Schwäbische Zeitung (Biberach)
So trotzt die Sozialgenossenschaft der Coronakrise
Betreuung der hilfsbedürftigen Mitglieder hat Vorrang – Engpässe könnten drohen
BIBERACH (sz) - Sie sind in mehr als 150 Haushalten und bei einer Vielzahl von Einzelpersonen mit mehr als 70 Helfern in Biberach und dem Umland unterwegs, die Mitarbeiter und Helfer der Bürgersozialgenossenschaft Biberach, organisiert von einem kleinen Büro in der Schwanenstraße.
In diesen ungewöhnlichen Zeiten kommt es neben der praktischen Hilfe vor allem auch auf das soziale Miteinander und die menschliche Zuwendung an. In der Gemeinschaft denkt man immer auch an den Nächsten, der vielleicht noch stärker betroffen sein könnte. Rücksichtnahme und Verständnis für organisatorische Prioritäten sind überall zu spüren, so erläutern die Verantwortlichen.
„Natürlich gibt es auch eine Reihe von dringenden Fragen, die wir über eine eigens eingerichtete Hotline beantworten“, erklärt Vorsitzender Hubertus Droste mit Verweis auf Mirka Radulovic, die diese Aufgabe von zu Hause aus steuert.
Das Büro in der Schwanenstraße 10 ist aus Vorsorge bis auf Weiteres für den Publikumsverkehr geschlossen, die Mitarbeiter sind über Telefon und E-Mail entweder zu Hause oder im Büro erreichbar und halten so den Betrieb aufrecht. „Auch bei uns ist Homeoffice ein wichtiges Thema geworden, hilft es doch auch, enge Büros zu entzerren und die empfohlenen Abstände zwischen den Arbeitsplätzen einzuhalten“, erläutert Vorstandsmitglied Alfred Groner, der auch für die Arbeitssicherheit verantwortlich ist.
Vorrang hat in diesen Tagen allerdings die Betreuung der hilfsbedürftigen Mitglieder außerhalb des Büros, vor allem jene Mitmenschen, die sich schwertun, ihren Alltag allein, ohne fremde Hilfe zu regeln und zu gestalten. Diese Gruppe, zu der auch immer mehr demente Personen zählen, ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Wenn anfangs die Hilfen einmal in der Woche ausreichten, sind heute oftmals mehrere Tage in der Woche an Unterstützungsleistungen notwendig. Dabei geht es um ganz einfache Dinge wie Einkaufen, Arztbesuche, Spazierengehen, Unterhalten bis hin zu Haushaltsführung und Kochen. An Hilfskräften fehlt es der Genossenschaft nicht, notfalls übernehmen angestellte Kräfte die Arbeit.
Auch die seit dem vergangenen Jahr aufgebaute Rundum-Betreuung, die mittlerweile um die fünf Personen in engster häuslicher Betreuung umfasst, entwickelt sich stabil weiter. Hier könnte es bei längerem Andauern der Krise allerdings zu Engpässen kommen, weil durch die weitgehenden Bewegungsbeschränkungen neue Kräfte zunächst nicht nach Deutschland kommen können. Zurzeit herrscht aber noch keine Not, weil umgekehrt die hier tätigen Kräfte Deutschland auch nicht verlassen können oder wollen. Anfang der Woche konnte die Sozialgenossenschaft sogar noch eine Rundum-Betreuung zusätzlich übernehmen.
In diesen kritischen Situationen mit einem hohen Grad an Verunsicherung fühlten sich die Mitglieder von ihrer Genossenschaft „gut betreut, weil sich alle Mitarbeiter engagiert und nachhaltig einsetzen“, teilt der Vorstand mit.