Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ewiger Liebling der Franzosen
PARIS (SID) - Neulich wühlte Yannick Noah in seinen alten Habseligkeiten. Die Corona-Pandemie zwang auch den Liebling der Franzosen zum Daheimbleiben. Also machte der frühere Tennisstar alte Kisten auf – und stieß dabei auf einige „Perlen“. „Ich räume auf, ich putze, ich entdecke Dinge wieder“, schrieb Noah bei Instagram, wo er sich manchmal auch nur mit einem Kissen vor dem Körper zeigt. Nun präsentierte Noah aber keine lustigen Schnappschüsse aus der Corona-Zeit, sondern die Ergebnisse seiner Stöberei. Kurz vor seinem 60. Geburtstag, den er am Montag feiert, zeigte er einige fast 37 Jahre alte Fanbriefe. Er hatte sie nach seinem großen Moment erhalten, der sich am 5. Juni 1983 ereignete.
Rückblende: Paris, Stade Roland Garros. Der Mann mit der Rastamähne hat Matchball. Aufschlag durch die Mitte, der Return von Mats Wilander fliegt ins Aus. Noah sackt auf die Knie, zum ersten Mal seit Marcel Bernard 1946 triumphiert ein Franzose beim heimischen Grand-Slam-Turnier. „Ich war zu Hause. Ich lebte in diesem Stadion, ich kannte die Gärtner, ihre Kinder“, sagte Noah kürzlich. Er spielte und lachte sich in das Herz der Tennisfans weltweit. Sein unbekümmertes, fröhliches, unkonventionelles Auftreten gefiel vielen – aber es gab auch Dinge zu bekritteln. Zumindest sah das der Verfasser eines der Briefe so, den Noah nun, im April 2020, beim Wühlen neben anderen wiederfand. Adressiert an seine Mutter. Sie solle ihren Sohn doch darauf hinweisen, „repräsentativer für die Franzosen“aufzutreten, also seinen Haarschnitt anzupassen.
Noah, der von einer glücklichen Kindheit in Kamerun geprägt wurde, behielt seine wilde Mähne. Und er blieb auch nach dem Ende seiner Sportlerkarriere mit 23 Turniersiegen erfolgreich. 1991 startete er eine Laufbahn als Sänger. Auch dem Tennis ist er treu geblieben – als Trainer der Davis-Cup-Mannschaft. Noah ist für die Franzosen ein Idol, Fehltritte wie ein Steuervergehen in den 1990er-Jahren haben sie ihrem ewigen Liebling verziehen.