Schwäbische Zeitung (Biberach)

Konfirmand­en gewinnen Preis

Warum Jugendlich­e aus Warthausen und der Region ausgezeich­net wurden

- Von Rebekka Eyrich

WARTHAUSEN - Wann und wie die Konfirmati­on in diesem Jahr gefeiert wird, das steht wegen der Corona-Krise noch nicht fest. Fertig für das Fest mit dem unbestimmt­en Datum sind aber die Denksprüch­e der Konfirmand­en in Warthausen. Dafür wurden die Jugendlich­en aus dem vorherigen Jahrgang jetzt sogar mit einem Preis ausgezeich­net.

Oft wählt der Pfarrer für jeden Jugendlich­en einen Bibelvers aus, der ihm am Tag der Konfirmati­on mit auf den weiteren Lebensweg gegeben wird. Nicht so in Warthausen: Dort haben sich die Mädchen und Jungen selbst Gedanken um die wegbegleit­enden Worte gemacht. Ausgangspu­nkt war ein persönlich­er Fingerabdr­uck.

Ob schief, mit zu viel Farbe oder nur ganz schwach zu erkennen. Was könnte aus dem Fingerabdr­uck werden? Ein Vogel? Ein Boxer? Eine Schildkröt­e? Und welcher Denkspruch passt dazu? Die Jugendlich­en schauen sich das Blatt mit ihren Fingerabdr­ücken an, versuchen, ihnen ein Gesicht zu geben. Der Abdruck ganz oben gleicht einer Rakete und ein anderer könnte doch ein Vogel sein. Mit wenigen Kulistrich­en entstehen kleine Figuren, anhand derer später die Denksprüch­e zur Konfirmati­on ausgesucht werden sollen.

Gemeinsam schauen sich die Konfirmand­en die Motive an, verpassen dem Boxer Schlagwort­e wie Kraft, Stärke oder Sieg. Im Gesangbuch bei den Psalmen werden die jungen Leute fündig: „Die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn behält den Sieg“aus Psalm 118 steht jetzt unter dem Boxer.

Pfarrer Hans-Dieter Bosch hat bereits mit dem vorangegan­genen Konfirmand­enjahrgang diese kreative Form gewählt, um dem Denkspruch auf die Spur zu kommen. Einerseits erreiche er damit eine viel größere Identifika­tion mit dem Bibelwort zu diesem wichtigen Ereignis. „Früher habe ich traditione­lle Bilder ausgesucht, beispielsw­eise von Rembrandt oder Dalí. Das ist ein weiter Weg, das an die Konfirmand­en heranzubri­ngen“, sagt Bosch. Ganz anders dagegen der Fingerabdr­uck, der ja nicht nur ein Farbklecks, sondern „etwas persönlich­es ist und zur Identität eines jeden Jugendlich­en gehört“. So werde das Motiv und der Spruch auf einmal Teil der Konfirmand­en.

Ein anderer Grund für die intensive Beschäftig­ung mit Motiv und Denkspruch liege im weitläufig­en Einzugsgeb­iet der Kirchengem­einde. 13 große Ortschafte­n gehören dazu. „Selten kennen sich die Konfirmand­en untereinan­der“, erläutert der Seelsorger. Kaum jemand geht in dieselbe Klasse, weil die Konfirmand­en Schulen in Laupheim, Biberach oder gar Ulm besuchen. „Da ist es gut, ein Projekt zu haben, das die Jugendlich­en zusammenbr­ingt“, sagt der 59-Jährige.

Dazu trägt sicherlich auch die gemeinsame Suche nach Schlagwört­ern bei. Mit dem Beamer werden die Motive, die aus den Fingerabdr­ücken entstanden sind, auf die Leinwand geworfen. Drei auf drei Meter groß werden dann die wenigen Zentimeter großen Abdrücke. „Jeder steht einmal im Mittelpunk­t“, erläutert der Pfarrer. Die anderen überlegen: Freiheit, fliegen, singen – das passt doch zum dargestell­ten Vogel. Am Ende steht unter dem kleinen Tier: „Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut“aus Psalm 13. Bei anderen Motiven ist es nicht so einfach, dann macht sich Pfarrer Bosch auch manchmal per Suchmaschi­ne im Internet auf die Suche und schlägt einen Vers vor. „Die Konfirmand­en sind sehr kritisch, haben den Anspruch, dass der Spruch auch passt. Sie sind nicht mit allem einverstan­den“, erläutert Bosch. Das gefällt, dem Pfarrer, der sieht, wie die jungen Leute zunächst konzentrie­rt im Gesangbuch bei den Psalmen nachschaue­n, was denn zu ihrem Motiv passen könnte.

„Ich war am Anfang skeptisch und hätte nicht erwartet, dass ich das hinbekomme“, sagt Malte Kußmaul. Schließlic­h sei er im Fach Bildende Kunst nicht gerade ein Einser-Schüler. Aus seinem Fingerabdr­uck ist eine Schildkröt­e mit offenem Mund entstanden. Sein Bibelvers dazu lautet: „Herr, du bist mein Schutz und mein Schild; ich hoffe auf dein Wort.“Auch Leonie Kolls fand die Idee sofort interessan­t. „Es ist aber gar nicht so einfach“, schildert die 13-Jährige. So schlicht die Bilder am Ende wirkten, so schwierig sei es, mit ein paar wenigen Strichen ein Motiv daraus zu entwerfen und später auch noch einen passenden Bibelvers zu finden. Aber: „Den Spruch kann ich mir so viel besser merken“, sagt die junge Frau.

Den Pfarrer freut’s: „Es macht mir Spaß.“Auch wenn das bedeutet, bis zu 35 kleine Motive einzuscann­en und mit einem Bildbearbe­itungsprog­ramm zu vergrößern. Das kostet Zeit, hat aber ein beeindruck­endes Ergebnis zur Folge. Das fand auch die Jury der Württember­gischen Bibelgesel­lschaft. Zum Einsendesc­hluss hatte Bosch das Projekt für den Bibelpreis eingereich­t. Prompt gewannen die Jugendlich­en, die bereits im vergangene­n Jahr Konfirmati­on gefeiert haben, den „Sonderprei­s Konfirmand­en“und damit ein Preisgeld von 1000 Euro.

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FOTOS: REBEKKA EYRICH
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