Schwäbische Zeitung (Biberach)
Keine normale Feriensaison
Es klingt so schön. Spanien öffnet bald wieder seine Grenzen für Urlauber. Die Türkei wirbt um deutsche Gäste. Die Europäer vereinbaren Grenzöffnungen. Die Lufthansa bringt wieder Maschinen in die Luft und steuert in den nächsten Wochen wieder beliebte Ferienziele rund um das Mittelmeer an. Es scheint, als normalisiere sich der Reiseverkehr allmählich. National wie international. Auch die Deutsche Bahn fährt ihr Angebot wieder hoch. Doch das sind nur Lichtblicke in einer derzeit sehr öden Reisewelt. Bis sich der Urlaub so anfühlt wie vor der Corona-Pandemie, ist es noch ein weiter Weg. Andere Erwartungen sind Illusionen.
Das Beispiel der Lufthansa zeigt die Realität in Zahlen. 1800 Verbindungen in der Woche will die Linie zu Beginn der Hauptsaison bedienen. Das hört sich nach einem starken Angebot an. Tatsächlich sind es lediglich 14 Prozent der Flugleistung in normalen Zeiten. Auch wenn sich andere Airlines nun wieder an die Startbahn begeben, werden die Kapazitäten im Luftverkehr wohl nur für vergleichsweise wenige Reisende reichen. Abstandsregeln im Flieger schmälern das Angebot vermutlich noch weiter.
Dazu kommt, dass ein geringes Angebot auf nachgefragten Strecken sich in höheren Preisen niederschlagen wird. Billig wird der Urlaub in sonnensicheren Regionen aller Voraussicht nach auch nicht, weil zumindest in der Hochsaison Hotelkapazitäten aufgrund der Corona-Beschränkungen knapp werden könnten. Es wird in diesen Sommerferien mit großer Wahrscheinlichkeit keine normalen Ferienreisen geben.
Angesichts der Unsicherheiten und Unbequemlichkeiten bleiben viele Urlauber lieber im eigenen Land. Berichte über knappe Unterkünfte gibt es bereits. Auch hier werden die Preise wohl steigen, die Qualität angesichts der Einschränkungen dagegen nicht. Und doch sollte sich niemand die Freude an den schönsten Tagen des Jahres vermiesen lassen. Dass es die vorhandenen Urlaubsmöglichkeiten überhaupt gibt, war vor wenigen Wochen noch nicht einmal zu hoffen.