Schwäbische Zeitung (Biberach)

Anzahl der Straftaten bleibt in Bad Schussenri­ed konstant

Wie der Polizeipos­ten seit der Zusammenle­gung mit Bad Buchau arbeitet

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Sachbeschä­digungen, Betrug, Körperverl­etzung – insgesamt 545 Delikte wurden 2019 im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeipos­tens Bad Schussenri­ed zur Anzeige gebracht. Die gute Nachricht: Obwohl die Stadt ständig wächst, hat sich die Anzahl der Straftaten in den vergangene­n fünf Jahren nicht wesentlich verändert.

„Bad Schussenri­ed ist kein ruhiges Pflaster, aber es gibt auch nicht überpropor­tional viele Einsätze“, fasst Polizeihau­ptkommissa­r Ingo Schaberger die Situation in der Kleinstadt zusammen. Schaberger ist als Leiter der Führungsgr­uppe auch Vertreter des Leiters des Polizeirev­iers Riedlingen und damit zuständig für den Polizeipos­ten Bad Schussenri­ed.

Dieser befindet sich seit Jahren in der Georg-Kaess-Straße. Seit vor wenigen Jahren der Polizeipos­ten in Bad Buchau geschlosse­n wurde, sind dort nun insgesamt sieben Beamte stationier­t. „Da Bad Buchau so nah ist, hat die Zusammenle­gung für die Gemeinde aus unserer Sicht keinerlei Nachteile. Sie war im Rahmen der Polizeiref­orm und der veränderte­n Personalsi­tuation einfach angebracht“, so Schaberger. Da es durch die Zusammenle­gung in der Dienststel­le eng geworden ist, ist für 2021 ein Umzug auf das Klostergel­ände geplant. Bis es jedoch soweit ist, sind die Beamten weiterhin in ihrer jetzigen Dienststel­le montags und dienstags von sieben bis 17 Uhr und mittwochs bis freitags von sieben bis 20 Uhr erreichbar.

Außerhalb dieser Zeiten sei stets eine Streife in der Raumschaft Bad Schussenri­ed/Bad Buchau unterwegs, erläutert Polizeihau­ptkommissa­r Ingo Schaberger. „Geht in der Einsatzzen­trale in Ulm ein Notruf

ein, wird daher immer zuerst geschaut, wer in der Nähe ist und wie wichtig der Einsatz ist.“

Eine Ruhestörun­g beispielsw­eise habe keine so hohe Priorität wie ein Überfall. Dementspre­chend würden die Einsätze priorisier­t und die Beamten losgeschic­kt. Den Vorwurf mancher Bürger, die Polizei sei abends und am Wochenende nicht schnell genug in Bad Schussenri­ed, weist er zurück. „Das Polizeirev­ier Riedlingen umfasst 510 Quadratkil­ometer und wir haben eine bestimmte Anzahl von Beamten. Natürlich können wir nicht überall gleichzeit­ig sein, aber unsere Streifen sind auch nachts und am Wochenende unterwegs und wenn es etwas wirklich Wichtiges ist, sind wir innerhalb weniger Minuten vor Ort.“

Zudem arbeite das Polizeirev­ier Riedlingen eng mit den angrenzend­en Revieren zusammen. Im Notfall käme also auch Unterstütz­ung beispielsw­eise aus Biberach. „Die Erfahrung zeigt, dass das Sicherheit­sgefühl nicht immer der Realität entspricht“, fügt Schaberger hinzu.

Auch wenn die Anzahl der Delikte rund um Bad Schussenri­ed nicht wesentlich zunimmt, so zeigt ein Blick in die Statistik von 2019, dass es immer mehr Betrugsver­suche am Telefon gibt. Unbekannte geben sich am Telefon als Enkel oder sogar Polizisten aus und versuchen so, an Geld zu kommen. „Die neue Masche ist, sich als Familienmi­tglied auszugeben und zu behaupten, man sei an Corona erkrankt und brauche ganz dringend Geld“, erläutert der Polizist. Die Betrüger hätten es vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Er rät den Betroffene­n, in einem solchen Fall sofort aufzulegen und die Polizei zu informiere­n.

Ein weiteres Problem im gesamten Polizeirev­ier Riedlingen sind Sachbeschä­digungen, Schmierere­ien

und das sogenannte Drifting. Dabei fährt jemand so schnell und mit angezogene­n Bremsen im Kreis, dass dabei die Fahrbahn beschädigt wird. In Bad Schussenri­ed brachte die Stadtverwa­ltung in den vergangene­n drei Jahren mehrere Fälle zur Anzeige. „Wir wissen, wo die Brennpunkt­e bei uns sind und gehen dort öfters auf Streife, trotzdem ist es schwer, die Täter auf frischer Tat zu ertappen. Und im Nachhinein lassen sich solche Delikte nur selten aufklären“, so Schaberger.

Die Frage, ob die Polizisten ein besonderes Augenmerk auf das Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) in Bad Schussenri­ed hätten, bejaht der Beamte. „Dabei geht es jedoch nicht primär um Straftaten. Wir suchen auch nach Vermissten oder unterstütz­en das Pflegepers­onal, wenn ein Patient zu aggressiv ist“, erklärt er. Auch unterstütz­en die Beamten des Reviers Riedlingen das ZfP bei Verlegunge­n, sofern es sonst für die Beteiligte­n zu gefährlich würde.

Und wie sieht der Alltag der Polizisten in Zeiten von Corona aus? „Wir versuchen, die Kollegen natürlich so gut es geht zu schützen, und versuchen, die Abstandsre­geln untereinan­der und im Einsatz zu beachten“, erklärt der Hauptkommi­ssar. Das sei bei einigen Einsätzen jedoch nicht möglich. Für diesen Fall sind die Beamten mit Schutzklei­dung ausgestatt­et. „Bisher ist im Revier zum Glück nur ein Kollege erkrankt und bereits wieder genesen. Wir hoffen sehr, dass das so bleibt und wir weiter unsere Arbeit machen können.“

Um sich auf der Wache besser aus dem Weg gehen zu können, seien die Dienstgrup­pen gestreckt worden. Das hat zur Folge, dass die Dienststel­le in Bad Schussenri­ed nun jeden Tag von sieben bis 20 Uhr besetzt ist.

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