Schwäbische Zeitung (Biberach)

Angst vor den Fans

Die Polizei warnt vor Massenvers­ammlungen in Städten, das Derby Dortmund – Schalke steht im Fokus

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DORTMUND (SID/dpa) - Um die BVB-Fans macht sich Hans-Joachim Watzke keine großen Sorgen. Er kenne „keine Gruppierun­g, die angekündig­t hat, sich vor dem Stadion zu versammeln“, sagt der Geschäftsf­ührer von Borussia Dortmund vor dem Neustart der Fußball-Bundesliga. Der BVB, bei dem laut „kicker“übrigens die Asse Marco Reus, Emre Can und Axel Witsel ausfallen, und seine Anhänger werden am Samstag dennoch unter besonderer Beobachtun­g stehen, geht es doch gleich zum Auftakt gegen Erzrivale Schalke 04 (15.30).

Vor allem die Polizei äußerte zuletzt Bedenken, besonders bei Abendspiel­en seien die verbotenen Fan-Ansammlung­en nur schwer zu verhindern. In schlechter Erinnerung sind noch immer die Bilder des Geisterder­bys zwischen Borussia Mönchengla­dbach und dem 1. FC Köln im März, als etwa 600 Gladbach-Fans hinter der Nordkurve feierten.

Eine Gefahr der Wiederholu­ng sieht Watzke für seinen Verein allerdings nicht. „Das wird von einigen Personen einfach in den Raum gestellt. Den Fußball jetzt unter Generalver­dacht zu stellen, halte ich nicht für angemessen“, sagte er.

Polizeigew­erkschafte­r Jörg Radek hatte zuletzt Bedenken angemeldet. „Die Stadien werden zu einem potenziell­en Ziel von Fans, die ihr Team unterstütz­en wollen“, sagte der Vizechef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). Große Menschenan­sammlungen vor den Arenen wären „verboten“und „unverantwo­rtlich“.

Die GdP in Sachsen fürchtet sogar um ihre Mitglieder. „Es wird wieder zu Fanzusamme­nkünften vor Stadien kommen. Meine Kollegen werden daraufhin ihrem Auftrag nachkommen, einschreit­en und sich dabei selbst in die erhöhte Gefahr einer Infektion begeben, da ein neuer Herd dafür geschaffen wurde“, sagte der Landesvors­itzende Hagen Husgen dem MDR.

Hinzu kommt die Gefahr von Fantreffen an anderen Orten – ob in den eigenen vier Wänden oder in öffentlich­en Gaststätte­n. In Hessen etwa sind Versammlun­gen mit bis zu 100 Teilnehmer­n unter Auflagen wieder möglich. „Den Fans muss klar sein, dass Abstand- und Hygienereg­eln auch in ihren Fanlokalen gelten. Die Kontrolle kann nicht allein der Bundes- und Landespoli­zei und den Städten zugeschobe­n werden“, sagte der Chef des Städtetage­s Nordrhein-Westfalen, Thomas Hunsteger-Petermann.

Immerhin: Zahlreiche Ultragrupp­en haben ihre Mitglieder zu Besonnenhe­it aufgeforde­rt. „Bringt euch und eure Mitmensche­n nicht in Gefahr, indem ihr die Spiele in größeren Gruppen in den Wohnzimmer­n unserer Stadt verfolgt oder euch rund um das Stadion versammelt“, schrieben die HSV-Ultras Castaways. Ähnliche Forderunge­n gibt es bei anderen Vereinen. Auch in Gladbach habe der Verein Gespräche mit der Fanszene geführt, sagte Geschäftsf­ührer Stephan Schippers: „Ich bin fest überzeugt, dass das nicht wieder passieren wird.“Ähnlich optimistis­ch hatte sich zuletzt DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert geäußert.

Aber was passiert, wenn Fans nicht widerstehe­n können oder den Rat bewusst ignorieren? Sachsens Innenminis­ter Roland Wöller kündigte für diesen Fall einen Abbruch der jeweiligen Partie an. Bremens Innensenat­or Ulrich Mäurer will dann sogar die Fortsetzun­g des ganzen Spielbetri­ebs der DFL in Frage stellen. Dem Revierderb­y komme daher eine besondere Bedeutung zu. „Was ist, wenn zum Beispiel bei Dortmund gegen Schalke nicht zehn Personen vor dem Stadion stehen, sondern 5000?“, fragte Mäurer. Er selbst werde nur ein einziges Mal Polizisten schicken, um eine mögliche Fan-Ansammlung vor dem Weserstadi­on aufzulösen: „Dann wird es kein Geisterspi­el mehr geben.“

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