Schwäbische Zeitung (Biberach)
Saison im Amateurfußball quasi beendet
Die drei Verbände in Baden-Württemberg sind gegen Verlängerung über Juni hinaus
STUTTGART - In dieser Saison wird von der Verbandsliga abwärts kein Fußball mehr rollen. Das steht seit Dienstag quasi fest. Die drei Fußballverbände in Baden-Württemberg – der Südbadische (SBFV), Badische (BFV) und Württembergische Verband (WFV) – haben gemeinsam beschlossen, die Saison nicht über das reguläre Ende am 30. Juni hinaus zu verlängern. Damit ist die Saison de facto beendet, auch wenn erst bei einem Außerordentlichen Verbandstag der endgültige Beschluss gefasst wird. Dieser soll am 20. Juni stattfinden.
Die Entscheidungen:
Die jeweiligen Meister werden anhand einer Quotientenregelung – ähnlich wie im Handball – ermittelt. Der Meister darf aufsteigen, Absteiger wird es aber keine geben. Das führt letztlich zu größeren Ligen in der kommenden Saison 2020/21 und damit in einem Jahr zu einem verschärften Abstieg. In der Verbandsliga wird es wohl sieben Absteiger geben. „Das ist brutal, keine Frage“, sagt Trainer Oliver Ofentausek vom TSV Berg. „Aber dann gehst du vielleicht konzentrierter und fokussierter in die Saison. Ich mag Druck.“In der Landesliga-Staffel IV würde der VfB Friedrichshafen nach dieser Regelung aufsteigen, aus den Bezirksligen kämen vier Aufsteiger dazu – macht 20 Teams in der kommenden Saison.
Dass die Relegation entfällt, wird bei manchen Clubs für wenig Begeisterung sorgen. Etwa beim FC 07 Albstadt, der punktgleich mit dem VfB Friedrichshafen auf Platz zwei in der Landesliga liegt, allerdings mit dem schlechteren Torverhältnis – und das zählt dann, wenn der Quotient gleich ist. „Wir müssen immer noch zittern bis zum endgültigen Beschluss und hätten gerne endlich Gewissheit“, sagt VfB-Spielertrainer Daniel Di Leo. „Aber wir würden uns natürlich total über den Aufstieg freuen, das wäre eine Bestätigung für die Leistungen der vergangenen zwei Jahre.“Markus Conzelmann, Vorsitzender des FC Albstadt, trägt die Entscheidung mit Fassung: „Es ist wie in der Politik, da werden auch mal Entscheidungen gefällt, die man akzeptieren muss.“Eine Klage erwägt der FC nicht. Di Leos größter Wunsch wäre übrigens gewesen, die Saison ab September zu beenden und im neuen Jahr mal von April bis Oktober („Die beste Jahreszeit zum Fußball spielen.“) zu spielen. „Das wäre ein guter Versuch gewesen.“
Auch in der Bezirksliga Bodensee sind der TSV Eschach und der SV Beuren punktgleich, auch hier würden die Tore über einen Aufstieg entscheiden. „Es gibt keine Lösung, die alle glücklich macht“, sagte BFV-Präsident Ronny Zimmermann, bei einer Videokonferenz. „Wichtig war uns, dass wir innerhalb Baden-Württembergs eine einheitliche Lösung finden.“Andersrum profitieren viele Clubs, weil es keinen Absteiger geben wird – von freiwilligen Rückzügen abgesehen. So bleibt etwa der FC Wangen, Tabellenletzter in der Verbandsliga, genauso in der Liga wie der SV Weingarten in der Landesliga. „Wir hätten die Entscheidung auch akzeptiert, wenn wir abgestiegen wären, jetzt sind wir halt einer der Gewinner“, sagt Wangens Trainer Adrian Philipp. „Und ich bin noch nie abgestiegen, dass habe ich mindestens für ein Jahr verlängert.“
Die Ausnahmen:
Während davon ausgegangen werden kann, dass in den unteren Ligen in dieser Saison überhaupt nicht mehr gespielt wird (Ofentausek: „Es würde wenig Sinn machen, jetzt wieder zu starten“), sollen wenigstens die Verbandspokale noch sportlich zu Ende gebracht werden. Dort werden schließlich die Teilnehmer am DFBPokal ermittelt. „Bei den Pokalwettbewerben hängen auch Sponsoren dran“, meinte WFV-Geschäftsführer Frank Thumm. Daher schlagen die drei Verbände vor, die Pokalspiele im Zweifel auch nach dem 30. Juni austragen zu können. Das Gleiche gilt für die Bezirkspokale sowie für die Pokalwettbewerbe der Frauen. Für die Oberliga Baden-Württemberg hoffen SBFV, BFV und WFV, dass die Gesellschafterversammlung der Oberliga den gleichen Beschluss fasst. Schwieriger wird es in der Regionalliga Südwest, wo neben den baden-württembergischen Verbänden noch vier weitere Verbände involviert sind.
Das weitere Vorgehen:
Am Freitag berät der Beirat des WFV über den Vorschlag der Verbände, bis 20. Mai will sich der Verbandsvorstand entscheiden, ob er dem Vorschlag des Präsidiums folgt. Zum Schluss müssen die Delegierten beim Verbandstag den endgültigen Beschluss fassen. „Das ist zwingend erforderlich“, sagte Zimmermann. Um auf der sicheren Seite zu sein, hatte ein Jurist für jeden Verband ein eigenes Rechtsgutachten erstellt.