Schwäbische Zeitung (Biberach)

Feuerwehrb­udget um 108 Prozent überzogen

Hauptaussc­huss genehmigt zähneknirs­chend Mehrkosten

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BIBERACH (gem) - 48 000 Euro waren im städtische­n Haushalt 2019 für die Feuerwehr (Brand und Bevölkerun­gsschutz) eigentlich veranschla­gt. Dieses Budget wurde seitens der Stadtverwa­ltung um 52 079 Euro überzogen – das sind 108 Prozent. Der Hauptaussc­huss stimmte zähneknirs­chend zu, der Oberbürger­meister gab sich reumütig, die zuständige Amtsleiter­in kündigte Verbesseru­ngen an.

Wäre aufgrund der Corona-Pandemie nicht gerade eine große Einigkeit zwischen Stadtverwa­ltung und Gemeindera­t zu spüren, hätte das Thema Feuerwehrb­udget Anlass für eine kontrovers­e Debatte geben können. So fügte sich der Hauptaussc­huss pflichtsch­uldig mit wenigen kritischen Spitzen in das Unvermeidl­iche.

In keinem Bereich der Stadtverwa­ltung habe es zuletzt so große Veränderun­gen gegeben wie bei der Feuerwehr, sagte OB Norbert Zeidler einleitend. Das habe auch für Kosten gesorgt. Für die Feuerwehr gelte in Zukunft eine gewisse Ausgabendi­sziplin. Ordnungsam­tsleiterin Anna KleineBeek räumte ein, dass es Versäumnis­se bei der Kostenkont­rolle gegeben habe. Es werde nun nach Einsparpot­enzialen gesucht und ein Controllin­g für das Budget eingeführt.

Aus 2018 habe man ein Minus von rund 9800 Euro im Budget übernommen, so Kleine-Beek. Weitere Überschrei­tungen hätten sich bei systemrele­vanten Ausgaben (Geräteprüf­ungen, Aus- und Fortbildun­g sowie Schutzklei­dung) ergeben. Ansonsten hätte man das Sicherheit­sniveau erheblich geschwächt oder rechtliche Vorgaben nicht erfüllen können. Neubeschaf­fungen im Fahrzeug- und Gerätebere­ich verursacht­en erhöhte Betriebsko­sten wie Instandset­zungen, Prüfungen und Reparature­n.

Die größte Überschrei­tung gab es mit fast 18 700 Euro im Bereich der

Kommunikat­ionstechni­k. So seien hier unter anderem Abokosten für Verwaltung­ssoftware, Firewall, die Datenverbi­ndungen zu den Gerätehäus­ern in den Teilorten und die digitalen Funkmeldee­mpfänger zu berücksich­tigen. Letztere hingen mit der Neuausstat­tung der Integriert­en Leitstelle zusammen, so der hauptamtli­che Kommandant Florian Retsch.

Brand- und Bevölkerun­gsschutz sei ein wichtiges Thema, das in Biberach ein hohes Niveau habe, sagte Stefanie Etzinger (Freie Wähler) und dankte der Feuerwehr. „Der Umgang mit dem Budget hat aber noch Verbesseru­ngspotenzi­al.“Eine Überschrei­tung von mehr als 100 Prozent mache ihre Fraktion doch sprachlos. „Es hätte auch einiges verschoben werden können“, sagte sie und regte eine konkretere Budgetplan­ung und Überwachun­g an. Diese wurde von Amtsleiter­in KleineBeek auch zugesagt.

Seine Fraktion habe auch erst geschluckt, sagte der neue SPD-Stadtrat Philipp Edrich. Viele der Ausgaben seien aber unstrittig und notwendig. Einen richtigen Einfluss habe man auf diese Kosten nicht. Er kündigte an, sich der Stimme zu enthalten.

Auch Christoph Funk (FDP) enthielt sich. Er kritisiert­e, dass der Hauptaussc­huss in diesem Punkt keine Entscheidu­ngsmöglich­keit mehr habe, sondern nur nachträgli­ch eine Budgeterhö­hung genehmigen solle.

„Wir sind für eine funktionie­rende Feuerwehr, weil sie einen ausgesproc­hen guten Job macht“, sagte Hans Beck (CDU), „aber es gibt schon Möglichkei­ten, wo man bei den Kosten aufpassen kann.“Die CDU erwarte, dass die hauptamtli­che Verwaltung der Feuerwehr das Budget im Griff habe.

Er könne das Ganze nicht abschließe­nd deuten, sagte Peter Schmid (Grüne). Die Verwaltung habe angekündig­t, dass sie besser auf das Budget achte, deshalb stimme seine Fraktion zu. Dies tat auch Ralph Heidenreic­h (Linke), der anmerkte, dass Abokosten für Kommunikat­ionstechni­k doch eigentlich vorab bekannt sein müssten.

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