Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schemmerhofen will Geschosswohnungsbau
Warum die Gemeinde künftig stärker auf Mehrfamilienhäuser setzt
SCHEMMERHOFEN - Die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin groß. Doch gerade in den Dörfern herrschen oftmals Vorbehalte gegen größere Geschosswohnungen, die das Ortsbild verändern. In Schemmerhofen hat der Gemeinderat nun einen Beschluss gefasst, der in fast jedem Teilort Folgen hat.
Schemmerhofen will in den kommenden Jahren zahlreiche neue Baugebiete erschließen und dafür auch das beschleunigte Verfahren nach Artikel 13b nutzen. In den meisten Neubaugebieten sollen auch Geschosswohnungen entstehen. Diesem Vorschlag der Verwaltung hat der Gemeinderat nun einmütig zugestimmt. „Wir sollten auch Wohnraum zur Verfügung stellen für Menschen, die kein Einfamilienhaus wollen“, erklärte Bürgermeister Mario Glaser in der Sitzung am Montagabend. Neben dem Geschosswohnungsbau kämen für ihn auch „andere Wohnformen“wie zum Beispiel Reihenhäuser infrage. „Ich bin da offen“, sagte er und erwähnte in dem Zusammenhang auch die Diskussion um die Tiny Houses. „Uns geht es vor allem um eine andere Denke als bisher.“Gerade ältere Bürger, kleine Familien mit Kindern und Alleinstehende suchten vermehrt nach Wohnungen.
Geschosswohnungsbau käme künftig in jedem Teilort infrage, zunächst aber bei den anstehenden Bebauungsplanverfahren Holzweg in Langenschemmern, der Siedlungsstraße in Ingerkingen, dem Gebiet Rain in Altheim und dem Gebiet Gänseberg in Schemmerberg. Künftig
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soll die Verwaltung für jedes Baugebiet einen Vorschlag ausarbeiten, wie die Geschosswohnungen umgesetzt werden. Glaser erklärte, die Grundstücke könnten aus dem regulären Vergabeverfahren vorab herausgenommen und dann an einen Investor verkauft werden, der ein Wohnhaus baut und die Wohnungen vermarktet. Mit den Einnahmen könne die Gemeinde möglicherweise auch die übrigen Bauplätze „quersubventionieren“.
Geschosswohnungsbau hieße nicht gleich acht oder mehr Wohneinheiten, möglich seien auch nur vier oder sechs, erklärte er. „Ich möchte keine Hochhäuser haben.“Außerdem müsse man weiterhin zwischen den Ortsteilen differenzieren. „Im Kernort in Schemmerhofen könnte ich wohl ein ganzes Baugebiet mit Geschosswohnungsbau vollmachen“, sagte er scherzhaft, in anderen Teilorten sei dies aber schwierig.
Vom Schemmerhofer Gemeinderat gab es Lob für den Vorschlag der Verwaltung. Schemmerbergs Ortsvorsteher Anton Hinsinger bezeichnete die Entscheidung als „angemessen in der heutigen Zeit“. Gemeinderat Anton Hagel wies darauf hin, dass sich „nicht jedes Baugebiet für Geschosswohnungsbau eignet“. Zustimmung kam unter anderem auch vom Ingerkinger Ortschaftsrat. Ortsvorsteher Paul Haid erklärte, der Ortschaftsrat sei dem gegenüber Vorschlag „aufgeschlossen“, wobei der „Trend“unter Räten eher zu den kleineren Bauten gehe mit Doppelhäusern
oder vier Wohneinheiten. Im Ortschaftsrat seien aber auch „Ängste aufgekommen“, dass die Einfamilienhäuser neben den Geschosswohnungsbauten „nicht mehr so gut“ankämen.
Glaser erklärte auch, die Gemeinde wolle für jeden Geschosswohnungsbau vorab eine Marktabfrage starten. Eines der ersten Gebiete, in dem Mehrfamilienhäuser umgesetzt werden sollen, ist der „Wasserberg“in Aßmannshardt. Dort hätten sich allein mit der Aussage, man plane Geschosswohnungen, rund 20 Interessenten gemeldet.
Die einstimmige Entscheidung der Räte wertete Bürgermeister Glaser positiv. „Der Beschluss hilft uns bei der weiteren Planung“, erklärte er.