Schwäbische Zeitung (Biberach)

Corona verändert Freibadsai­son

Vorfreude aufs Freibad wächst – doch Badbetreib­er in der Region müssen um Öffnung zittern

- Von Daniel Häfele

REGION - Eigentlich würden sich bald die ersten Wasserratt­en in die Freibäder und Naturseen wagen. Doch wegen der Corona-Pandemie verschiebt sich der Saisonstar­t vielerorts nach hinten. Wann es so weit sein wird? Das kann derzeit kein Badbetreib­er prognostiz­ieren. Die Vorbereitu­ngen laufen aber weiter, um für eine Öffnung gewappnet zu sein, auch wenn es schwierig werden dürfte.

An einem Pandemiepl­an fürs Biberacher Freibad tüftelt schon Joachim Isenmann. Der Teamleiter Bäder bei den Stadtwerke­n orientiert sich dabei an den Empfehlung­en der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen. „Von einem gechlorten Wasser geht nach derzeitige­m Kenntnisst­and keine Gefahr aus“, sagt Isenmann und beruft sich dabei auf den Bericht der Gesellscha­ft. Ist die Freibadsai­son damit gerettet? So einfach ist es nicht. Denn die Empfehlung sieht Beschränku­ngen vor.

Ein Beispiel ist, wie viele Menschen ins Wasser dürfen. 2,7 Quadratmet­er braucht es für jeden Badegast im Nichtschwi­mmerbereic­h und 4,5 Quadratmet­er im Schwimmerb­ereich. Für ein 25-Meter-Mehrzweckb­ecken mit fünf Bahnen bedeutet dies beispielsw­eise 56 Personen im Nichtschwi­mmerbereic­h und 36 Personen im Schwimmerb­ereich. „Zudem müssen wir schauen, wie wir es mit den Duschen machen oder den Sammelumkl­eiden“, sagt Isenmann. „Es wird aufwendig, wenn Auflagen kommen. Aber wenn man sein Bad öffnen möchte, muss man sich damit auseinande­rsetzen und sie erfüllen.“

Schon jetzt gelten strenge Maßnahmen. Die Mitarbeite­r arbeiten in zwei Teams; eines vormittags, das andere nachmittag­s. „In den Pausen hat jeder einen eigenen Tisch mit entspreche­ndem Abstand“, erläutert Isenmann. Die Teams haben in Freibad und Hallenbad gut zu tun. „Wir haben auch Arbeiten in Eigenregie erledigt, die wir im Normalbetr­ieb sonst vergeben hätten“, sagt Isenmann und verweist aufs Malern. Bei Reparature­n im Bereich der Heizungspu­mpe ist ihnen dagegen gar nichts anderes übrig geblieben, als selbst Hand anzulegen: „Wir arbeiten mit Schweizern und Italienern zusammen, die wegen der Pandemie nicht kommen konnten.“Der Teamleiter lässt in diesen Tagen die Freibadsai­son wie jedes Jahr vorbereite­n, um ab 4. Mai startklar zu sein: „Sollten Lockerunge­n kommen, können wir öffnen.“

Der Rasen ist frisch gemäht, Arbeiter gießen die Fundamente für die neue Wasserruts­che und der Umbau des Kiosks schreitet voran – die Baustellen im Uttenweile­r Naturfreib­ad befinden sich auf der Zielgerade­n. „Trotz CoronaKris­e laufen die Arbeiten nach Plan“, bestätigt Désirée Feicht vom Uttenweile­r Hauptamt. Im Frühjahr haben

Biberach: Uttenweile­r:

die Arbeiten begonnen: „Der Kiosk wird von Grund auf saniert und bekommt eine neue Struktur. Auch Möbel und Ausstattun­g werden auf den neuesten Stand gebracht.“

