Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kinder als Leidtragende der Corona-Krise
Rund 150 Menschen kommen zur vierten Demonstration auf den Gigelberg
BIBERACH - Zu vierten Demo für die Wahrung der Grundrechte und für eine freie Impfentscheidung haben sich am Samstagnachmittag bei Regenwetter nach Schätzungen des Biberacher Ordnungsamts etwa 150 Menschen auf dem Gigelberg versammelt. Die knapp 90-minütige Veranstaltung verlief friedlich und rückte die Situation der Kinder im Zuge der Coronamaßnahmen in den Mittelpunkt.
Kinder und Jugendliche bräuchten gerade in der Corona-Krise einen besonderen Schutz, sagte die Ärztin Dr. Marlene Ibele als erste Rednerin. Bei ihnen entstehe eine Verunsicherung, „denn in jedem näheren Kontakt – so wird ihnen vermittelt – lebt die Unterstellung, es könnte eine potenziell tödliche Erkrankung übertragen werden“. Das erzeuge Angst. Die zwischenmenschliche Wärme kühle ab und schwäche das Immunsystem. „Damit bieten wir physisch und psychisch einen guten Nährboden für Sars-CoV-2.“Sie sprach sich für vollste Eigenverantwortung der Bürger durch die Politik aus.
Waldorfpädagoge Rainer Bohner sprach von der Schwierigkeit, in der Schule Abstand zu halten. „Was macht das mit den Kindern?“Das zerstöre Vertrauen. Bei den Kindern würden Wunden geschlagen, die nicht sichtbar seien. Die Zeit heile diese Wunden nicht, so die Meinung des Lehrers.
Eine Rednerin, die sich als Sybille und Mutter von vier Söhnen vorstellte, berichtete aus ihrem Alltag, in dem sie ihre Kinder zu Hause unterrichtet. Sie müsse ständig motivieren, korrigieren und mit Ablenkungen fertig werden. Sie sitze seit zehn Wochen täglich stundenlang mit ihren Kindern an den Aufgaben, sei gestresst, genervt und kaputt, so die Mutter: „Wann hört dieser Wahnsinn auf ?“Sie liebe ihre Kinder und wolle frei entscheiden, wohin sie gehen, mit wem sie sich treffen und was für sie gut sei und was nicht. „Ich möchte meine Freiheit und die meiner Kinder nicht für die absolute Sicherheit opfern.“
Der streitbarste Redebeitrag kam vom Pädagogen Wilfried Kessler aus Ulm. „Wer hätte gedacht, dass in diesem Land der Dichter und Denker, in dem die tiefsten Gedanken zur Freiheit geäußert worden sind, wir gedemütigt werden, einen Maulkorb zu tragen?“, sagte er. „Hier ist ein Raum entstanden mit dem Kunstgriff eines Virus, mit dem Kunstgriff der Todesangst.“Dieser Raum werde mittlerweile künstlich aufrechterhalten „mit einer gewaltigen Zensur und einer Hetz- und Diffamierungskampagne seitens der Politiker und der Medien“, so die drastische These Kesslers. Eigenständiges Denken solle ausgemerzt werden. „In diesem Raum sollen Kinder aufwachsen?“, fragte er. Ihnen sei durch den Lockdown ein „Hausarrest verordnet“worden. Das schaffe eine „Lebensverunsicherung“und Schuldgefühle.
Die Corona-Infektionswelle sei bereits Mitte März steil abgefallen, trotzdem sei der Lockdown erfolgt. „Das ist ein völliger Unsinn, der da geschehen ist.“Kessler arbeitete sich in der Folge an einem internen Strategiepapier des Bundesinnenministeriums vom 22. März ab, in dem empfohlen wurde, bei der Corona-Kommunikation eine „Schockwirkung“in der Bevölkerung zu erzielen, auch bei Kindern.
RKI und Regierung versuchten weiterhin, die Corona-Zahlen hochzu halten. „Da ist jedes Mittel recht“, behauptete Kessler. Alles, was mit dem Gedanken einer Impfpflicht zu tun habe, sei „ein Missbrauch der Medizin“, so seine Sichtweise. Er forderte einen Untersuchungsausschuss, der die Verantwortlichen national und international vor ein Gericht stellen solle.