Schwäbische Zeitung (Biberach)
Corona verändert Freibadsaison
Vorfreude aufs Freibad wächst – doch Badbetreiber in der Region müssen um Öffnung zittern
REGION - Eigentlich würden sich bald die ersten Wasserratten in die Freibäder und Naturseen wagen. Doch wegen der Corona-Pandemie verschiebt sich der Saisonstart vielerorts nach hinten. Wann es so weit sein wird? Das kann derzeit kein Badbetreiber prognostizieren. Die Vorbereitungen laufen aber weiter, um für eine Öffnung gewappnet zu sein, auch wenn es schwierig werden dürfte.
An einem Pandemieplan fürs Biberacher Freibad tüftelt schon Joachim Isenmann. Der Teamleiter Bäder bei den Stadtwerken orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. „Von einem gechlorten Wasser geht nach derzeitigem Kenntnisstand keine Gefahr aus“, sagt Isenmann und beruft sich dabei auf den Bericht der Gesellschaft. Ist die Freibadsaison damit gerettet? So einfach ist es nicht. Denn die Empfehlung sieht Beschränkungen vor.
Ein Beispiel ist, wie viele Menschen ins Wasser dürfen. 2,7 Quadratmeter braucht es für jeden Badegast im Nichtschwimmerbereich und 4,5 Quadratmeter im Schwimmerbereich. Für ein 25-Meter-Mehrzweckbecken mit fünf Bahnen bedeutet dies beispielsweise 56 Personen im Nichtschwimmerbereich und 36 Personen im Schwimmerbereich. „Zudem müssen wir schauen, wie wir es mit den Duschen machen oder den Sammelumkleiden“, sagt Isenmann. „Es wird aufwendig, wenn Auflagen kommen. Aber wenn man sein Bad öffnen möchte, muss man sich damit auseinandersetzen und sie erfüllen.“
Schon jetzt gelten strenge Maßnahmen. Die Mitarbeiter arbeiten in zwei Teams; eines vormittags, das andere nachmittags. „In den Pausen hat jeder einen eigenen Tisch mit entsprechendem Abstand“, erläutert Isenmann. Die Teams haben in Freibad und Hallenbad gut zu tun. „Wir haben auch Arbeiten in Eigenregie erledigt, die wir im Normalbetrieb sonst vergeben hätten“, sagt Isenmann und verweist aufs Malern. Bei Reparaturen im Bereich der Heizungspumpe ist ihnen dagegen gar nichts anderes übrig geblieben, als selbst Hand anzulegen: „Wir arbeiten mit Schweizern und Italienern zusammen, die wegen der Pandemie nicht kommen konnten.“Der Teamleiter lässt in diesen Tagen die Freibadsaison wie jedes Jahr vorbereiten, um ab 4. Mai startklar zu sein: „Sollten Lockerungen kommen, können wir öffnen.“
Der Rasen ist frisch gemäht, Arbeiter gießen die Fundamente für die neue Wasserrutsche und der Umbau des Kiosks schreitet voran – die Baustellen im Uttenweiler Naturfreibad befinden sich auf der Zielgeraden. „Trotz CoronaKrise laufen die Arbeiten nach Plan“, bestätigt Désirée Feicht vom Uttenweiler Hauptamt. Im Frühjahr haben
Biberach: Uttenweiler:
die Arbeiten begonnen: „Der Kiosk wird von Grund auf saniert und bekommt eine neue Struktur. Auch Möbel und Ausstattung werden auf den neuesten Stand gebracht.“
Ziel sei, dass die Arbeiten bis Mitte beziehungsweise Ende Mai abgeschlossen sind, erläutert Désirée Feicht. Ob Badegäste dann auch die Neugestaltung bewundern können? Das steht auf einem anderen Blatt Papier. „Wir hängen in der Luft und müssen abwarten, wie es mit den Kontaktbeschränkungen weitergeht“, sagt die Mitarbeiterin. Wie ein Badbetrieb unter Einhaltung des Mindestabstands und der Hygieneregeln organisiert werden kann, habe man verwaltungsintern noch nicht durchgespielt. Trotzdem wolle man, sobald die Fundamente der Rutschen fertigstellt sind, Wasser einlaufen lassen: „Das dauert bei einem Natursee ein paar Wochen.“
Kirchdorf:
Mit diesem Schritt möchte der Betriebsleiter des Kirchdorfer Freibads noch warten. „Stand jetzt werden wir kein Wasser einlaufen lassen“, sagt Thomas Abler. „Wir bräuchten etwa 14 Tage Vorlauf, wenn Lockerungen für Bäder beschlossen werden.“In den vergangenen Monaten haben er und zwei Festangestellte das Bad auf Vordermann gebracht, zjm Beispiel Schäden an Fließen ausgebessert, Grünanlagen hergerichtet und verschiedene Bereiche gründlich gereinigt.
„Ob und unter welchen Bedingungen wir öffnen dürfen, ist Spekulation“, sagt Abler. Das Aufstellen von Desinfektionsmittelspendern sei dabei aber wohl noch das Einfachste. Wie soll der Mindestabstand im Becken und auf der Liegewiese an einem heißen Sommertag eingehalten werden, wenn bis zu 5000 Menschen ins Bad wollen? Zudem könnte der Andrang diesmal noch größer sein, weil viele vermutlich auf ihre Urlaubsreise verzichten müssen. „Und sollte unser Betrieb analog dem von Großveranstaltungen bis Ende August verboten werden, lohnt es sich wohl auch nicht mehr, für ein paar gute Tage im September zu öffnen“, sagt Abler. „Wir müssen abwarten, wie sich alles entwickelt.“
Laupheim:
Ursprünglich wäre das Laupheimer Parkbad mit Natursee am 18. Mai in die Freiluftsaison gestartet. „Aufgrund der aktuellen Situation erwägen wir einen Saisonstart frühestens am 15. Juni“, erläutert Stadtsprecherin Sarah Rieder. Eigentlich sei man startbereit gewesen. Streichen, Erneuerungen im technischen Bereich und die Grünanlage zwischen Hallenbad und Freibad einsäen – Arbeiten wie diese hatten die Mitarbeiter angepackt: „Die Kassenanlage wird ebenfalls noch vor Saisonbeginn modernisiert.“
Allerdings wurden auch Vorbereitungen ausgesetzt. „So wurde das Freibadbecken sowie der Natursee noch nicht befüllt, um Betriebskosten einzusparen“, erläutert Rieder. Die aktuelle Situation fordere von den Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität. Ein Teil arbeitet im Parkbad, der andere unterstützt in weiteren städtischen Bereichen: „Zudem werden momentan generell Überstunden abgebaut.“Die Mitarbeiter zeigten viel Verständnis, wofür die Stadt dankbar sei. Wie eine Öffnung aussehen kann – dazu gebe es schon Überlegungen. Allerdings wolle man noch abwarten, inwiefern es allgemeingültige Vorschriften geben wird.
Nach einem Konzept für eine ExitStrategie im Tourismus, das BadenWürttembergs Tourismusminister Guido Wolf (CDU) aufgesetzt hat, wären die Freibäder als Letztes mit Öffnungen an der Reihe. Erst sollen Freizeitparks und Gastronomiebetriebe folgen. Egal, wann und wie Freibäder in der Region öffnen – die CoronaPandemie dürfte auch hier für Besucher spürbare Folgen haben.