Schwäbische Zeitung (Biberach)
Freiluftsport steht vor Wiedereinstieg
Ab kommenden Montag, 11. Mai, ist er unter bestimmten Bedingungen wieder erlaubt
BIBERACH - Die Politik hat grünes Licht gegeben – auch in Baden-Württemberg wird Breiten- und Leistungssport im Freien und unter strengen Infektionsschutzvorgaben ab kommenden Montag, 11. Mai, wieder möglich. Davon betroffen sind insbesondere Freiluftsportarten wie Leichtathletik, Tennis, Golf oder der Reitsport. Auch bei den Schwimmern gibt es Neuigkeiten: Athletinnen und Athleten mit Landeskaderstatus dürfen auch in Hallen und Schwimmbädern wieder trainieren. „Sport und Bewegung sind essenziell für ein ausgeglichenes und gesundes Leben. Deshalb sind wir froh, diesen Schritt ermöglichen zu können“, sagte die auch für den Sport zuständige Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Tennis:
Der Tennisverein Biberach-Hühnerfeld ist gut vorbereitet auf den Startschuss, am kommenden Montag wieder loslegen zu dürfen. „Wir haben die notwendigen Maßnahmen getroffen und werden alle Hygienevorschriften einhalten“, sagt TVB-Vorsitzender Rudi Sommer. Endlich habe die Politik reagiert. Kleinere Probleme bei den fünf Plätzen auf der Vereinsanlage sollen noch behoben werden. Seit dem 18. März ruhte der Sport beim Verein. Alle Mitglieder hätten seitdem mit den Hufen wie unter einem Dampfkessel gescharrt, wann man endlich wieder spielen könne, so Sommer. Vor allem einigen Eltern von tennisspielenden Kindern und Jugendlichen sei es nicht schnell genug gegangen. Die fehlenden Trainingszeiten wurden zum Problem. „Es hat auch Austritte gegeben“, räumt Rudi Sommer ein.
Besonders enttäuscht sei er von der Kommunikation von Landesregierung, Sportministerin und teilweise auch des Württembergischen Tennisbunds (WTB). „Da sind immer wieder neue Meldungen kolportiert worden, die zur Verunsicherung beigetragen haben. Deshalb sind wir jetzt besonders froh, dass wir wissen, woran wir sind“, stellt Sommer fest. Zudem gewänne man wohl durch das angesagte schlechte Wetter ab Montag noch ein paar Tage der Vorbereitung. Was den Wettkampfsport angehe, sehe er lediglich die Mannschaften ab 60 Jahren, die darauf verzichten wollen. „Je jünger die Spieler und Spielerinnen sind, desto weniger wird problematisiert. Die wollen alles, trainieren und vor allem spielen.“Auf Doppel- und Gruppenspiele
werde selbstverständlich weiter verzichtet, so Rudi Sommer.
Leichtathletik:
„Ich freue mich für die Leichtathletik-Vereine, dass sie wieder trainieren dürfen. Darauf dürften viele hingefiebert haben“, sagt Lotte Obrist, Vorsitzende des Leichtathletik-Kreises Biberach. „Ich persönlich hoffe, dass die Freigabe des Trainingsbetriebs unter Auflagen nicht zu früh erfolgt ist mit Blick auf die Corona-Situation.“Jetzt gelte es für die Vereine, die Vorgaben des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport verantwortungsvoll umzusetzen. „Besonders die Abstandsund Hygieneregeln müssen eingehalten werden“, sagt Lotte Obrist. „Der Schutz der Gesundheit für alle Athleten und Trainer hat oberste Priorität – gerade noch mehr in Zeiten der Corona-Krise.“
Die Freude bei den Leichtathleten der TG Biberach ist laut Trainer Wolfgang Weiß groß, dass sie ab voraussichtlich Montag wieder im Stadion trainieren dürfen. Bislang hätten die leistungsorientierten TG-Athleten individuell trainiert, nach Plänen, die er und die Co-Trainer Christian Betz und Michael Zeiler erstellt hatten. „Die Athleten haben jeweils eine Rückmeldung gegeben. Techniktraining für einzelne Disziplinen war natürlich nicht möglich seit Mitte März. Es wird aber jetzt nicht bei Null begonnen“, so Wolfgang Weiß. Dass jetzt wieder in Kleingruppen von maximal fünf Leuten bei Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln trainiert werden könne sei gut. Gerade auch für die Motivation der Athleten, die sich jetzt vor allem auch wieder sehen können.
