Schwäbische Zeitung (Biberach)
Konfirmanden gewinnen Preis
Warum Jugendliche aus Warthausen und der Region ausgezeichnet wurden
WARTHAUSEN - Wann und wie die Konfirmation in diesem Jahr gefeiert wird, das steht wegen der Corona-Krise noch nicht fest. Fertig für das Fest mit dem unbestimmten Datum sind aber die Denksprüche der Konfirmanden in Warthausen. Dafür wurden die Jugendlichen aus dem vorherigen Jahrgang jetzt sogar mit einem Preis ausgezeichnet.
Oft wählt der Pfarrer für jeden Jugendlichen einen Bibelvers aus, der ihm am Tag der Konfirmation mit auf den weiteren Lebensweg gegeben wird. Nicht so in Warthausen: Dort haben sich die Mädchen und Jungen selbst Gedanken um die wegbegleitenden Worte gemacht. Ausgangspunkt war ein persönlicher Fingerabdruck.
Ob schief, mit zu viel Farbe oder nur ganz schwach zu erkennen. Was könnte aus dem Fingerabdruck werden? Ein Vogel? Ein Boxer? Eine Schildkröte? Und welcher Denkspruch passt dazu? Die Jugendlichen schauen sich das Blatt mit ihren Fingerabdrücken an, versuchen, ihnen ein Gesicht zu geben. Der Abdruck ganz oben gleicht einer Rakete und ein anderer könnte doch ein Vogel sein. Mit wenigen Kulistrichen entstehen kleine Figuren, anhand derer später die Denksprüche zur Konfirmation ausgesucht werden sollen.
Gemeinsam schauen sich die Konfirmanden die Motive an, verpassen dem Boxer Schlagworte wie Kraft, Stärke oder Sieg. Im Gesangbuch bei den Psalmen werden die jungen Leute fündig: „Die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn behält den Sieg“aus Psalm 118 steht jetzt unter dem Boxer.
Pfarrer Hans-Dieter Bosch hat bereits mit dem vorangegangenen Konfirmandenjahrgang diese kreative Form gewählt, um dem Denkspruch auf die Spur zu kommen. Einerseits erreiche er damit eine viel größere Identifikation mit dem Bibelwort zu diesem wichtigen Ereignis. „Früher habe ich traditionelle Bilder ausgesucht, beispielsweise von Rembrandt oder Dalí. Das ist ein weiter Weg, das an die Konfirmanden heranzubringen“, sagt Bosch. Ganz anders dagegen der Fingerabdruck, der ja nicht nur ein Farbklecks, sondern „etwas persönliches ist und zur Identität eines jeden Jugendlichen gehört“. So werde das Motiv und der Spruch auf einmal Teil der Konfirmanden.
Ein anderer Grund für die intensive Beschäftigung mit Motiv und Denkspruch liege im weitläufigen Einzugsgebiet der Kirchengemeinde. 13 große Ortschaften gehören dazu. „Selten kennen sich die Konfirmanden untereinander“, erläutert der Seelsorger. Kaum jemand geht in dieselbe Klasse, weil die Konfirmanden Schulen in Laupheim, Biberach oder gar Ulm besuchen. „Da ist es gut, ein Projekt zu haben, das die Jugendlichen zusammenbringt“, sagt der 59-Jährige.
Dazu trägt sicherlich auch die gemeinsame Suche nach Schlagwörtern bei. Mit dem Beamer werden die Motive, die aus den Fingerabdrücken entstanden sind, auf die Leinwand geworfen. Drei auf drei Meter groß werden dann die wenigen Zentimeter großen Abdrücke. „Jeder steht einmal im Mittelpunkt“, erläutert der Pfarrer. Die anderen überlegen: Freiheit, fliegen, singen – das passt doch zum dargestellten Vogel. Am Ende steht unter dem kleinen Tier: „Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut“aus Psalm 13. Bei anderen Motiven ist es nicht so einfach, dann macht sich Pfarrer Bosch auch manchmal per Suchmaschine im Internet auf die Suche und schlägt einen Vers vor. „Die Konfirmanden sind sehr kritisch, haben den Anspruch, dass der Spruch auch passt. Sie sind nicht mit allem einverstanden“, erläutert Bosch. Das gefällt, dem Pfarrer, der sieht, wie die jungen Leute zunächst konzentriert im Gesangbuch bei den Psalmen nachschauen, was denn zu ihrem Motiv passen könnte.
„Ich war am Anfang skeptisch und hätte nicht erwartet, dass ich das hinbekomme“, sagt Malte Kußmaul. Schließlich sei er im Fach Bildende Kunst nicht gerade ein Einser-Schüler. Aus seinem Fingerabdruck ist eine Schildkröte mit offenem Mund entstanden. Sein Bibelvers dazu lautet: „Herr, du bist mein Schutz und mein Schild; ich hoffe auf dein Wort.“Auch Leonie Kolls fand die Idee sofort interessant. „Es ist aber gar nicht so einfach“, schildert die 13-Jährige. So schlicht die Bilder am Ende wirkten, so schwierig sei es, mit ein paar wenigen Strichen ein Motiv daraus zu entwerfen und später auch noch einen passenden Bibelvers zu finden. Aber: „Den Spruch kann ich mir so viel besser merken“, sagt die junge Frau.
Den Pfarrer freut’s: „Es macht mir Spaß.“Auch wenn das bedeutet, bis zu 35 kleine Motive einzuscannen und mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu vergrößern. Das kostet Zeit, hat aber ein beeindruckendes Ergebnis zur Folge. Das fand auch die Jury der Württembergischen Bibelgesellschaft. Zum Einsendeschluss hatte Bosch das Projekt für den Bibelpreis eingereicht. Prompt gewannen die Jugendlichen, die bereits im vergangenen Jahr Konfirmation gefeiert haben, den „Sonderpreis Konfirmanden“und damit ein Preisgeld von 1000 Euro.