Schwäbische Zeitung (Biberach)
Anzahl der Straftaten bleibt in Bad Schussenried konstant
Wie der Polizeiposten seit der Zusammenlegung mit Bad Buchau arbeitet
BAD SCHUSSENRIED - Sachbeschädigungen, Betrug, Körperverletzung – insgesamt 545 Delikte wurden 2019 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipostens Bad Schussenried zur Anzeige gebracht. Die gute Nachricht: Obwohl die Stadt ständig wächst, hat sich die Anzahl der Straftaten in den vergangenen fünf Jahren nicht wesentlich verändert.
„Bad Schussenried ist kein ruhiges Pflaster, aber es gibt auch nicht überproportional viele Einsätze“, fasst Polizeihauptkommissar Ingo Schaberger die Situation in der Kleinstadt zusammen. Schaberger ist als Leiter der Führungsgruppe auch Vertreter des Leiters des Polizeireviers Riedlingen und damit zuständig für den Polizeiposten Bad Schussenried.
Dieser befindet sich seit Jahren in der Georg-Kaess-Straße. Seit vor wenigen Jahren der Polizeiposten in Bad Buchau geschlossen wurde, sind dort nun insgesamt sieben Beamte stationiert. „Da Bad Buchau so nah ist, hat die Zusammenlegung für die Gemeinde aus unserer Sicht keinerlei Nachteile. Sie war im Rahmen der Polizeireform und der veränderten Personalsituation einfach angebracht“, so Schaberger. Da es durch die Zusammenlegung in der Dienststelle eng geworden ist, ist für 2021 ein Umzug auf das Klostergelände geplant. Bis es jedoch soweit ist, sind die Beamten weiterhin in ihrer jetzigen Dienststelle montags und dienstags von sieben bis 17 Uhr und mittwochs bis freitags von sieben bis 20 Uhr erreichbar.
Außerhalb dieser Zeiten sei stets eine Streife in der Raumschaft Bad Schussenried/Bad Buchau unterwegs, erläutert Polizeihauptkommissar Ingo Schaberger. „Geht in der Einsatzzentrale in Ulm ein Notruf
ein, wird daher immer zuerst geschaut, wer in der Nähe ist und wie wichtig der Einsatz ist.“
Eine Ruhestörung beispielsweise habe keine so hohe Priorität wie ein Überfall. Dementsprechend würden die Einsätze priorisiert und die Beamten losgeschickt. Den Vorwurf mancher Bürger, die Polizei sei abends und am Wochenende nicht schnell genug in Bad Schussenried, weist er zurück. „Das Polizeirevier Riedlingen umfasst 510 Quadratkilometer und wir haben eine bestimmte Anzahl von Beamten. Natürlich können wir nicht überall gleichzeitig sein, aber unsere Streifen sind auch nachts und am Wochenende unterwegs und wenn es etwas wirklich Wichtiges ist, sind wir innerhalb weniger Minuten vor Ort.“
Zudem arbeite das Polizeirevier Riedlingen eng mit den angrenzenden Revieren zusammen. Im Notfall käme also auch Unterstützung beispielsweise aus Biberach. „Die Erfahrung zeigt, dass das Sicherheitsgefühl nicht immer der Realität entspricht“, fügt Schaberger hinzu.
Auch wenn die Anzahl der Delikte rund um Bad Schussenried nicht wesentlich zunimmt, so zeigt ein Blick in die Statistik von 2019, dass es immer mehr Betrugsversuche am Telefon gibt. Unbekannte geben sich am Telefon als Enkel oder sogar Polizisten aus und versuchen so, an Geld zu kommen. „Die neue Masche ist, sich als Familienmitglied auszugeben und zu behaupten, man sei an Corona erkrankt und brauche ganz dringend Geld“, erläutert der Polizist. Die Betrüger hätten es vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Er rät den Betroffenen, in einem solchen Fall sofort aufzulegen und die Polizei zu informieren.
Ein weiteres Problem im gesamten Polizeirevier Riedlingen sind Sachbeschädigungen, Schmierereien
und das sogenannte Drifting. Dabei fährt jemand so schnell und mit angezogenen Bremsen im Kreis, dass dabei die Fahrbahn beschädigt wird. In Bad Schussenried brachte die Stadtverwaltung in den vergangenen drei Jahren mehrere Fälle zur Anzeige. „Wir wissen, wo die Brennpunkte bei uns sind und gehen dort öfters auf Streife, trotzdem ist es schwer, die Täter auf frischer Tat zu ertappen. Und im Nachhinein lassen sich solche Delikte nur selten aufklären“, so Schaberger.
Die Frage, ob die Polizisten ein besonderes Augenmerk auf das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Bad Schussenried hätten, bejaht der Beamte. „Dabei geht es jedoch nicht primär um Straftaten. Wir suchen auch nach Vermissten oder unterstützen das Pflegepersonal, wenn ein Patient zu aggressiv ist“, erklärt er. Auch unterstützen die Beamten des Reviers Riedlingen das ZfP bei Verlegungen, sofern es sonst für die Beteiligten zu gefährlich würde.
Und wie sieht der Alltag der Polizisten in Zeiten von Corona aus? „Wir versuchen, die Kollegen natürlich so gut es geht zu schützen, und versuchen, die Abstandsregeln untereinander und im Einsatz zu beachten“, erklärt der Hauptkommissar. Das sei bei einigen Einsätzen jedoch nicht möglich. Für diesen Fall sind die Beamten mit Schutzkleidung ausgestattet. „Bisher ist im Revier zum Glück nur ein Kollege erkrankt und bereits wieder genesen. Wir hoffen sehr, dass das so bleibt und wir weiter unsere Arbeit machen können.“
Um sich auf der Wache besser aus dem Weg gehen zu können, seien die Dienstgruppen gestreckt worden. Das hat zur Folge, dass die Dienststelle in Bad Schussenried nun jeden Tag von sieben bis 20 Uhr besetzt ist.