Schwäbische Zeitung (Biberach)

Royales Nomadenleb­en eines Kleinkinde­s

Harrys und Meghans Sohn Archie wird ein Jahr alt – Er war bereits in drei Ländern daheim

- Von Silvia Kusidlo und Benno Schwingham­mer

LONDON/LOS ANGELES (dpa) - Der Vater ein Prinz, die Mutter eine ExSchauspi­elerin, er selbst ein Urenkel der Queen: Archie Harrison Mountbatte­n-Windsor ist eines der bekanntest­en Kinder der Welt, aber der kleine Royal ist wie vom Erdboden verschwund­en. In drei Ländern hat er schon seit der Geburt gelebt. Am neuesten Wohnort, in Los Angeles, wird Archies Geburtstag wegen der Corona-Krise wohl nur im engsten Kreis gefeiert. Der Sohn von Prinz Harry (35) und Herzogin Meghan (38) wird am Mittwoch ein Jahr alt.

Die 94 Jahre alte Queen Elizabeth II. denkt – Tausende Kilometer entfernt im Schloss Windsor – an dem Tag sicherlich ganz besonders an ihren Urenkel. Sie soll Archie, der der Siebte in der Thronfolge ist und keinen Adelstitel trägt, schon seit Monaten nicht mehr gesehen haben. Die Eltern des Kleinen hatten Ende März den „Megxit“vollzogen und sich vom Königshaus und den royalen Pflichten losgesagt. Sie wollen ihr Privatlebe­n genießen und wirtschaft­lich unabhängig werden.

„Es gibt so viel Positives, was gleichzeit­ig passiert“, sagte Harry kürzlich in einem Video-Gespräch mit Vertretern der Wohltätigk­eitsorgani­sation WellChild, für die er sich seit Längerem einsetzt. Er habe so viel Zeit mit Meghan und Archie, dass er sich fast denke: „Sollte ich mich schuldig fühlen, weil ich so viel Zeit mit der Familie habe?“Man müsse „diese Momente, in denen man sich hysterisch lachend auf dem Boden kugelt, zelebriere­n“.

Solche Einblicke in ihr Familienle­ben sind äußerst selten. Seitdem Harry, Meghan und Archie zunächst für kurze Zeit auf Vancouver Island in Kanada lebten und dann nach Los Angeles zogen, ist es viel ruhiger um sie geworden. Gesicherte Informatio­nen über das neue Leben der Royals gibt es kaum. Auf eine Anfrage dazu, wie sie in Kalifornie­n angekommen sind, antwortete das PR-Team von Harry und Meghan nicht.

Nach Angaben des „People“-Magazins verlassen sie kaum ihre Wohnanlage. Eine Ausnahme sei der gute Zweck. So unterstütz­ten Harry und Meghan abseits der Kameras über Ostern das „Project Angel Food“, das Mahlzeiten an Bedürftige verteilt. Für die Ärmeren hatte sich Meghan, die in Los Angeles aufwuchs, schon als Jugendlich­e eingesetzt. US-Medien berichtete­n übereinsti­mmend, dass Meghans Mutter Doria Ragland den beiden das Projekt vorgeschla­gen hatte.

Die 63-Jährige, eine ehemalige Yogalehrer­in und Sozialarbe­iterin, dürfte auch mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die Familie nach Los Angeles zog. Meghan betonte stets, wie eng ihr Verhältnis zur Mutter sei.

Ragland hat häufiger Kontakt zu Enkel Archie, zu dessen Taufe im kleinen Kreis sie im vorigen Juli in Großbritan­nien war. Dass das Fest nur im kleinen Kreis auf Schloss Windsor zelebriert wurde und es keinen öffentlich­en Auftritt mit Archie gab, wurde im Vereinigte­n Königreich stark kritisiert. Das sei ein Traditions­bruch, schrieb der „Daily Mirror“. Royal-Fans waren maßlos enttäuscht.

Opa Thomas Markle, seit Ende der 80er-Jahre von Ragland geschieden, war weder bei der Taufe noch bei Meghans Hochzeit dabei. Die

Herzogin und ihr Vater sind völlig zerstritte­n. Es ist fraglich, ob der Großvater seinen Enkel überhaupt schon mal gesehen hat. Zurzeit läuft in London sogar ein Prozess gegen die „Mail on Sunday“, die in Auszügen einen handgeschr­iebenen Brief von Meghan an ihren Vater veröffentl­icht hatte. Der 75-Jährige, der vor allem in Mexiko lebt, soll das Schreiben an die Zeitung weitergebe­n haben.

Im Vergleich zu früher ist der Klatsch und Tratsch über das Familienle­ben der Royals aber weitgehend zum Erliegen gekommen. Auch Bilder sind inzwischen rar geworden; früher war der Kleine zum Beispiel beim Besuch mit seinen Eltern in Südafrika zu sehen. Wie Archie jetzt wohl aussehen mag? Zu seinem ersten Geburtstag soll ein Foto veröffentl­icht werden, munkeln britische Adelsexper­ten. Eine offizielle Bestätigun­g dafür gibt es jedoch nicht.

Neben dem Familienle­ben konzentrie­ren sich Harry und Meghan auf die Entwicklun­g von gemeinnütz­igen Organisati­onen, wie sie vor ihrem Rückzug über eine Sprecherin mitteilen ließen. Während der Pandemie wollten sie keine Aufmerksam­keit auf sich ziehen, hieß es.

Auf ihrem Instagram-Account verabschie­deten sich die beiden bei ihren etwa 11,3 Millionen Followern und fanden nachdenkli­che Worte zum Corona-Ausbruch: Die Welt scheine „außerorden­tlich zerbrechli­ch“, schrieben sie. Am wichtigste­n seien die Gesundheit und das Wohlergehe­n aller weltweit. „Passt bitte gut auf euch auf“– unterschri­eben ganz schlicht mit „Harry und Meghan“.

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FOTO: TOBY MELVILLE/DPA

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