Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kiga-Neubau in der Schulstraße kommt
Was sich für die Kinderbetreuung in Mittelbiberach ändert und was in Reute geplant ist
MITTELBIBERACH - Mittelbiberach und der Ortsteil Reute brauchen zusätzliche Plätze für die Kinderbetreuung. Jetzt hat der Gemeinderat entschieden, wohin die Reise gehen soll. Geplant sind ein An- und ein Neubau.
Dass die Gemeinde handeln musste, war schon lange klar. Vier neue Gruppen sollen nun in Mittelbiberach, eine in Reute geschaffen werden. „Unser Bedarf der Zukunft wird vor allem im U3-Bereich sein“, erklärte Bürgermeister Florian Hänle. Unklar war, wo der Bedarf abgedeckt werden kann. Im Gespräch war unter anderem ein Anbau am bestehenden Standort in der Poststraße. Doch dagegen hatten sich zuletzt auch die Leiterinnen der Kindergärten ausgesprochen. Aktuell werden in der Einrichtung in fünf Gruppen mehr als 85 Kinder betreut.
Die Befürchtung sei, dass die Kommunikation und die inneren Abläufe in einem noch größeren Kindergarten erschwert würden. „Die Einrichtungen werden unübersichtlich und die Kinder, Erzieherinnen und Eltern fühlen sich nicht so wohl“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen sei auch bei verschiedenen Standorten möglich. So springen heute bereits Erzieherinnen anderer Einrichtungen ein, wenn kurzfristig das Personal knapp wird. Die Verwaltung führte eine ganze Reihe weiterer Nachteile an. So steige in einer größeren Einrichtung das Infektionsrisiko, „eine klare Verteilung von Rollen wird mit zunehmender Gruppengröße schwieriger“, zudem steige die Wahrscheinlichkeit von Konflikten und damit auch die Fluktuation unter den Mitarbeitern.
Auch im Umgang mit den Eltern sei eine kleinere Einrichtung von Vorteil. „Eltern möchten im Kindergarten wahrgenommen werden. Zielsetzung ist, eine Wohlfühlatmosphäre zu generieren. Der Eindruck einer Massenabfertigung ist nicht gewünscht“, heißt es in einer Vorlage. Nicht zu unterschätzen sei auch „das Gefahrenpotenzial“eines Umbaus, der während des laufenden Kindergartenbetriebs stattfinden müsste.
Zuspruch erhielt die Gemeinde auch vom Elternbeirat des Kinderhauses. Die Rätin Verena Braig trug deren Argumente in der Sitzung vor. Auch Bürgermeister Florian Hänle hat sich für den Abbruch des ehemaligen Kindergartens Schulstraße und den Neubau einer viergruppigen Einrichtung an dieser Stelle ausgesprochen. Zwei der vier Gruppen sollen Krippengruppen werden. Der Rat stimmte dem Vorschlag schließlich einmütig zu. Jetzt werden
Argument gegen den Anbau am Kindergarten Poststraße (Sitzungsvorlage)
Honorarvorschläge von Architekturbüros eingeholt, die sich und ihre Arbeit dann im Gemeinderat vorstellen.
Unklar ist noch, ob die Einrichtung ein- oder zweigeschossig gebaut werden soll. Insgesamt ist das Grundstück etwa 2400 Quadratmeter groß. Hänle geht daher von einer zweigeschossigen Bauweise aus und rechnet mit Kosten zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro. Das wäre wohl eines der teuersten Bauprojekte der Gemeinde aller Zeiten. Der Bürgermeister rechnet damit, dass die Arbeiten im Sommer 2021 ausgeschrieben werden könnten und die neue Einrichtung bis zum Sommer 2023 fertiggestellt werden könnte – sofern alles nach Plan verläuft. Unklar ist indes noch, in welcher Form die Gemeinde eine Förderung für das Projekt erhält.
Das zweite große Projekt könnte bereits ein Jahr früher umgesetzt werden: In Reute soll ein Anbau an den bestehenden Kindergarten entstehen. Dafür könnte der bisherige Raum der Ortsverwaltung eingegliedert werden (SZ berichtete). Geprüft wird nun auch ein Anbau in Richtung Parkplatz der Gemeindehalle. Bedarf bestehe vor allem für eine Ganztagsbetreuung in einer altersgemischten Gruppe ab zwei Jahren. Eine Krippengruppe ist allerdings nicht geplant. Auch diesem Vorhaben hat der Mittelbiberacher Gemeinderat zugestimmt.
Bürgermeister Hänle stimmte die Räte in der Sitzung am Montagabend bereits auf deutlich höhere Kosten für die Kinderbetreuung in der Zukunft ein. Zur Herausforderung würden vor allem die steigenden Personalkosten. Eine Möglichkeit, um diese auszugleichen, könnten höhere Gebühren sein. Der Kostendeckungsgrad müsste entsprechend angehoben werden.
„Der Eindruck einer Massenabfertigung ist nicht gewünscht.“