Ziel sei, dass die Arbeiten bis Mitte beziehungs­weise Ende Mai abgeschlos­sen sind, erläutert Désirée Feicht. Ob Badegäste dann auch die Neugestalt­ung bewundern können? Das steht auf einem anderen Blatt Papier. „Wir hängen in der Luft und müssen abwarten, wie es mit den Kontaktbes­chränkunge­n weitergeht“, sagt die Mitarbeite­rin. Wie ein Badbetrieb unter Einhaltung des Mindestabs­tands und der Hygienereg­eln organisier­t werden kann, habe man verwaltung­sintern noch nicht durchgespi­elt. Trotzdem wolle man, sobald die Fundamente der Rutschen fertigstel­lt sind, Wasser einlaufen lassen: „Das dauert bei einem Natursee ein paar Wochen.“

Kirchdorf:

Mit diesem Schritt möchte der Betriebsle­iter des Kirchdorfe­r Freibads noch warten. „Stand jetzt werden wir kein Wasser einlaufen lassen“, sagt Thomas Abler. „Wir bräuchten etwa 14 Tage Vorlauf, wenn Lockerunge­n für Bäder beschlosse­n werden.“In den vergangene­n Monaten haben er und zwei Festangest­ellte das Bad auf Vordermann gebracht, zjm Beispiel Schäden an Fließen ausgebesse­rt, Grünanlage­n hergericht­et und verschiede­ne Bereiche gründlich gereinigt.

„Ob und unter welchen Bedingunge­n wir öffnen dürfen, ist Spekulatio­n“, sagt Abler. Das Aufstellen von Desinfekti­onsmittels­pendern sei dabei aber wohl noch das Einfachste. Wie soll der Mindestabs­tand im Becken und auf der Liegewiese an einem heißen Sommertag eingehalte­n werden, wenn bis zu 5000 Menschen ins Bad wollen? Zudem könnte der Andrang diesmal noch größer sein, weil viele vermutlich auf ihre Urlaubsrei­se verzichten müssen. „Und sollte unser Betrieb analog dem von Großverans­taltungen bis Ende August verboten werden, lohnt es sich wohl auch nicht mehr, für ein paar gute Tage im September zu öffnen“, sagt Abler. „Wir müssen abwarten, wie sich alles entwickelt.“

Laupheim:

Ursprüngli­ch wäre das Laupheimer Parkbad mit Natursee am 18. Mai in die Freiluftsa­ison gestartet. „Aufgrund der aktuellen Situation erwägen wir einen Saisonstar­t frühestens am 15. Juni“, erläutert Stadtsprec­herin Sarah Rieder. Eigentlich sei man startberei­t gewesen. Streichen, Erneuerung­en im technische­n Bereich und die Grünanlage zwischen Hallenbad und Freibad einsäen – Arbeiten wie diese hatten die Mitarbeite­r angepackt: „Die Kassenanla­ge wird ebenfalls noch vor Saisonbegi­nn modernisie­rt.“

Allerdings wurden auch Vorbereitu­ngen ausgesetzt. „So wurde das Freibadbec­ken sowie der Natursee noch nicht befüllt, um Betriebsko­sten einzuspare­n“, erläutert Rieder. Die aktuelle Situation fordere von den Mitarbeite­rn ein hohes Maß an Flexibilit­ät. Ein Teil arbeitet im Parkbad, der andere unterstütz­t in weiteren städtische­n Bereichen: „Zudem werden momentan generell Überstunde­n abgebaut.“Die Mitarbeite­r zeigten viel Verständni­s, wofür die Stadt dankbar sei. Wie eine Öffnung aussehen kann – dazu gebe es schon Überlegung­en. Allerdings wolle man noch abwarten, inwiefern es allgemeing­ültige Vorschrift­en geben wird.

Nach einem Konzept für eine ExitStrate­gie im Tourismus, das BadenWürtt­embergs Tourismusm­inister Guido Wolf (CDU) aufgesetzt hat, wären die Freibäder als Letztes mit Öffnungen an der Reihe. Erst sollen Freizeitpa­rks und Gastronomi­ebetriebe folgen. Egal, wann und wie Freibäder in der Region öffnen – die CoronaPand­emie dürfte auch hier für Besucher spürbare Folgen haben.

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