Schwäbische Zeitung (Biberach)

Augsburg hofft weiter auf den Zahnpasta-Sünder

FCA-Trainer ist nach Niederlage nun noch mehr gefordert

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AUGSBURG (SID) - Heiko Herrlich verließ frustriert die schmucke VIPLoge in der Arena. Anstatt beim FC Augsburg für die dringend benötigte Trendwende zu sorgen, erlebte der neue Trainer gleich in doppelter Hinsicht einen Einstand zum Vergessen: erst sein gedankenlo­ser Verstoß gegen die Quarantäne-Regeln inklusive freiwillig­er Banksperre wegen Zahnpasta und Hautcreme, dann die bittere 1:2 (0:1)-Last-Minute-Pleite gegen den VfL Wolfsburg.

Torwart Andreas Luthe brachte die peinliche Affäre um den 48-Jährigen mit drastische­n Worten auf den Punkt. „Es ist natürlich scheiße, wenn der Cheftraine­r nicht dabei ist“, sagte Luthe nach der achten Pleite im zehnten Spiel des FCA bei Sky. Das sei alles „nicht einfach und schön“gewesen, ergänzte Manager Stefan Reuter. Aber, dies stellte er noch einmal klar: Für den reuigen Herrlich („Ich habe einen Fehler gemacht“) werde es weder vom Verein noch von der Deutschen Fußball Liga (DFL) Konsequenz­en geben.

Vielmehr hofft Reuter, dass Herrlich bereits zu Beginn der Woche „die Mannschaft wieder trainieren kann“. Ein erster Corona-Test ist negativ ausgefalle­n. Ein zweiter sollte „zeitnah“folgen. Dass Herrlich, der im März das Amt von Martin Schmitt übernommen hatte, durch seinen Quarantäne-Fauxpas Schaden nehmen könnte, glaubt Reuter nicht: „Heiko genießt hohe Akzeptanz.“

Am nächsten Sonntag (13.30 Uhr/ Sky) müssen die Augsburger zu Schalke 04, dann kommt Schlusslic­ht SC Paderborn. Und der Druck auf den FCA wächst. Nur vier magere Pünktchen beträgt der Vorsprung vor dem Relegation­splatz. Er mache sich dennoch „gar keine Gedanken, das hat nicht viel zu sagen“, sagte Luthe. Auch Reuter meinte trotzig:

„Es gilt jetzt, den Blick nach vorne zu richten.“

Allerdings dürfte Tribünen-Gast Herrlich auch noch einmal den durchwachs­enen Auftritt gegen Wolfsburg analysiere­n. Bis auf eine kurze Phase nach dem Wechsel sah der Coach in seinem Asyl einen mutlosen und unterlegen­en FCA, dem auch Interimstr­ainer Tobias Zellner („Ich hatte persönlich keinen Kontakt zu Heiko“) kaum Impulse geben konnte. Dass der VfL nach Führung durch Renato Steffen (43.) und Ausgleich durch ein Eigentor von Anthony Brooks (54.) erst in der Nachspielz­eit durch Daniel Ginczek (90.+1) zum Sieg kam, mag zwar glücklich anmuten, war aber letztendli­ch hochverdie­nt. „Am Ende müssen wir die Schuld bei uns selbst suchen. Die einfachen Fehler müssen wir einfach vermeiden“, räumte Eduard Löwen ein. Auch Reuter prangerte die „Nachlässig­keiten“an. Ob die mit Herrlich auf der Bank nicht passiert wären, ist hypothetis­ch.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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