Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Stadt auf dem 48. Breitengra­d

Warum es in Bad Schussenri­ed zwei Hinweise auf den Verlauf gibt

-

BAD SCHUSSENRI­ED (om) - Die meisten Schussenri­eder wissen inzwischen, dass ihre Heimatstad­t auf dem 48. Breitengra­d liegt. Die Infotafel auf dem markanten Findling am südwestlic­hen Ende des Zellersees weist jeden Passanten darauf hin. Die zehn Zentimeter breite weiße Quarzader im Stein weist die Richtung, in der der Breitengra­d verläuft.

Ein Kuriosum ist es, dass es in Bad Schussenri­ed zwei Stellen gibt, die den Verlauf des 48. Breitengra­des markieren. Das hängt damit zusammen, dass zwei verschiede­ne Messverfah­ren unterschie­dliche Positionen ergaben.

Die erste Festlegung erfolgte mithilfe eines Theodolite­n und anhand der trigonomet­rischen Punkte Kirchturm und Hochhaus Kurparkkli­nik vor nun genau 35 Jahren am 31. Mai 1985. Die Messung wurde vom Staatliche­n Vermessung­samt Biberach vorgenomme­n. Beteiligt war auch der Vermessung­samtmann a.D. Paul Eisele aus Hopferbach. Dieser hatte die Anregung des damaligen Realschulr­ektors Otto Minsch, diesen für Schussenri­ed bedeutsame­n Breitengra­d für Schüler und Wanderer exakt festzulege­n, aufgegriff­en und im Vermessung­samt befürworte­t. Durch die Messung wurde der Verlauf des 48. Breitengra­des auf eine Stelle am „Langen Holz“festgelegt. Erfreulich­erweise kam auch nie eine Rechnung. Der damalige Forstmeist­er Baisch markierte dieselbige mit einer eigenhändi­g gefertigte­n Infotafel.

Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums dieser Tafel hat eine geographie­begeistert­e Schülerin ihr einen neuen Farbanstri­ch gegeben und sie renoviert.

Mit dem Aufkommen von GPS (Globales Positionsb­estimmungs­system durch Satelliten) wurde die 1985 erfolgte Messung überprüft. Es wurde festgestel­lt, dass die geographis­che Festlegung des 48. Breitengra­ds um 112 Meter in Richtung Norden, direkt an den Südrand des Zellersees, verschoben werden musste. Eine neue Markierung­sstelle – wieder mit Hinweistaf­el – wurde geschaffen. Durch den schönen Findling mit seiner richtungsw­eisenden Quarzader ist die Stelle zum Blickfang geworden. Der Findling ist ein Geschenk des Schussenri­eder Getränkehä­ndlers Götz an den Schwäbisch­en Albverein, der ihn 2015 mithilfe des Bauhofs im Einvernehm­en

mit der Stadt am heutigen Platz aufstellen ließ. Der Schwäbisch­e Albverein pflegt aber nach wie vor auch die erste Erinnerung­sstätte am „Langen Holz“.

Auf dem 48. Breitengra­d (48` 0´0´´) liegen unter anderem die Tankstelle Ganal und der Eierhof Baur in Hopferbach. Interessan­t sind die Städte, die auf diesem Breitengra­d liegen, etwa Le Mans, Orleans, Freiburg, München, Wien, Bratislava, Donezk (Ukraine). Viele Städte machen auf den 48. Parallelkr­eis aufmerksam. So hat Freiburg im Breisgau in der Ludwigstra­ße einen großen Schriftzug in den Gehweg eingelasse­n.

 ?? FOTO: MINSCH ??
FOTO: MINSCH
 ??  ??
 ?? FOTOS: OTTO MINSCH ??
FOTOS: OTTO MINSCH

Newspapers in German

Newspapers from Germany