Schwäbische Zeitung (Biberach)
Angreifer
Mitten im Rennen schickt Polens größte Oppositionspartei ihre bisherige Präsidentschaftskandidatin Malgorzata KidawaBlonska in die Wüste und nominiert einen neuen Kandidaten. Der Warschauer Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski soll nun gegen den derzeitigen Präsidenten Andrzej Duda von der nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) antreten. „Ich gehe mich schlagen“, kündigte Trzaskowski von der liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO) einen Stilwechsel im Wahlkampf an.
Kidawa-Blonska hatte als „große alte Dame der polnischen Politik“bislang einen dreckigen Wahlkampf unter den zehn Kandidaten verhindert. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt machte sie ein undurchdringliches Pokerface, als der noch immer jugendlich wirkende Trzaskowski lauthals ankündigte, sich um ein „starkes Polen“prügeln zu wollen. So bekommen die Polen und Polinnen in den nächsten Monaten das, was sie sich laut Umfragen von ihren Politikern wünschen: „Brot und Spiele“, also einen schmutzigen Wahlkampf, in dem die Fetzen fliegen.
Auch Parteichef Borys Budka rechtfertigte den Kandidatenwechsel mit den niedrigen Umfragewerten für Kidawa-Blonska, die nach ihrem WahlboykottAufruf den Wahlkampf weitgehend eingestellt hatte, aber auf Anraten der Partei nicht zurückgetreten war. „Die Polen wollen einen ,Fighter‘ sehen!“, sagte Budka.
Wann die Wahl nach der gescheiterten Mai-Wahl stattfinden soll, in der es laut Staatlicher Wahlkommission „keine Möglichkeit gab, für einen Kandidaten zu stimmen“, steht noch nicht fest. Zunächst muss das Parlament das neue Wahlgesetz billigen. Erst dann kann Elzbieta Witek, die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, den neuen Wahltermin festsetzen.
Jaroslaw Kaczynski, Chef der Regierungspartei PiS, kanzelte Rafal Trzaskowski als „völlig ungeeignet“ab. Seine Kandidatur widerspreche dem Interesse Polens, werde den Staat lähmen und sehr ernste Konflikte hervorrufen. Von einem „Krieg an der Spitze“spricht gar Radoslaw Fogiel, der stellvertretende PiSPressesprecher. Dieser werde unvermeidbar ausbrechen, sollte ein Kandidat der Opposition die Präsidentschaftswahl gewinnen. Gabriele Lesser