Studienorientierung: digital und mit Experimentierfreude

Infotag fällt wegen Corona aus – Hochschule macht digitale Angebote für Abiturienten – Probevorlesungen

BIBERACH (sz) - An der Hochschule Biberach hätte am Mittwoch eigentlich der Studieninformationstag stattfinden sollen. Doch wegen der Corona-Krise musste er abgesagt werden. Anette Schober-Knitz, die Pressesprecherin und Leiterin des Bereichs Hochschulkommunikation der HBC, wendet sich deshalb in der Hochschulkolumne an die Abiturienten.

„Das Abitur in der Tasche – und dann? Diese Frage hat in Zeiten von Corona wie vieles andere auch eine völlig andere Bedeutung erhalten. Denn das und dann? ist gar nicht so einfach umzusetzen. Party, um die bestandenen Prüfungen zu feiern? Nicht gestattet! Jobben und erst mal ein bisschen Geld verdienen, ohne sich wirklich festzulegen? Schier unmöglich, wenn Gastronomie und andere Branchen ums Überleben kämpfen, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zunehmen. In den Flieger steigen, um die lang geplante Reise anzutreten? Wohl kaum, angesichts eines weltweit ausgesprochenen Reiseverbots. Die Ausbildung beginnen? Sich für ein Studium entscheiden? Die Pandemie bremst eure Pläne jäh aus und hinterlässt bestimmt viele Fragezeichen in euren Köpfen.

Wer in 2020 Abitur schreibt oder andere Bildungswege mit einer Prüfung abschließt, gehört zum CoronaJahrgang. Ist das positiv, weil man möglicherweise einen Bonus für den Abschluss in Krisenzeiten erhält? Oder schlecht, weil nichts läuft wie es sollte? Weder für euch Schüler und Schülerinnen noch für Lehrkräfte und Eltern. Über diese Frage können wir heute nur spekulieren.

Finden wir Antworten, die Bestand haben? Vielleicht diese: Die Bewerbungsphase an Hochschulen in Baden-Württemberg wird verlängert. Statt bis 15. Juli haben Studieninteressierte nach aktuellem Kenntnisstand vom 1. Juli bis 20. August die Möglichkeit, sich für einen Studienplatz zu bewerben. Das Land möchte mit dieser Ausnahmeregelung sicherstellen, dass alle Prüfungen rechtzeitig abgenommen und bewertet werden können; und es will Schulabgängern etwas mehr Zeit zur Entscheidungsfindung geben. Auch denen, die den Studienstart im Herbst bisher noch nicht auf dem Schirm hatten.

Schließt sich die nächste Frage an: Wie geht Studienorientierung in Zeiten von Corona? Wie vieles momentan: digital, verbunden mit einer gehörigen Portion Experimentierfreude und belastbarer Flexibilität seitens der Anbieter.

An der Hochschule Biberach bieten wir seit Ende März ein digitales Sommersemester an. Seither sind viele Formate erprobt worden, die Dozierenden haben – auch im Dialog mit ihren Studierenden – daran gefeilt und die Angebote nach und nach optimiert. Dabei geht es nicht nur um die reine Lehre, sondern auch um den Austausch, den Diskurs, der Studieren erst ausmacht. Inzwischen können wir auf ein umfangreiches Portfolio an Formaten zurückgreifen, mit dem Studienbeginner wie erfahrene Semester unterrichtet werden: in einem virtuellen Klassenzimmer mit interaktiven Formaten, über vertonte Präsentationsfolien, Podcasts oder Lernvideos.

Diese Erfahrung übertragen wir nun auf die Bewerberphase: Auf unserer neuen Homepage werden wir bis Juni ein Infoportal einrichten, auf dem Interessierte das Studieren probieren können. In Vorlesungen hineinschnuppern? Kein Problem! Labore besichtigen? Mitunter! Fragen stellen? Aber selbstverständlich, unsere Studienberater werden im Livechat antworten. Und Studierende aus allen Studiengängen teilen ihre eigenen Erfahrungen mit euch. Denn bei allen digitalen Möglichkeiten, die wir ausschöpfen, ist uns bewusst: Das persönliche Gespräch, der gute Rat und der praktische Tipp sind unersetzlich. In diesem Sinne laden wir euch ein, uns kennenzulernen. Und natürlich bietet nicht nur die Hochschule Biberach Angebote wie diese. Hochschulen und Universitäten bundesweit befassen sich aktuell mit der Aufgabe, wie sie euch Schulabgänger am besten unterstützen können in Zeiten von Corona. Wir wünschen euch viel Erfolg und drücken die Daumen – für eure Prüfungen und eure Pläne für die Zeit danach.“

FOTO: SÄTTELE