Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Eine bequeme Art zu gärtnern“
Das Hochbeet ermöglicht eine ganzjährige Ernte und schont den Rücken
OBERROHRBACH (dpa) - Hochbeete sind beliebte Alternativen. Agrarwissenschaftlerin und Gartenbuchautorin Doris Kampas erklärt im Interview mit Melanie Öhlenbach, worauf es beim Bau ankommt und wie man darin Gemüse anbaut.
Warum lohnt es sich, im Hochbeet zu gärtnern?
Ein Hochbeet kann einen doppelt so hohen Ertrag wie ein Bodenbeet bringen. Durch seine spezielle Befüllung stellt es den Pflanzen mehr Nährstoffe zur Verfügung und erwärmt sich im Frühjahr schneller. Mit einem Aufsatz kann man das ganze Jahr über ernten. Außerdem ist es eine bequeme Art zu gärtnern, weil man sich nicht bücken muss.
Aus welchem Material baut man ein Hochbeet?
Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft ist mein Favorit, weil es ein natürliches Material ist. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Kiefernholz ist zwar günstig, verwittert aber sehr rasch. Lärche hingegen ist sehr langlebig und muss nicht imprägniert werden. Hochbeete kann man aber auch aus Klinker- oder Bruchsteinen bauen, die man mit etwas Mörtel verfugt. Oder man ist kreativ und baut es aus Paletten oder alten Weinkisten. Auch eine alte Badewanne oder eine Schubkarre lassen sich in ein Hochbeet verwandeln.
Metall-Hochbeete aus Aluminium sind nicht sehr ökologisch. Auch Hochbeete aus Kunststoff sind unökologisch und oft billig verarbeitet.
Was ist die ideale Größe für ein Hochbeet?
Ein Hochbeet sollte so gebaut sein, dass man bequem darin gärtnern kann. Die Höhe hängt von der Körpergröße ab: Bei Erwachsenen, die zwischen 1,60 und 1,80 Meter groß sind, sollte das Hochbeet zwischen 80 und 85 Zentimeter hoch sein, bei größeren Personen zwischen 100 und 110 Zentimetern. Ein Hochbeet mit 40 bis 50 Zentimetern Höhe eignet sich für alle, die Tomaten oder Stangenbohne anbauen wollen – sonst benötigt man für die Ernte eine Leiter. Wird das Hochbeet beidseitig bearbeitet, sollte es zwischen 100 und 120 Zentimetern breit sein. Für die Länge sind zwei bis drei Meter ideal. Bei längeren Hochbeeten hält das Holz sonst dem Druck der Erde nicht stand.
Worauf muss ich beim Standort achten?
Ein sonniger Standort ist optimal, weil die meisten Gemüsepflanzen Sonne benötigen. Wenn man es an der schattigen Nordseite aufstellt, muss man die passenden Pflanzen auswählen, zum Beispiel Blattgemüse wie Salat und Mangold.
Was kommt in ein Hochbeet?
Die Füllung besteht aus mehreren Schichten, am besten mit Material aus dem eigenen Garten. Ein 85 Zentimeter hohes Hochbeet schüttet man zuerst zur Hälfte locker mit Strauch- und Baumschnitt auf. Nicht geeignet sind Thuja, Nadelgehölze oder Rindenmulch. Sie versauern den Boden. Darauf kommt eine 15 Zentimeter dicke Schicht aus Rasenschnitt und Staudenresten, die man mit alter Erde abmischt, damit sie nicht schimmelt. Abgesehen von Quecke, Ackerwinde und anderen Wurzelunkräutern kann man hier ohne Probleme Unkräuter beimischen, solange sie keine Samen tragen. Als Nächstes füllt man das Ganze mit zehn Zentimetern Kompost auf und deckt das Beet mit Laub ab. Im Herbst bleibt das Hochbeet so, damit sich alles über den Winter setzen kann. Im Frühjahr wird das Hochbeet noch einmal mit jeweils zehn Zentimetern Gras und Kompost gefüllt. Die oberste Schicht besteht aus 20 Zentimetern Erde.
Muss ich bei der Bepflanzung etwas anders machen als in üblichen Beeten?
Nein. Viele neigen aber dazu, die Pflanzen zu dicht zu setzen. Die Abstände einzuhalten, ist unbedingt notwendig, damit sich die Pflanzen ordentlich entwickeln können.
Welche Pflanzen eignen sich für ein Hochbeet?
Im Frühjahr wachsen unter dem Frühbeet-Aufsatz Salate, Radieschen und Blattgemüse, die dann Mitte Mai rasch abgeerntet werden. Sie werden dann von Tomaten, Paprika und Chili, Auberginen, Gurken und Buschbohnen abgelöst. Auch Kräuter kann man ab April ins Hochbeet pflanzen. Ab September kann man Wintergemüse anbauen: Asia-Salate und Feldsalat, Radieschen, Spinat, Winterkresse, Winterportulak, Lauch und Kohl können unter Glas den ganzen Winter hindurch geerntet werden.
Stangenbohnen sind wegen der Höhe schwer zu beernten. Zucchini brauchen viel Platz – ebenso wie Melonen und Kürbis.
Wie pflegt man ein Hochbeet, damit es lange Freude macht?
Damit das Holz nicht vermodert, sollte man den Rahmen nicht direkt auf die Erde setzen. Ein Streifenfundament aus Kies sorgt als Drainage dafür, dass das Wasser abläuft. Außerdem empfehle ich, das Hochbeet mit Noppenfolie auszukleiden. Mit der Zeit sinkt die Füllung immer weiter ab und die Nährstoffe werden weniger. Daher sollte man das Hochbeet regelmäßig neu mit Laub und Kompost befüllen. Nach sieben bis acht Jahren ist es ratsam, das Hochbeet komplett frisch aufzusetzen.