Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der gute Geist von Madrid
Max Chrobok bleibt zwei weitere Jahre bei Fußball-Oberligist FV Ravensburg
RAVENSBURG - Ganze 228 Minuten hat Max Chrobok in dieser Saison für Fußball-Oberligist FV Ravensburg bisher gespielt – und doch war seine Vertragsverlängerung um weitere zwei Jahre eine reine Formsache. Denn schließlich weiß Trainer Steffen Wohlfarth, was er an dem gerade einmal 22-Jährigen hat, der aus der Mannschaft nicht wegzudenken ist.
Der aus der Nähe von Offenburg stammende Chrobok besticht vor allem durch seine Vielseitigkeit. Ganz besonders zu sehen war das in der vergangenen Saison, als Wohlfarth verletzungsbedingt die Stürmer ausgingen. Auf einmal tauchte in der Angriffsmitte der Name Chrobok auf, der eigentlich im Mittelfeld seinen Platz hat. Was leicht verzweifelt aussah, entpuppte sich als effektiver Schachzug. Chrobok fügte sich prima ein, lieferte und traf. Am Ende kam er auf sieben Saisontore. Unter anderem traf er beim verrückten 4:4 gegen die Stuttgarter Kickers in Degerloch. „Das ist zwar nicht meine Lieblingsposition“, sagt Chrobok über die Sturmspitze, er spiele aber dort, wo ihn der Trainer aufstelle. Auch, wenn er von der Bank komme, gebe er immer 100 Prozent.
Nach Ravensburg geholt hat ihn einst Trainer Wolfram Eitel zur Saison 2017/18. Da war Chrobok mit dem Offenburger FV gerade aus der Oberliga abgestiegen. Weil er just in diesem Moment nach der Schule sich aufmachte, in Konstanz Wirtschaft und Sport auf Lehramt zu studieren, war er für die Anfrage vom Ligakonkurrenten Ravensburg empfänglich – und sagte einem Wechsel aus Südbaden nach Oberschwaben zu. Zuerst war Steffen Wohlfarth noch Chroboks Mannschaftskollege. Doch das sollte sich bald ändern, nachdem Eitel ging und Wohlfarth zunächst als Spielertrainer übernahm. An der Bedeutung Chroboks für die Mannschaft änderte sich auch unter dem neuen Coach nichts. Im Mittelfeld bekam er regelmäßig seine Einsätze – wenn er auch bei der Hälfte seiner 25 Einsätze eingewechselt wurde.
In seiner zweiten Saison kam Max Chrobok auf 29 Spiele. Besonders in der zweiten Saisonhälfte, in der er aushilfsweise die Mittelstürmerposition ausfüllte, war er nicht mehr wegzudenken. In die Spielzeit 2019/20 startete Chrobok mit zwei Einsätzen gegen die Kickers und in Dorfmerkingen, beide Partien gingen verloren. So musste der Mittelfeldmann mit einem Negativerlebnis nach Madrid aufbrechen. Dort nämlich zog es ihn zum Auslandssemester hin. Und ausgerechnet dort entschied sich sein weiterer Verbleib beim FV Ravensburg.
Als ihn Steffen Wohlfarth und ein paar Mannschaftskollegen in der spanischen Hauptstadt besuchten, kam der Trainer plötzlich mit der Frage auf Chrobok zu, ob er verlängern wolle. „Da brauchte es nicht viele Gespräche. Ich wollte ja selber gerne bleiben“, erinnert sich Chrobok an den Moment, der seine nahe Zukunft als Fußballer entschied. Warum der FV? „Wir haben eine überragende Mannschaft, mit coolen Typen“, sagt Chrobok.
Mit dem guten Geist von Madrid kam er im neuen Jahr nach Ravensburg zurück. Mit dem inzwischen ganz vorne mitspielenden FV wollte er noch einmal richtig durchstarten.
Doch es wurden wieder nur zwei Spiele. Nach der Niederlage in Freiberg und dem Sieg gegen Nöttingen stand die Partie in Oberachern an. Chrobok entschied sich, zuvor in der Offenburger Heimat zu übernachten und direkt zur Mannschaft zu stoßen. Dann brach die Corona-Krise herein, das Spiel wurde abgesagt, die Saison unterbrochen – und Chrobok blieb, wo er war.
Dort, in der Nähe von Offenburg, ist er auch heute, weit mehr als sechs Wochen nach der plötzlichen Unterbrechung. Mit den Mannschaftskollegen und Trainer Wohlfarth ist er trotzdem ständig in Kontakt, über eine WhatsApp-Gruppe, in der auch der individuelle Trainingsplan eingestellt wird. Um sich sonst die Zeit zu vertreiben – denn auch der Start des neuen Semesters in Konstanz ist mindestens auf Ende April verschoben – hilft Max Chrobok im Fensterbaubetrieb seiner Mutter aus, erledigt hin und wieder kleinere Büroarbeiten.
Große Hoffnung, dass er schnell wieder auf den Fußballplatz kommt, hat er nicht. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Ich denke, dass diese Saison nicht mehr angepfiffen wird“, sagt Chrobok. Ein kleiner Trost: Immerhin weiß er, dass er weiterhin beim FV Ravensburg spielen wird.
„Da brauchte es nicht viele Gespräche. Ich wollte ja selber gerne bleiben.“
Max Chrobok