Schwäbische Zeitung (Biberach)

Parteipoli­tisches Manöver

- Von Dieter Keller politik@schwaebisc­he.de

Finanzmini­ster geben sich gern großzügig und tun so, als würden sie ihr eigenes Geld verteilen. Das gilt auch für Bundesfina­nzminister Olaf Scholz, der die Hälfte eines Schutzschi­rms von stolzen 57 Milliarden Euro für Städte und Gemeinden übernehmen will. Das klingt erst einmal gut. Aber es ist nicht sein Geld, er kann darüber nicht allein verfügen. Das ist die Sache der gewählten Volksvertr­eter, also der Mehrheit im Bundestag.

Vielsagend ist, wo Scholz seine Pläne vor den Fernsehkam­eras verkündete: nicht etwa in seinem Ministeriu­m, sondern in der SPD-Zentrale. Das entlarvt sie als parteipoli­tisches Manöver, das kein bisschen mit dem Koalitions­partner CDU/CSU abgesproch­en ist. Genau das würde ein Finanzmini­ster als Allererste­s machen, der ernsthafte­s Interesse hat, sein Konzept auch Realität werden zu lassen. Schon weil er dafür eine Zweidritte­lmehrheit in Bundestag und Bundesrat braucht. Denn dafür müsste das Grundgeset­z geändert werden, weil der Bund eigentlich den Gemeinden kein Geld zukommen lassen darf. Das ist allein Aufgabe der Länder. Der Föderalism­us wird immer weiter ausgehöhlt, Hauptsache der Bund überweist viel Geld.

Über einen Ausgleich für den Einbruch der Gewerbeste­uereinnahm­en der Kommunen ließe sich noch reden. Aber das gleich mit dem Problem der Altschulde­n zu verknüpfen, ist tödlich. Davon würden hauptsächl­ich Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland profitiere­n. Die anderen Länder müssen sich fragen, warum der Bund ausgerechn­et diesen drei unter die Arme greift, die jahrelang ihre Kommunen verhungern ließen. So einfach geht das nicht.

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