Schwäbische Zeitung (Biberach)
Trainingsbetrieb ruht beim FC Memmingen noch
Dass Fußballtraining bei den Amateuren unter Auflagen wieder möglich ist, sorgt für Verwirrung
MEMMINGEN (sz/ass) - Seit Montag ist wie berichtet unter Auflagen auch wieder Fußballtraining bei den Amateuren möglich – im Prinzip. Die praktische Umsetzung sei jedoch schwierig und so kurzfristig nicht möglich, teilt Regionalligist FC Memmingen mit. Deshalb bleibe der Trainingsbetrieb beim FC Memmingen zunächst eingestellt und zwar solange, bis entweder die strengen Auflagen umgesetzt werden könnten oder das Training im bisherigen, normalen Rahmen von Politik, Gesundheitsbehörden und Verwaltung wieder genehmigt werde.
Die verkündete, vermeintliche Lockerung der Corona-Beschränkungen, nicht nur Individualsport sondern auch Training in Kleingruppen zu erlauben, kam für den FCM überraschend. Der am vergangenen Freitagabend von den Landesverbänden genauso kurzfristig dazu herausgegebene Leitfaden ebenso. Nicht nur die Formulierung „Es geht wieder los“sorgt eher für Aufregung und Verwirrung, denn für Klärung.
Der interne Druck aus dem Nachwuchsbereich von Spielereltern ist nach diesen Meldungen laut FCM groß. Auch wenn der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann momentan große Bedenken hat, dass Spieler schon bald wieder auf dem Platz stehen sollen, kann sich der Verein jedoch den staatlichen Lockerungen nicht verweigern. Der Beschluss vom März, den kompletten Trainingsbetrieb einzustellen, wird wohl zumindest für die Jugendabteilung ein Stück revidiert werden müssen. Hier könnten ansonsten wegen gezahlter Ausbildungsentschädigungen möglicherweise Regressforderungen von Eltern drohen. Doch bis das geforderte Hygienekonzept steht und genehmigt ist, die Haftungsfragen geklärt sind sowie die Freigabe für die zurzeit gesperrten städtischen Sportanlagen nicht erteilt ist, gilt erst einmal weiterhin: Der Verein genehmigt im Augenblick keinerlei Einheiten, auch nicht in Kleingruppen oder auf privaten Plätzen.
Die Umsetzung und die Haftungsfrage sind die großen Knackpunkte.
Der Vorstand samt allen auf dem Platz Verantwortlichen und zu benennende Corona-Beauftragte müssen mit ihren Unterschriften geradestehen. Ohne klare öffentliche Freigaben und Regelungen liege nämlich die rechtliche Haftung für alle Lockerungen bei den Vereinsvorständen. Das wurde laut Buchmann bei der letzten Videokonferenz der Regionalligisten noch am Freitag von Verbandsseite deutlich gemacht, obwohl die eingeschränkte Trainingsfreigabe hier eigentlich gar nicht thematisiert wurde: „Ich sehe uns kaum imstande, den Bürokratismus bewältigen zu können und die Haftung zu übernehmen. Ich kann keine Unterschrift unter irgendetwas setzen, für das ich nicht hundertprozentig geradestehen kann, weil ich nicht weiß, ob alle Auflagen vollumfänglich erfüllt werden können.“Nichtsdestotrotz mache sich der Verein an die Arbeit, Konzepte, Formulare und Listen zu erstellen.
Das Formelle ist das eine, der sportliche Wert das andere: Die Auflagen, unter anderem mit Mindestabstand und Training nur in Kleingruppen mit maximal fünf Personen bei allen gutgemeinten Gestaltungstipps, ließen praxisgerechtes Arbeiten nicht zu. Wie es bei 17 Mannschaften von der AH bis zu den Bambinis in Kleingruppen für alle organisiert werden soll, ist angesichts der beschränkten Platz- und Personalkapazitäten ebenso eine offene Frage. „Realitätsfern“hätten laut FCM-Pressemitteilung auch schon andere Regionalliga-Kollegen den Schnellschuss des BFV bezeichnet und sich klar bei diesem sensiblen Thema positioniert.
Im Bayerischen Amateurfußball ist der Spielbetrieb ohnehin bis 31. August ausgesetzt. Die Saison soll danach Anfang September fortgesetzt werden, wenn es die politischen Rahmenbedingungen erlauben. Wenn es bei diesem Zeitfenster bleibt, wird im Falle der Regionalliga-Mannschaft Cheftrainer Esad Kahric erst fünf Wochen vor diesem Termin, also frühestens Ende Juli, mit der Vorbereitung beginnen. Kurz zuvor wäre vielleicht ein Sichtungstraining in Kleingruppen mit Neuzugängen denkbar. Darüber sind sich die Verantwortlichen bereits einig. Gleiches gilt für die U21-Mannschaft.
Für den Nachwuchsbereich muss nun geklärt werden, ob, wann und unter welchen Bedingungen die Stadt Memmingen die Sportplätze öffnet. Entscheidend ist für Buchmann auch die „Haftungspyramide“. Für ihn ist mit entscheidend, dass auch Schadensansprüche Dritter ausgeschlossen werden, wenn sich beispielsweise Spieler oder Trainer anstecken, den Virus an den Arbeitsplatz oder in die Familie weitertragen und dann in 14-tägige Quarantäne geschickt werden. Diese Gefahr besteht. Ein erneutes Aufkeimen der Pandemie könne zudem postwendend wieder zu Einschränkungen führen.
„Ich sehe uns kaum imstande, die Haftung zu übernehmen.“
Armin Buchmann