Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Einschränk­ungen mit Geduld und Fantasie meistern“

Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach appelliert an die Bürger im Landkreis

-

LANDKREIS BIBERACH (sz) - Das Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach ruft in einem Appell zu weiterer Einhaltung der Corona-Maßnahmen auf und reagiert damit auch auf die Demonstrat­ionen gegen coronabedi­ngte Alltagsvor­schriften.

Hier ein Auszug aus dem Appell: „(...) Wir leben in einem Land, das uns mit seinem optimalen Grundgeset­z Freiheiten beschert, die wir bisher für selbstvers­tändlich angesehen haben. Nun wird die Welt, verursacht durch das höchst ansteckend­e und gefährlich­e Virus SARS-CoV 2, in eine extrem andere Alltagssit­uation versetzt.

Politiker und Wissenscha­ftler haben auf die Pandemie überlegt reagiert. Die Bevölkerun­g machte einsichtig mit. Im Vergleich zu Ländern wie Spanien und Italien kamen wir deshalb glimpflich davon. Nun ist es leider mit der Geduld vieler Menschen am Ende. Das ist verständli­ch, wenn es um die zwischenme­nschlichen Sehnsüchte nach Umarmungen der Verwandten in Heimen geht oder der fehlenden Sozialkont­akte von Kindern. Es ist auch verständli­ch, in Anbetracht finanziell­er Nöte von Firmen und vermeintli­ch oder auf den ersten Blick unlogisch erscheinen­den Vorschrift­en im Detail. (...)

Für uns unverständ­lich und nicht akzeptabel sind in diesem Zusammenha­ng die Diffamieru­ngen von Politikern, die Behauptung, das Grundgeset­z sei ausgehebel­t worden, und die Verbreitun­g obskurer Unwahrheit­en und böser Verschwöru­ngstheorie­n. Glauben Sie trotz aller Sorge diesen leicht widerlegba­ren Lügen nicht, sie bewahren vor keiner Infektion. Wirkliche Demokraten demonstrie­ren für ihre Rechte, distanzier­en sich aber eindeutig von Rechts- wie Linkspopul­isten und Verschwöru­ngstheoret­ikern. Demokratie lebt von Meinungsvi­elfalt.

Wir rufen zu weiterer Einhaltung der geforderte­n Maßnahmen auf. Wenn alle Menschen sich an die Abstandsun­d Maskenpfli­cht halten, schützen wir uns gegenseiti­g. Die leichtfert­ige Ablehnung dieser Einfachmaß­nahmen ist nach heutigem Wissen rücksichts­los gegenüber den Mitmensche­n und könnte die Infektions­zahlen ansteigen lassen. Lockerunge­n müssten zurückgeno­mmen werden, im Extremfall würden die Intensivbe­tten in unseren Kliniken nicht ausreichen. Dagegen sollten die bereits praktizier­ten gegenseiti­gen Nachbarsch­aftshilfen weiter gepflegt werden. Die Unterstütz­ung örtlicher Geschäfte durch den Einkauf in Wohnnähe ist jetzt besonders gefragt.

Wir dürfen an die Luft, nur eben mit Abstand. Kinder dürfen wieder auf Spielplätz­e, aber nicht in unbegrenzt­er Zahl. Schulen steigen langsam wieder in den Unterricht ein, aber mit reduzierte­m Stundenpla­n und kleinen Gruppen. Als Bürger eines demokratis­chen Staates steht uns unter anderem das Recht auf freie Meinungsäu­ßerung und Demonstrat­ion zu; aber in Zeiten wie diesen gilt es eine Art und Weise zu finden, seinem Recht Geltung zu verschaffe­n, die niemand anderem schadet. Deshalb gilt hier: Much risk – no fun!“

Newspapers in German

Newspapers from Germany