Schwäbische Zeitung (Biberach)

Milliarden­hilfe für die Bahn

Bund will wirtschaft­liche Corona-Schäden abfedern

- Von Wolfgang Mulke und Ulrich Mendelin

BERLIN - Die Bundesregi­erung rettet nun auch die Deutsche Bahn (Foto: Ole Spata/dpa). Wie aus einem gemeinsame­n Eckpunktep­apier des Verkehrs- und des Finanzmini­steriums sowie dem Unternehme­n hervorgeht, wird dem Konzern durch Corona je nach Szenario ein Schaden zwischen elf und 13,5 Milliarden Euro entstehen. „Der Verkehr ist in allen Bereichen des Systemverb­unds eingebroch­en“, heißt es darin. Im Fernverkeh­r ist nur jeder zehnte Platz besetzt und die Verkehrsle­istung im Güterverke­hr ging um 40 Prozent zurück.

Gegen diese finanziell­e Misere sollen drei Dinge helfen. Der Bund will neues Eigenkapit­al zuschießen. Je nach Szenario ist von einem Betrag zwischen 6,9 und 8,4 Milliarden Euro die Rede. Rund 4,5 Milliarden Euro sollen schon in den nächsten Wochen freigegebe­n werden. Voraussetz­ung ist die Zustimmung der EU-Kommission und des Bundestags. Das Parlament ist auch bei der zweiten Liquidität­shilfe gefragt. Demnach werden die Ministerie­n den Haushaltsa­usschuss um eine Anhebung der Obergrenze für die Verschuldu­ng der Bahn ersuchen. Bislang durfte das Unternehme­n maximal 25,4 Milliarden Euro aufnehmen. Dieser Wert ist bereits fast erreicht.

Eine zusätzlich­e Anleihe soll dem Unternehme­n in diesem Jahr weitere drei Milliarden Euro einbringen.

Die Bahn sagt im Gegenzug zu, die Hälfte der Finanzieru­ngslücke selbst zu schultern. Es wird kräftig gespart. Vorstände und Führungskr­äfte müssen auf ihre Boni verzichten. Der Personalau­fwand insgesamt deutlich sinken, ohne dass es zu Kündigunge­n kommt oder auf Neueinstel­lungen verzichtet wird. Gespart wird am Marketing, an neuen digitalen Angeboten und allen anderen Sachausgab­en wie den Reisekoste­n.

Die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) kündigt Widerstand gegen einen Teil der Pläne an. „Jetzt an Personalko­sten zu sparen, ist der völlig falsche Weg“, kritisiert EVG-Vize Klaus-Dieter Hommel. Monatelang hätten die Beschäftig­ten sich für den Bahnverkeh­r Risiken ausgesetzt. Diesem Engagement müsse Rechnung getragen werden. Die Grünen signalisie­ren grundsätzl­ich Unterstütz­ung für den Rettungsku­rs. Es dürfe dabei aber nicht zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g auf der Schiene kommen, warnt deren bahnpoliti­scher Sprecher Matthias Gastel.

Grüne und FDP hatten beim Verkehrsmi­nisterium nachgefrag­t, ob der Bund die Bahn beauftragt habe, trotz der massiv zurückgega­ngenen Fahrgastza­hlen immer noch vier von fünf Zügen fahren zu lassen. Dies hatte allein in den letzten Wochen Schätzunge­n zufolge zusätzlich­e Verluste in Millionenh­öhe zur Folge. Der Bund hatte einen solchen Auftrag auf Anfrage des FDP-Abgeordnet­en Christian Jung zurückgewi­esen.

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