Schwäbische Zeitung (Biberach)

Glanzlos und wie bei den Alten Herren

Münchner raffen sich bei Union Berlin spät auf – Rummenigge sieht Neuer-Verlängeru­ng

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BERLIN (SID) - Robert Lewandowsk­i nahm sich Zeit für ein Schwätzche­n. Mit seinem polnischen Landsmann Rafal Gikiewicz, Torhüter von Union Berlin, plauderte der Torjäger vom Dienst nach dem Abpfiff angeregt – möglicherw­eise darüber, wie er ihn vor der Pause beim Elfmeter zum 1:0 klassisch ausgewacke­lt hatte. Durch Lewandowsk­is 26. Saisontor war der Weg für den glanzlosen 2:0 (1:0)Pflichtsie­g des Rekordmeis­ters an der Alten Försterei nach zwei Monaten Zwangspaus­e bereitet.

Anfangs stotterte der Münchner Motor noch ein wenig, doch nach der Halbzeitpa­use schwang sich der Tabellenfü­hrer zur gewohnten Dominanz auf und spielte seine Klasse aus. Weltmeiste­r Benjamin Pavard sicherte mit einem Kopfballto­r (80.) endgültig den Vier-Punkte-Vorsprung auf Borussia Dortmund. Am 26. Mai treffen die beiden Giganten im Ruhrgebiet aufeinande­r.

„Wir haben noch nicht unser allerbeste­s Gesicht gezeigt“, sagte Bayern-Torhüter Manuel Neuer bei Sky. Viel hatte er gegen tapfere Unioner nicht zu tun: „Beim Spiel ohne Zuschauer sind die Minuten ganz schön lang, bis abgepfiffe­n wird.“Thomas Müller fühlte sich atmosphäri­sch gar an Spiele der „Alten Herren um 19 Uhr“erinnert.“Neuer zumindest war „froh, dass wir das Spiel dominiert haben und die drei Punkte verdient mit nach Hause nehmen.“

Zudem setzten die seit 16 Pflichtspi­elen ungeschlag­enen Bayern (15 Siege) ungeachtet der nicht durchgängi­g gebrachten Leistung den nächsten Meilenstei­n: Mit der insgesamt 1866. Bundesliga-Partie zog der Club in der Ewigen Tabelle nach Spielen mit dem Hamburger SV gleich. Nur Werder Bremen hat mehr Spiele absolviert (1890).

Union, das im heimischen Stadion den Titelkandi­daten Dortmund (3:1) und Borussia Mönchengla­dbach (2:0) ein Bein gestellt hatte, leistete auch ohne die Unterstütz­ung seiner Fans und ohne Cheftraine­r Urs Fischer harten Widerstand.

Fischer hatte aus privaten Gründen das Quarantäne-Trainingsl­ager verlassen, sein Schwiegerv­ater war verstorben. Der Schweizer darf im Stadtderby am Freitag bei Hertha BSC wieder auf der Bank sitzen, sofern ein zweiter Coronatest negativ ausfällt.

Der Beginn des Spiels gehörte den Hausherren, die durch Marius Bülter (4.) und Anthony

Ujah (7.) zwei gute Chancen auf die Führung ausließen. Die Bayern taten sich sichtlich schwer, nach der langen Pause in den Rhythmus zu finden. Das lag zum Teil auch an der körperlich robusten Gangart der Unioner, vor der Trainer Hansi Flick explizit gewarnt hatte.

Erst nach einer Viertelstu­nde konnten sich die Münchner etwas besser durch die dichte Abwehr der Eisernen kombiniere­n. Ein Treffer Müllers (17.) zählte nach Videobewei­s

„Beim Spiel ohne Zuschauer sind die Minuten ganz schön lang, bis endlich abgepfiffe­n wird.“

aber nicht. Lewandowsk­i, bewacht von gleich drei Innenverte­idigern, trat dagegen lange fast gar nicht in Erscheinun­g – bis ihm Neven Subotic einen Elfmeter schenkte. Der Berliner Abwehrspie­ler stieg im Strafraum ungeschick­t gegen Goretzka ein, Lewandowsk­i nahm das Geschenk dankbar an.

Auch nach dem Seitenwech­sel präsentier­ten sich die Münchner noch weit von ihrer Topform entfernt. Allerdings lief der Ball nun etwas flüssiger , was sich dann auch auszahlte. Und noch etwas stimmt derzeit beim Rekordmeis­ter fröhlich: Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge erwartet eine baldige Einigung in den Vertragsve­rhandlunge­n mit Neuer. „Wir

Manuel Neuer sind in guten Gesprächen. Ich bin optimistis­ch, dass Manuel zeitnah das Angebot des FC Bayern annimmt“, sagte der 64 Jahre alte Rummenigge: „Wir sind beide zufrieden. Manuel Neuer weiß, was er am FC Bayern hat, der FC Bayern weiß, was er an Manuel Neuer hat. Deshalb ist es eine Ehe, die auch in Zukunft Bestand haben wird“, sagte Rummenigge. Der Vertrag von Neuer (34) beim Rekordmeis­ter läuft im Sommer 2021 aus.

„Ich denke, dass Karl-Heinz Rummenigge im Bilde ist. Im Moment gibt es nichts zu verkünden und dabei bleibe ich. Im Grunde genommen gibt es jetzt nichts zu verkünden und dementspre­chend ist jetzt Stillschwe­igen angesagt“, sagte Neuer: „Im Grunde bin ich froh, beim FC Bayern zu spielen und der FC Bayern ist froh, mich als Kapitän und Torwart in der Mannschaft zu haben. Wir sind beide optimistis­ch, aber es ist noch nicht klar.“

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FOTO: HANNIBAL HANSCHKE/DPA

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