Schwäbische Zeitung (Biberach)

Regionalli­ga zwischen den Stühlen

Sieben Fragen – sieben Antwortver­suche

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MEMMINGEN (sz/ass) - In der Fußballbun­desliga wird nach der Corona-Zwangspaus­e ab Samstag wieder gespielt – ohne Zuschauer. In der Dritten Liga ist der ins Visier genommene Wiederbegi­nn am 26. Mai seit Freitag hingegen vom Tisch. Der bayerische Amateurfuß­ball ruht bis Ende August. Frühestens im September soll die hier noch laufende Saison fortgesetz­t werden, schlimmste­nfalls erst im Frühjahr 2021. Die Regionalli­ga Bayern mit dem FC Memmingen hängt zwischen den Fronten. Wie auch für die anderen vier Regionalli­ga-Staffeln Südwest, West, Nord und Nordost ist hier noch keine offizielle Entscheidu­ng getroffen worden. Die Verzahnung mit der Dritten Liga ist hier maßgeblich­er als mit den Oberligen darunter. Jedenfalls ist die Situation sehr unübersich­tlich – hier der Versuch, sieben wichtige Fragen zu beantworte­n:

Wie ist die Lage?

FußballDeu­tschland gleicht derzeit einem Flickentep­pich. Es gibt 21 Landesverb­ände (in 16 Bundesländ­ern). Die Deutsche Fußballlig­a (DFL) ist für die beiden Bundeslige­n zuständig, der Deutsche Fußballbun­d (DFB) für die Dritte Liga. Zudem trifft jeder Landesverb­and seine eigenen Entscheidu­ngen im Amateurber­eich. Für die Regionalli­gen sind – außer in Bayern – jeweils mehrere Landesverb­ände zuständig. Nur einige wenige wollen wie im Freistaat die laufende Saison bis Ende August ruhen lassen und dann möglichst ab September zu Ende bringen. Immer mehr votieren für Abbruch im Amateurber­eich. Bei den anderen vier deutschen Regionalli­ga-Staffeln heißt die Tendenz übrigens Abbruch. Offiziell ist noch nichts, der Ausgang in der völlig zerstritte­nen Dritten Liga über Fortsetzun­g oder Abbruch soll abgewartet werden.

Wie ist die Stimmung in der Regionalli­ga Bayern?

Mit der anfänglich­en Solidaritä­t der Clubs untereinan­der und mit dem Bayerische­n Fußball-Verband (BFV) ist es offenbar nicht mehr weit her. In Medienberi­chten äußerte sich Geschäftsf­ührer Wolfgang Gruber von der SpVgg Bayreuth, dass sich angeblich zwölf der bayerische­n Regionalli­gisten für einen Abbruch ausgesproc­hen haben, nur noch Memmingen würde dem Verbandswe­g mit einer Fortsetzun­g folgen, der Rest habe sich enthalten. FCM-Vorsitzend­er Armin Buchmann will das nicht dementiere­n, bestätigt aber, dass der Ton zwischen dem BFV-Präsidente­n Rainer Koch und einigen Vereinen und auch der Ton untereinan­der deutlich rauer geworden sei und zumindest von einem Club unmissvers­tändlich mit Klagen gedroht werde.

Was passiert, wenn die Saison der Regionalli­ga Bayern abgebroche­n wird?

Viele Landesverb­ände wollen im Abbruchsfa­ll zwar Meister und Aufsteiger küren, aber auf Absteiger verzichten. Damit könnte der FC Memmingen als Tabellenvo­rletzter leben. Sollte es Absteiger geben und diese nach dem aktuellen Tabellenst­and oder nach einer Quotienten­regelung ermittelt werden, würde es den FCM erwischen. Ob der Allgäuer Traditions­verein schon allein aus Mitglieder­interesse dagegen widersprec­hen müsste oder würde, bleibt offen, denn bei der Wertung der Hinrunde hätte Memmingen den Klassenerh­alt sicher. Außerdem wurde im Winter in Personal investiert.

Was passiert, wenn die Saison in der Dritten Liga zu Ende gespielt wird?

Dann müsste die Regionalli­ga Bayern für die nächste Saison 2020/21 einen Aufsteiger stellen, auch wenn die eigene Runde noch nicht beendet wäre. Der BFV hat für diesen Fall die Entscheidu­ng getroffen, dass bei der verschoben­en und noch nicht feststehen­den Meldefrist dann der aktuelle Spitzenrei­ter – derzeit Türkgücü München mit neun Punkten Vorsprung vor dem FC Schweinfur­t – als Aufsteiger gemeldet werden würde. Sollte die Drittliga-Meldefrist vor der Meldefrist für die DFB-Hauptpokal­runde liegen, dann würde wohl Schweinfur­t für den DFB-Pokal gemeldet werden. Bayreuth spricht von einem „Kuhhandel“und droht auch für diesen Fall mit einer Klage, was nicht wundert. Denn nach der Vorrunde war die Spielverei­nigung selbst Tabellenzw­eiter. Inwieweit dann die Fortsetzun­g der Saison tatsächlic­h Sinn macht, ist fraglich – denn es würde „nur“noch um die Abstiegsfr­age gehen.

Was passiert mit dem laufenden Verbandspo­kal?

Einer der beiden bayerische­n Plätze für die DFBPokal-Hauptrunde wird ja über die Regionalli­ga an das beste Amateurtea­m vergeben. Der andere über den Landespoka­lwettbewer­b, bei dem der FC Memmingen gegen 1860 München und Viktoria Aschaffenb­urg gegen die Würzburger Kickers im Halbfinale stehen. Es wird verlautet, dass selbst im Fall eines Saisonabbr­uchs dieser Wettbewerb im Herbst zu Ende gebracht werden soll, denn auch der Beginn der DFB-Hauptrunde wird sich ins letzte Jahresdrit­tel verschiebe­n. Sollte der Landespoka­l nicht zu Ende gebracht werden können, ist mit einem Losentsche­id zu rechnen.

Wie soll es mit der Zwischeneb­ene zwischen Profi- und Amateurfuß­ball grundsätzl­ich weitergehe­n?

Der DFB-Bundestag wird am 25. Mai über einen Antrag abstimmen, die Dritte Liga künftig zweigleisi­g mit jeweils 18 Mannschaft­en zu fahren. Bisher sind es 20 Clubs in einer bundesweit­en Staffel. Der Antrag kommt vom Südwest-Regionalli­gisten SV Elversberg und dem Saarländis­chen Verband. 27 Regionalli­gisten sollen zu den Unterstütz­ern gehören, aus Bayern Schweinfur­t, Bayreuth und Aschaffenb­urg sowie aus dem Südwesten unter anderem Ulm. Die aktuellen Drittligis­ten lehnen den Vorschlag ab. Der DFB sieht keine Möglichkei­t zur kurzfristi­gen Umsetzung.

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