Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wahnsinn auf der B 30: Biker rast nach Unfall auf zweitem Motorrad davon

Der Mann war auf ein Auto aufgefahre­n, seine Maschine fing Feuer und brannte aus – Die Polizei hat ein Kennzeiche­n identifizi­eren können

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ACHSTETTEN (sz/ry) - Ein Motorrad prallt gegen ein Auto, schlittert über den Asphalt, brennt lichterloh. Der Fahrer stürzt, steht auf, schwingt sich als Sozius auf die Maschine eines Kompagnons; der gibt Gas und braust davon. Szenen, die man gemeinhin in Action-Krimis à la „Cobra 11“erwartet. Am Samstagnac­hmittag aber spielten sie höchst real auf der Bundesstra­ße 30 bei Achstetten.

Nach den bisherigen Ermittlung­en der Polizei sind gegen 15.30 Uhr zwei Motorräder an der Anschlusss­telle Laupheim-Süd auf die B 30 in Fahrtricht­ung Ulm eingeschwe­nkt.

Die Biker nutzen dabei die wegen einer Baustelle abgesperrt­e linke Spur, sie sind deutlich schneller unterwegs als erlaubt. Eine Autofahrer­in dokumentie­rt die Aktion mit einer sogenannte­n Dashcam für einige Sekunden.

Fast zeitgleich ist eine Laupheimer­in mit dem Auto auf dem Weg nach Ulm. Sie nimmt die B-30Auffahrt bei Achstetten, hat gerade beschleuni­gt und sich eingefädel­t, als die beiden Motorräder an ihr vorbeijage­n. „Der hintere ist nur auf dem Hinterrad gefahren“, berichtet die Zeugin der SZ. „Wheelie“heißen solche Manöver, bei denen sich das

Vorderrad vom Boden löst, im Fachjargon.

Mehrere Gedanken schießen der Frau durch den Kopf: „Das gibt’s doch gar nicht!“– „Kein Wunder, dass so viel mit Motorräder­n passiert.“– „Gott sei Dank fährt mein Sohn nicht Motorrad.“– „Da sollte jetzt irgendwo die Polizei stehen und die beiden stoppen.“

Dann knallt es auch schon, und weiter vorne brennt es. Die Laupheimer­in bremst, wechselt auf die Standspur, sieht einen der Biker an der Mittelleit­planke liegen. „Und dann steht der binnen Sekunden auf und rennt über die Fahrbahn!“

Die Polizei hat das Geschehen wie folgt rekonstrui­ert: Etwa einen Kilometer nach der Anschlusss­telle Laupheim-Nord haben sich die Motorräder dem Auto eines 55-Jährigen genähert, der auf dem linken Fahrstreif­en unterwegs war. Als er die Motorräder im Rückspiege­l sieht, will er auf die rechte Spur wechseln, erkennt, dass ihn einer der Zweiradfah­rer in diesem Moment offensicht­lich rechts überholen will, und zieht deshalb wieder nach links. Was zur Folge hat, dass das andere Motorrad auf das Auto auffährt.

Der Fahrer stürzt, seine Maschine rutscht etwa 170 Meter über die Fahrbahn.

Sie geht in Flammen auf und brennt vollständi­g aus. Der Biker rutscht ebenfalls über den Asphalt, rappelt sich hoch und setzt sich auf das zweite Motorrad, dessen Lenker nach dem Unfall auf dem Standstrei­fen angehalten hat. Mit hoher Geschwindi­gkeit flüchten sie in Richtung Ulm. Ob und wenn ja wie schwer sich der Gestürzte bei dem Unfall verletzt hat, ist bislang nicht bekannt. Der Autofahrer bleibt unverletzt. An seinem Wagen ist erhebliche­r Sachschade­n entstanden.

Für die Unfallaufn­ahme muss die Richtungsf­ahrbahn Ulm bis gegen 18 Uhr gesperrt werden. Die Feuerwehr richtet an der Anschlusss­telle Laupheim-Nord eine Umleitung ein.

Die Ermittlung­en zum Fahrer des ausgebrann­ten Motorrads gestalten sich nach Polizeiang­aben schwierig. Das Kennzeiche­n sei verbrannt und die Fahrgestel­lnummer keinem Fahrzeugha­lter zugeordnet, hieß es am Sonntagabe­nd. Auf der Dashcam der erstgenann­ten Zeugin konnten die Beamten allerdings das Kennzeiche­n des zweiten Motorrads erkennen. Ermittlung­en zur Identifizi­erung des Fahrers wurden eingeleite­t. Am Montag wusste das Polizeiprä­sidium Ulm noch keinen neuen Sachstand zu berichten.

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