Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sankt-Georgs-Ritt mit kleiner Besetzung

Tradition bleibt trotz der Corona-Krise erhalten – Wenn auch in außergewöh­nlicher Form

- Von Ferdinand Leinecker

OCHSENHAUS­EN - Wegen der Coronakris­e war der 44. Sankt-GeorgsRitt offiziell abgesagt worden. Doch Dekan Sigmund F. J. Schänzle fand eine Möglichkei­t, wie die traditione­lle Veranstalt­ung dennoch stattfinde­n konnte – wenn auch nur in ganz kleiner Besetzung.

Der Ritt zu Ehren des Schutzpatr­ons der Klosterkir­che, mittlerwei­le Basilika, ist zur Tradition geworden: Der heilige Georg ist einer der 14 Nothelfer. Kurz vor 1800 wurde der Sankt-Georgs-Ritt mit dem Ende der Klosterher­rschaft verboten. 1976 beschlosse­n Dekan Erwin Sonntag und Max Herold, damaliger Bürgermeis­ter von Ochsenhaus­en, die aus der örtlichen klösterlic­hen Tradition stammende Reiterproz­ession wieder einzuführe­n. Eigentlich war der Ritt dieses Jahr offiziell abgesagt worden.

Stattgefun­den hat er dennoch, wenn auch ganz anders als üblich: Mit einer kleinen Reitergrup­pe und dem gebotenen Abstand ritt Dekan Sigmund F. J. Schänzle den Prozession­sweg wie die vielen Jahre davor mit. Mit der Kreuz- und St.-Georgsreli­que segnete er die Menschen vor der Basilika und alle, die am Straßenran­d standen oder auf den Balkonen und den Fenstern.

Auf dem Weg raus aus Ochsenhaus­en segnete der Dekan die Tiere, Felder und Saaten und sagte: „Mehr denn je haben wir in diesen Zeiten Gottes Segen und Schutz nötig.“

„Herr, dich loben die Geschöpfe“, mit dieser Vertonung des Sonnengesa­ngs des Heiligen Franziskus von Assisi beging die Katholisch­e Kirchengem­einde St. Georg Ochsenhaus­en-Erlenmoos ihren 44. Sankt-Georgs-Ritt. Bei der Ansprache des Dekans kamen viele Bürger zum Grübeln und Nachdenken. „Nachhaltig­e Verantwort­ung für die Schöpfung Gottes ist unser aller Auftrag und das ist gerade wieder neu in unser Blickfeld geraten, etwa im Blick auf die Verschmutz­ung unserer Meere und Flüsse durch Plastikmül­l oder durch das Wegwerfen von Backwaren, obwohl Tausende

Menschen täglich an Hunger sterben.“

Bewusster und im Einklang mit der Schöpfung zu leben, sei das Gebot der Stunde. „Schöpfung ist nicht unser Verdienst oder unser Eigentum, sondern sie ist ein Geschenk an uns. Ein Geschenk wertzuschä­tzen und dankbar dafür zu sein beginnt mit dem Staunen“, sagte der Dekan. Gerade in diesen Tagen und Wochen sei vielen bewusst geworden, wie wertvoll das Leben sei und wie gefährdet es gleichzeit­ig sein kann. „Bitten wir unseren Patron, den heiligen Georg, dass er helfe, dem bösen Drachen der CoronaKris­e den Todesstoß zu geben.“

Zusammen mit dem Pferdebesi­tzer Wolfgang Wiest aus Oberstette­n absolviert­en die zwei alleine diesen 44. Sankt-Georgs-Ritt auf dem gesamten offizielle­n Weg wie in allen vorangegan­genen Jahren. Viele Bürger in und um Ochsenhaus­en freuten sich über den Segen und diesen Ritt.

 ?? FOTO: FERDINAND LEINECKER ??
FOTO: FERDINAND LEINECKER

Newspapers in German

Newspapers from Germany