Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wachsende Kritik an Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen
BERLIN (dpa) - Wegen der Coronavirus-Ausbrüche in Schlachtbetrieben wird über Parteigrenzen hinweg der Ruf nach Konsequenzen laut. Die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, forderte am Sonntag wie der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Bußgelder bei Arbeitszeitverstößen in Schlachthöfen deutlich anzuheben. „Der Bußgeldrahmen sollte von 15 000 auf 30 000 Euro erhöht werden“, forderte Klöckner. Die SPD-Fraktion im Bundestag will strengere Regeln auch in anderen Branchen. Am Montag soll sich das Corona-Kabinett mit Vorschlägen von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für einen besseren Arbeitsschutz in Schlachthöfen befassen.
„Die Fleischindustrie steht jetzt im Mittelpunkt. Es geht aber um ein Geschäftsmodell, das es auch in anderen Bereichen gibt“, sagte SPDFraktionsvize Katja Mast. „Wir werden auch die Lebensbedingungen der Saisonarbeitskräfte nochmals genau anschauen müssen, genauso wie die Pflegebranche.“
Die Grünen forderten eine grundlegende Reform der Fleischproduktion in Deutschland. In einem sieben Punkte umfassenden Plan, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt, verlangte Grünen-Chef Robert Habeck unter anderem einen Mindestpreis für Tierprodukte, ein Verbot von Werkverträgen über Subunternehmen, bessere Haltungsbedingungen für Tiere, eine „korrekte Entlohnung“der Mitarbeiter und eine Ausweitung der staatlichen Kontrollen in den Betrieben.
In mehreren deutschen Schlachthöfen war die Krankheit zuletzt ausgebrochen. Im April war dies bereits in einem Fleischwarenwerk in Birkenfeld (Enzkreis) der Fall. In den vergangenen Tagen waren Belegschaften in Coesfeld und Oer-Erkenschwick, beides in Nordrhein-Westfalen, sowie Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein betroffen.