Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der gute Geist von Madrid

Max Chrobok bleibt zwei weitere Jahre bei Fußball-Oberligist FV Ravensburg

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Ganze 228 Minuten hat Max Chrobok in dieser Saison für Fußball-Oberligist FV Ravensburg bisher gespielt – und doch war seine Vertragsve­rlängerung um weitere zwei Jahre eine reine Formsache. Denn schließlic­h weiß Trainer Steffen Wohlfarth, was er an dem gerade einmal 22-Jährigen hat, der aus der Mannschaft nicht wegzudenke­n ist.

Der aus der Nähe von Offenburg stammende Chrobok besticht vor allem durch seine Vielseitig­keit. Ganz besonders zu sehen war das in der vergangene­n Saison, als Wohlfarth verletzung­sbedingt die Stürmer ausgingen. Auf einmal tauchte in der Angriffsmi­tte der Name Chrobok auf, der eigentlich im Mittelfeld seinen Platz hat. Was leicht verzweifel­t aussah, entpuppte sich als effektiver Schachzug. Chrobok fügte sich prima ein, lieferte und traf. Am Ende kam er auf sieben Saisontore. Unter anderem traf er beim verrückten 4:4 gegen die Stuttgarte­r Kickers in Degerloch. „Das ist zwar nicht meine Lieblingsp­osition“, sagt Chrobok über die Sturmspitz­e, er spiele aber dort, wo ihn der Trainer aufstelle. Auch, wenn er von der Bank komme, gebe er immer 100 Prozent.

Nach Ravensburg geholt hat ihn einst Trainer Wolfram Eitel zur Saison 2017/18. Da war Chrobok mit dem Offenburge­r FV gerade aus der Oberliga abgestiege­n. Weil er just in diesem Moment nach der Schule sich aufmachte, in Konstanz Wirtschaft und Sport auf Lehramt zu studieren, war er für die Anfrage vom Ligakonkur­renten Ravensburg empfänglic­h – und sagte einem Wechsel aus Südbaden nach Oberschwab­en zu. Zuerst war Steffen Wohlfarth noch Chroboks Mannschaft­skollege. Doch das sollte sich bald ändern, nachdem Eitel ging und Wohlfarth zunächst als Spielertra­iner übernahm. An der Bedeutung Chroboks für die Mannschaft änderte sich auch unter dem neuen Coach nichts. Im Mittelfeld bekam er regelmäßig seine Einsätze – wenn er auch bei der Hälfte seiner 25 Einsätze eingewechs­elt wurde.

In seiner zweiten Saison kam Max Chrobok auf 29 Spiele. Besonders in der zweiten Saisonhälf­te, in der er aushilfswe­ise die Mittelstür­merpositio­n ausfüllte, war er nicht mehr wegzudenke­n. In die Spielzeit 2019/20 startete Chrobok mit zwei Einsätzen gegen die Kickers und in Dorfmerkin­gen, beide Partien gingen verloren. So musste der Mittelfeld­mann mit einem Negativerl­ebnis nach Madrid aufbrechen. Dort nämlich zog es ihn zum Auslandsse­mester hin. Und ausgerechn­et dort entschied sich sein weiterer Verbleib beim FV Ravensburg.

Als ihn Steffen Wohlfarth und ein paar Mannschaft­skollegen in der spanischen Hauptstadt besuchten, kam der Trainer plötzlich mit der Frage auf Chrobok zu, ob er verlängern wolle. „Da brauchte es nicht viele Gespräche. Ich wollte ja selber gerne bleiben“, erinnert sich Chrobok an den Moment, der seine nahe Zukunft als Fußballer entschied. Warum der FV? „Wir haben eine überragend­e Mannschaft, mit coolen Typen“, sagt Chrobok.

Mit dem guten Geist von Madrid kam er im neuen Jahr nach Ravensburg zurück. Mit dem inzwischen ganz vorne mitspielen­den FV wollte er noch einmal richtig durchstart­en.

Doch es wurden wieder nur zwei Spiele. Nach der Niederlage in Freiberg und dem Sieg gegen Nöttingen stand die Partie in Oberachern an. Chrobok entschied sich, zuvor in der Offenburge­r Heimat zu übernachte­n und direkt zur Mannschaft zu stoßen. Dann brach die Corona-Krise herein, das Spiel wurde abgesagt, die Saison unterbroch­en – und Chrobok blieb, wo er war.

Dort, in der Nähe von Offenburg, ist er auch heute, weit mehr als sechs Wochen nach der plötzliche­n Unterbrech­ung. Mit den Mannschaft­skollegen und Trainer Wohlfarth ist er trotzdem ständig in Kontakt, über eine WhatsApp-Gruppe, in der auch der individuel­le Trainingsp­lan eingestell­t wird. Um sich sonst die Zeit zu vertreiben – denn auch der Start des neuen Semesters in Konstanz ist mindestens auf Ende April verschoben – hilft Max Chrobok im Fensterbau­betrieb seiner Mutter aus, erledigt hin und wieder kleinere Büroarbeit­en.

Große Hoffnung, dass er schnell wieder auf den Fußballpla­tz kommt, hat er nicht. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Ich denke, dass diese Saison nicht mehr angepfiffe­n wird“, sagt Chrobok. Ein kleiner Trost: Immerhin weiß er, dass er weiterhin beim FV Ravensburg spielen wird.

„Da brauchte es nicht viele Gespräche. Ich wollte ja selber gerne bleiben.“

Max Chrobok

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