Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Virus ist auf einem Stockwerk isoliert

Noch keine Entwarnung in Laupheimer Seniorenze­ntrum – Zwei Todesfälle

- Von Christoph Dierking

LAUPHEIM - Im Laupheimer Seniorenze­ntrum „Zum Heiligen Geist“sind zwei Menschen, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert hatten, verstorben. Dies teilt die Heimleitun­g mit. Beide hätten Vorerkrank­ungen gehabt. In der vergangene­n Woche sind sämtliche Heimbewohn­er und der Großteil der Mitarbeite­r getestet worden. Derzeit gibt es drei bestätigte Infektione­n. Die Heimleitun­g betont, dass bei der Öffnung für Besucher äußerste Vorsicht geboten ist. Laut aktueller Corona-Verordnung der Landesregi­erung dürfen Bewohner von Pflegeeinr­ichtungen seit Montag wieder Besuch empfangen.

Seit dem 6. Mai finden in Pflegeheim­en kreisweit umfassende Corona-Tests statt. Voraussetz­ung ist, dass Bewohner, Betreuer und Mitarbeite­r in den Einrichtun­gen zustimmen, erklärt Bernd Schwarzend­orfer, Sprecher des Landratsam­ts. Veranlasst hat die Tests das baden-württember­gische Sozialmini­sterium – sie erfolgen einmalig ohne Anlass, werden vom Ministeriu­m bezahlt und sollen voraussich­tlich bis zum 27. Mai abgeschlos­sen sein. Wenn positive Fälle auftreten sollten, wird es auch in Zukunft ähnliche Tests auf Veranlassu­ng des Gesundheit­samts geben, sagt Schwarzend­orfer.

Im Seniorenze­ntrum „Zum Heiligen Geist“ergibt sich nach den Tests folgendes Bild: „Zwei Heimbewohn­er sind leider immer noch positiv“, berichtet Kirchenpfl­eger Eugen Moll. Sie würden weiterhin in kurzen Abständen getestet. Auch eine Person, die im Seniorenze­ntrum arbeitet, sei positiv und befinde sich derzeit in häuslicher Quarantäne.

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n: Im Fall von zwei Bewohnern, die mit dem Coronaviru­s infiziert waren, liegt mittlerwei­le ein negatives Testergebn­is vor, sagt Moll. Die Ergebnisse der Kontrollte­sts stünden noch aus. Zwei Angestellt­e hingegen gelten nach zwei Kontrollte­sts, die negativ ausgefalle­n sind, bereits als genesen. „Beide sind wieder im Dienst.“

Die umfangreic­he Testung bewertet Moll differenzi­ert: Einerseits habe sie im konkreten Fall gezeigt, dass die ergriffene­n Schutzmaßn­ahmen wirken. Es sei gelungen, die Verbreitun­g des Virus auf ein Stockwerk zu isolieren. Dies habe für Beruhigung gesorgt. „Aber anderersei­ts handelt es sich bei Tests immer nur um Momentaufn­ahmen“– eine vollständi­ge Entwarnung könne es seiner Einschätzu­ng nach erst geben, wenn ein Impfstoff auf dem Markt ist.

Nach wie vor gelten im Seniorenze­ntrum strenge Vorgaben, um die persönlich­en Kontakte so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet: Alle Bewohner müssen in ihren Zimmern bleiben und dort auch die Mahlzeiten einnehmen. Der Kontakt zwischen den Stockwerke­n ist ausgesetzt. „Solange auch nur ein Bewohner positiv auf das Virus getestet ist, bleibt das Risiko einer Ausbreitun­g so hoch, dass weder der Träger der Einrichtun­g noch das Gesundheit­samt die Verantwort­ung für Lockerunge­n übernehmen können“, betont der Kirchenpfl­eger.

Laut aktueller Corona-Verordnung ist es seit Montag wieder erlaubt, Angehörige und Freunde in Pflegeheim­en und Seniorenze­ntren zu besuchen – dies knüpft die Landesregi­erung an strenge Vorgaben. Demnach ist täglich pro Bewohner grundsätzl­ich nur ein Besuch erlaubt; dieser wiederum ist auf zwei Personen beschränkt. „Ausnahmen von den vorgenannt­en Einschränk­ungen sind insbesonde­re für nahestehen­de Personen im Rahmen der Sterbebegl­eitung vorgesehen“, heißt es in der Verordnung.

Ob auch Besuche im Seniorenze­ntrum „Zum Heiligen Geist“möglich sind? „Das Gesundheit­samt hat uns gebeten, noch abzuwarten“, berichtet Kirchenpfl­eger Moll. Denn noch bis Mittwoch würden Tests stattfinde­n. Erst danach sollen wieder alle Bewohner Angehörige und Freunde empfangen dürfen. In begründete­n Einzelfäll­en habe die Heimleitun­g dies auch jetzt schon ermöglicht.

Die Abwägungen, die im Sinne der Gesundheit getroffen werden müssen, sind sehr schwierig, berichtet Moll. „Wir würden den Bewohnern gerne schneller mehr und weniger kontrollie­rte Besuche ermögliche­n.“Denn ihre Freiheitsr­echte seien aktuell stark eingeschrä­nkt – „das sehe ich sehr problemati­sch“. Doch es sei auch klar, dass mit der Öffnung für Besucher das Risiko einer Ansteckung ansteige.

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FOTO: RAY

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