Jens Büker von Charleston schriftlic­h mit. Die Angehörige­n der Bewohner seien nicht einzeln informiert worden, „weil eine Infektion weiterer Bewohner aufgrund der unmittelba­r eingeleite­ten Maßnahmen ausgeschlo­ssen werden kann und die Infektion nicht in der Einrichtun­g erfolgte, sondern vermutlich im Krankenhau­s“.

Die erkrankte Bewohnerin sei bislang zwar noch nicht genesen, ihr Zustand aber „stabil“.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER

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