Schwäbische Zeitung (Biberach)
Als Vierter in die Landesliga
Welche Vereine im Bezirk Riß vom angestrebten Abbruch profitieren – und welche nicht
BIBERACH - Die Fußballsaison 2019/ 20 ist im Bereich des Württembergischen Fußballverbands (WFV) praktisch gelaufen. Wie berichtet spricht sich der Verband dafür aus, die Runde abzubrechen. Von der Verbandsliga bis zu den Kreisligen soll es keine Absteiger geben, aber Aufsteiger. Diese werden mithilfe eines Quotienten aus erzielten Punkten und ausgetragenen Spielen ermittelt. Meister und damit direkter Aufsteiger ist die Mannschaft mit dem höchsten Quotienten. Mit den Beschlüssen des WFV-Präsidiums werden sich nun Beirat und Verbandsvorstand befassen. Die endgültige Entscheidung soll bei einem außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni fallen. Sollte der am Dienstag präsentierte Vorschlag wie erwartet zum Tragen kommen, gäbe es im Bezirk Riß folgende Meister: SV Dettingen (Bezirksliga), SV Mittelbuch (A I), SV Schemmerhofen (A II), SV Sulmetingen II (B I) und SGM Schemmerhofen II (B II). Ein Überblick.
Von vier auf eins: In der Bezirksliga ist der SV Dettingen der große Gewinner der anvisierten Quotientenregelung. Das Spitzenquartett Sulmetingen, Schwendi, Steinhausen und Dettingen trennt nur ein Punkt, die Illertäler profitieren von einem weniger bestrittenen Spiel. Der SVD (2,07) hat demnach den besseren Quotienten als Sulmetingen (2), Schwendi (2) und Steinhausen (1,94) und kann vom Aufstieg in die Landesliga ausgehen.
„Diese Nachricht ging natürlich durch die Decke“, sagt Dettingens Spielertrainer Oliver Wild, der zu dieser Saison vom SV Ochsenhausen zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war. Zwar habe man sich bereits vor Wochen mit der Quotientenregelung befasst, als diese auch in anderen Sportarten Thema gewesen sei, trotzdem seien die Dettinger vom WFV-Vorschlag überrascht gewesen. Dass sein Team praktisch schon im November – zu diesem Zeitpunkt freilich nichtsahnend – den Landesliga-Aufstieg eingetütet habe, sei „absolut kurios“. Zumal der SVD nie auf Platz eins stand.
Noch kurioser wird es, wenn man zurückblickt, weshalb der SVD ein Spiel weniger ausgetragen hat. Im November war das Derby gegen den TSV Kirchberg nach 55 Minuten beim Stand von 1:1 wegen einer Verletzung des Schiedsrichters abgebrochen worden. Ende April hätte das Derby nachgeholt werden sollen. Wo Dettingen stünde, wenn diese Partie zu Ende gespielt worden wäre oder nachgeholt hätte werden können? Alles Spekulation. Aber wäre es beim damaligen Spielstand von 1:1 geblieben, hätte Dettingen jetzt den gleichen Quotienten wie Sulmetingen und Schwendi – aber das schlechtere Torverhältnis.
Dem SV Sulmetingen bliebe nach der Quotientenregelung der undankbare zweite Platz. Spielertrainer Heiko Gumper nimmt’s aber gelassen. „Im Endeffekt wäre es uns lieber gewesen, den Titelkampf bis zum Ende sportlich zu entscheiden. Aber es gibt derzeit Wichtigeres, die Gesundheit geht vor.“Zwar sei nach dem Bekanntwerden der WFVÜberlegungen im ersten Moment durchaus eine gewisse Enttäuschung vorhanden gewesen, Gumper
Bezirksliga Riß:
betont aber auch: „Ich möchte diese Entscheidung nicht treffen, es gibt immer Gewinner und Verlierer.“
Kreisliga A I:
Tabellenführer SV Mittelbuch steht auch nach Anwendung der Quotientenregelung auf Platz eins in der Kreisliga A I, gefolgt von der SGM Erlenmoos/Ochsenhausen II, die die SGM Rot/Haslach auf Rang drei verdrängt. Mittelbuch (Quotient 2) liegt dabei nur hauchdünn vor Erlenmoos/Ochsenhausen II (Quotient 1,92). Besonders bitter aus Sicht der SGM: Die Mannschaft hat zwei Spiele weniger bestritten als der SV Mittelbuch. Hätte die SGM Erlenmoos/Ochsenhausen II diese beiden Partien siegreich gestalten können, wäre sie Erster – aber diese Gedankenspiele sind rein hypothetischer Natur.
„Für uns ist der angestrebte Saisonabbruch mit Quotientenregelung natürlich super“, sagt der Fußballabteilungsleiter des SV Mittelbuch, Hagen Zell. Die am Dienstag veröffentliche Haltung des Verbands sei für ihn „absolut nachvollziehbar“. „Diese Regelung spiegelt die erbrachte Leistung pro Spiel am besten wider, deshalb ist es die fairste Lösung.“Den sportlichen Stellenwert des bevorstehenden Aufstiegs sieht Hagen Zell aber etwas geschmälert. Schließlich hätten noch elf Partien absolviert werden müssen.