Wie genau im Stadion trainiert werden könne, müsse noch mit der
Stadt abgeklärt werden. „Das größere Problem ist vielmehr, wie es künftig mit den Trainingsgruppen laufen wird, die bei den Jugendlichen und Erwachsenen bislang bis zu 20 Leute groß waren. Bei den Kindern waren sie noch größer“, erläutert Wolfgang Weiß. Bei den Jugendlichen und Erwachsenen kriege man das schon hin, deutlich schwerer werde dies bei den Kindern in den Schülerklassen. „Da müssen wir uns noch einige Gedanken machen“, sagt der TG-Trainer. „Den detaillierten Ablauf des Trainingsbetriebs werden wir im Trainerteam und in Absprache mit der Abteilungsleitung festlegen – immer unter strengster Beachtung der Vorgaben des Ministeriums, des Württembergischen Leichtathletikverbands und der Stadt Biberach.“
Dass in diesem Jahr noch Wettkämpfe stattfinden werden, glaubt Wolfgang Weiß derweil nicht aufgrund der Corona-Situation. „Dass wenigstens wieder trainiert werden kann, ist aber schon ein Fortschritt.“
Reiten:
„Alles, was in Richtung Lockerung geht, ist positiv“, sagt Peter Hofstadt, Vorsitzender des Pferdesportkreises (PSK) Biberach. Die
Einschränkung, dass nur im Freien trainiert und Unterricht gegeben werden darf, macht die Umsetzung der Lockerungen laut dem 63-Jährigen aber durchaus nicht einfach. Nicht jeder der 32 Vereine im PSK Biberach habe einen Außenplatz, um die Vorgaben in Sachen Unterricht derzeit umsetzen zu können. „Reitunterricht findet zumeist in der Halle statt. Reitsport ist kein Kontaktsport, daher ist die Einschränkung für mich schwierig nachvollziehbar.“
Ob es in diesem Jahr noch Turniere geben wird? „Davon gehe ich aus, ich hoffe es zumindest. Dies ist aber nur realistisch, wenn wieder Zuschauer zugelassen sind. Anders wäre es für die Vereine finanziell nicht umsetzbar“, sagt Peter Hofstadt. „Dass in diesem Jahr noch Kreismeistertitel vergeben werden, ist Stand jetzt höchst unwahrscheinlich.“
Golf:
Auch im Golfclub Reischenhof in Wain ist die Vorfreude auf die kommende Woche sehr groß. „Wir sind sehr froh, dass wir ab Montag unseren 845 Mitgliedern endlich wieder die Möglichkeit bieten können, auf unseren drei 9-Loch-Plätzen zu spielen“, sagt Club-Manager Steffen Augustin und fügt hinzu: „Wir haben jetzt knapp zwei Monate auf diesen Tag gewartet und alle Vorbereitungen getroffen.“Die Plätze seien in einem hervorragenden Zustand, weil sie eben auch acht Wochen nicht benutzt wurden. Die meisten der 20 Mitarbeiter im Club mussten auch in Kurzarbeit gehen. „Auch das ist natürlich ein Grund, warum wir uns sehr freuen über den Restart.“
So viele Schilder und Spender hätte es nochnie gegeben im Club. Alles, was durch mehrere Hände geht, werde desinfiziert. Wichtig sei auch, dass man jetzt nach Startzeiten spielen müsse und ein Flight, also die Gruppe, die auf den Platz geht, nur maximal zwei Personen umfassen darf. „Zudem haben wir zwischen den Flights einen Sicherheitsabstand von 150 bis 200 Metern. Sogar die Fahnen auf dem Green werden desinfiziert, ebenso wie die Ballkörbe. „Die Bälle können auch nicht mehr ins Loch fallen, damit man sie nicht mit der Hand rausholen muss“, nennt Steffen Augustin weitere Maßnahmen, um den Infektionsschutz auf der Anlage maximal zu gewährleisten. Die Gastronomie bleibe zunächst noch geschlossen, ein kleiner Golfladen habe aber geöffnet, der allerdings nur mit Maske betreten werden darf.