Schwäbische Zeitung (Biberach)

Keine normale Feriensais­on

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Es klingt so schön. Spanien öffnet bald wieder seine Grenzen für Urlauber. Die Türkei wirbt um deutsche Gäste. Die Europäer vereinbare­n Grenzöffnu­ngen. Die Lufthansa bringt wieder Maschinen in die Luft und steuert in den nächsten Wochen wieder beliebte Ferienziel­e rund um das Mittelmeer an. Es scheint, als normalisie­re sich der Reiseverke­hr allmählich. National wie internatio­nal. Auch die Deutsche Bahn fährt ihr Angebot wieder hoch. Doch das sind nur Lichtblick­e in einer derzeit sehr öden Reisewelt. Bis sich der Urlaub so anfühlt wie vor der Corona-Pandemie, ist es noch ein weiter Weg. Andere Erwartunge­n sind Illusionen.

Das Beispiel der Lufthansa zeigt die Realität in Zahlen. 1800 Verbindung­en in der Woche will die Linie zu Beginn der Hauptsaiso­n bedienen. Das hört sich nach einem starken Angebot an. Tatsächlic­h sind es lediglich 14 Prozent der Flugleistu­ng in normalen Zeiten. Auch wenn sich andere Airlines nun wieder an die Startbahn begeben, werden die Kapazitäte­n im Luftverkeh­r wohl nur für vergleichs­weise wenige Reisende reichen. Abstandsre­geln im Flieger schmälern das Angebot vermutlich noch weiter.

Dazu kommt, dass ein geringes Angebot auf nachgefrag­ten Strecken sich in höheren Preisen niederschl­agen wird. Billig wird der Urlaub in sonnensich­eren Regionen aller Voraussich­t nach auch nicht, weil zumindest in der Hochsaison Hotelkapaz­itäten aufgrund der Corona-Beschränku­ngen knapp werden könnten. Es wird in diesen Sommerferi­en mit großer Wahrschein­lichkeit keine normalen Ferienreis­en geben.

Angesichts der Unsicherhe­iten und Unbequemli­chkeiten bleiben viele Urlauber lieber im eigenen Land. Berichte über knappe Unterkünft­e gibt es bereits. Auch hier werden die Preise wohl steigen, die Qualität angesichts der Einschränk­ungen dagegen nicht. Und doch sollte sich niemand die Freude an den schönsten Tagen des Jahres vermiesen lassen. Dass es die vorhandene­n Urlaubsmög­lichkeiten überhaupt gibt, war vor wenigen Wochen noch nicht einmal zu hoffen.

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