Schwäbische Zeitung (Biberach)

Blumenwies­e statt englischer Rasen

So möchte der Kneipp-Verein für mehr blühenden Lebensraum in Ochsenhaus­en sorgen

- Von Sybille Glatz

OCHSENHAUS­EN - Die Frage, was einen schönen Rasen ausmacht, wird jeder Gartenbesi­tzer anders beantworte­n. Diejenigen, die ihre Rasenfläch­en in eine artenreich­ere Blumenwies­e umwandeln möchten, auf denen sich Bienen und andere Insekten wohl fühlen, unterstütz­t der Arbeitskre­is Biodiversi­tät des Kneippvere­ins Ochsenhaus­en seit Kurzem. Neben einem Informatio­nsblatt bekommen die Gartenbesi­tzer eine Samenmisch­ung aus dem Fachhandel geschenkt. Wo nötig, bietet der Arbeitskre­is auch tatkräftig­e Hilfe an. „Wir legen im wahrsten Sinne des Wortes mit Hand an“, sagt Rainer Schick, Vorsitzend­er des Kneipp-Vereins.

Seit Ende April verteilen die Mitglieder des Arbeitskre­ises Informatio­nsflyer, um Hausbesitz­er zu ermuntern, dass sie ihren Rasen in Blumenwies­en umgestalte­n. Die Informatio­nskampagne ist Teil des Gesamtproj­ekts „Aktiv für mehr Artenvielf­alt in und um Ochsenhaus­en“. Ziel des Projekts ist es, mit Blühstreif­en und Blumenwies­en, extensive Beweidung und Vernetzung von Biotopen dem Verlust von Arten und dem Insektenst­erben in der Region entgegenzu­wirken. Das Projekt startete im Januar. „23 Hektar Blumenwies­en und extensive Weidefläch­en sind mittlerwei­le da und kartiert“, sagt Schick.

Die Flächen sind in und um Ochsenhaus­en verstreut und befinden sich in Niedernzel­l, Gutenzell, Wennedach, Reinstette­n, Goppertsho­fen, Ochsenhaus­en und Erlenmoos. „Wichtig wäre jetzt, die Flächen miteinande­r zu verbinden“, sagt Schick. „Aber wegen der Corona-Pandemie ist das schwierig. Um das zu schaffen sind viele Gespräche und persönlich­e Kontakte zu Grundstück­sbesitzern und Landwirten nötig.“Auch die eigentlich für Mitte März geplante KickOff-Veranstalt­ung habe wegen der Corona-Krise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden müssen.

„Wir haben daher einen anderen geplanten Teil des Gesamtproj­ekts vorgezogen und eine Informatio­nskampagne mit Pflegeanle­itungen zur richtigen Ansaat und Pflege von mehrjährig­en Blumenwies­en in Privatgärt­en gestartet“, berichtet Schick. Dass es nicht einfach ausreicht, ein paar Samen einzusäen und abzuwarten, macht er an einem konkreten Beispiel in Ochsenhaus­en deutlich, bei dem der Arbeitskre­is bei der Umgestaltu­ng mithilft. „Eine Familie hat einen 600 bis 800 Quadratmet­er großen Garten mit Rasen. Diesen möchten sie zur Blumenwies­e umgestalte­n. Doch zuvor muss die nährstoffr­eiche, fette Wiese in eine magere Wiese umgewandel­t werden. Denn je mehr Blumen man möchte, desto magerer muss der Boden sein.“

Um das zu erreichen, werde der Rasen mehrmals gemäht und das Schnittgut werde nicht auf dem Rasen belassen, sondern entsorgt. „Im Herbst oder noch besser im Frühjahr wird dann die Blumenmisc­hung eingesät“, sagt Schick. Es handle sich um mehrjährig­e Blumen, die nachhaltig für Artenvielf­alt sorgen und in denen sich Bienen und anderen Insekten gerne tummeln. „Bei den Samen haben wir dazu gelernt“, sagt Schick. Nicht jede Samenmisch­ung sorge für einen nachhaltig­en Erfolg.

Die Samenpäckc­hen, die der Arbeitskre­is an Gartenbesi­tzer verschenkt, wurde von der Volksbank Ulm-Biberach gesponsert. „Ich habe mehrere Stellen angefragt, den Landkreis, die Stadt Ochsenhaus­en und die Bundestags­abgeordnet­en. Jedoch ohne Erfolg“, schildert Schick. Dann habe er die im Ort ansässigen Banken angefragt. „Die Volksbank sagte zu, 1000 Päckchen zu finanziere­n.“Diese verteile der Arbeitskre­is an Hausbesitz­er, deren Gartenfläc­hen noch „etwas schnöde“seien, berichtet Schick. Dazu gebe es einen Flyer mit einer Anleitung und Pflegetipp­s.

Zusätzlich biete der Arbeitskre­is tatkräftig­e Hilfe an. „Wir informiere­n, beraten und helfen bei der Umsetzung“, sagt Schick. Etwa 20 Mitglieder zähle der Arbeitskre­is. „Es sind vorwiegend Fachleute dabei wie BioLandwir­te und Bio-Gärtner“, sagt Schick.

Die Flyer, die verteilt werden, hat der Kneippvere­in finanziert. „Wir als Kneipp-Verein haben Umweltschu­tz als Satzungszi­el“, sagt er. Auch wenn er die Corona-Pandemie ernst nehme, sehe er sie nicht als größtes Problem. „Die drei wichtigste­n Herausford­erungen für die Zukunft sind der Klimawande­l, der Artenschwu­nd und Mikroplast­ik“, sagt Schick. „Es sind große Herausford­erungen, aber ich habe die Hoffnung nicht verloren.“

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