Er sei zunächst froh, dass nun eine erste Entscheidung gefallen sei, sagt Roland Schad, Abteilungsleiter des SV Erlenmoos. „Auch wenn wir natürlich ein bisschen die Leidtragenden sind.“Schad hatte die Hoffnung, dass dem nach der Quotientenregelung Zweitplatzierten zumindest noch eine Aufstiegschance geboten wird. Dass dies aber vom Tisch sein dürfte, weiß auch der SVE-Abteilungsleiter. „Wenn es nun so kommt wie am Dienstag vorgestellt, ist es für uns einfach blöd gelaufen, weil wir nicht mehr die Möglichkeit bekommen, in den zwei fehlenden Spielen Punkte zu holen.“Letztlich gelte es aber, dies zu akzeptieren und zu hoffen, dass die neue Saison im September beginnen könne.
Kreisliga A II:
Eindeutiger ist die Lage in der A II: Spitzenreiter SV Schemmerhofen hat bei vier Punkten Vorsprung auf Verfolger TSG Achstetten und der gleichen Anzahl Spiele auch beim Quotienten (2,67 zu 2,4) die Nase vorn und steht somit vor der Rückkehr in die Bezirksliga. „Die erste Reaktion fiel eher verhalten aus, ich traue der Sache noch nicht ganz“, sagt SVS-Abteilungsleiter Ralf Weckenmann. Zwar hätten ihn am Dienstag bereits etliche Glückwünsche erreicht, doch er warte lieber ab, bis diese Überlegungen wirklich Tatsache seien. „Wir hätten die Saison gerne sportlich auf dem Platz zu Ende gebracht“, so Weckenmann. Er sei schließlich zu „100 Prozent davon überzeugt“, dass Schemmerhofen auch dann den Aufstieg geschafft hätte.
Naturgemäß anders beurteilt dies Thorsten Stumpf, Abteilungsleiter bei der TSG Achstetten. „Für uns ist es auf jeden Fall bitter. In den ausstehenden elf Spielen wäre noch alles drin gewesen, zumal es auch noch das direkte Duell gegeben hätte.“Auch wenn die Entscheidung zum Saisonabbruch noch nicht final sei, „kann man sich denken, was dabei herauskommt“, so Stumpf. Es sei schade, dass die Vereine nicht im Vorfeld hätten Stellung nehmen dürfen. Der TSG-Abteilungsleiter verweist außerdem auf andere Landesverbände, bei denen auch die nach Quotient Zweitplatzierten aufsteigen dürfen. Unter anderem diesen Aspekt werde er in seiner Stellungnahme (die Vereine können sich bis zum 19. Mai äußern) thematisieren.
Der SV Sulmetingen II führt die B I mit drei Punkten
Kreisliga B I:
Vorsprung vor der SGM Rot/Haslach II an und kann ein Jahr nach dem Abstieg von einer Rückkehr in die Kreisliga A ausgehen. Nur ein Spiel verlor Sulmetingen, hat zudem die beste Offensive und gemeinsam mit Rot/Haslach II auch die beste Defensive. „Sie haben es verdient“, lobt Heiko Gumper, Spielertrainer der ersten Sulmetinger Mannschaft, die Zweitvertretung und deren Spielertrainer Marcel Karremann.
2,86 zu 2,77: Die Quotientenregelung sieht in der Kreisliga B II Tabellenführer SGM Schemmerhofen II knapp vor Türk Spor Biberach. Vier Punkte Vorsprung bei einer mehr gespielten Partie reichen der SGM beim am Dienstag vorgestellten Szenario zu Platz eins. „Zwei Meistertitel – das wäre natürlich ein Traum“, sagt der Schemmerhofer Fußballabteilungsleiter Ralf Weckenmann. Mit einer derart erfolgreichen Runde der zweiten Mannschaft habe man eigentlich nicht gerechnet. Trotzdem geht Weckenmann davon aus, dass die zweite Mannschaft auch in der Kreisliga A eine gute Rolle spielen kann.
„Der vorgeschlagene Abbruch ist vollkommen verständlich, für uns ist die Konstellation aber natürlich unglücklich“, kommentiert Deniz Altinok, Abteilungsleiter bei Türk Spor Biberach, das vorzeitige Saisonende. Als „etwas unfair“und „enttäuschend“empfinde man es im TürkSpor-Lager, dass der zweite Platz beim Thema Aufstieg nicht berücksichtigt werde. Andere Mannschaften, die hingegen – egal in welcher Liga – abgeschlagen am Tabellenende stünden, würden mit einem Nichtabstieg „belohnt“. Entsprechend habe er die Stellungnahme von Türk Spor formuliert, erklärt Altinok. „Vielleicht darf ja doch auch der Zweite noch aufsteigen. Aber am Ende akzeptieren wir jede Entscheidung.“
Kreisliga B II: