Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hardliner

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In Burundi soll Évariste Ndayishimi­ye neuer Staatschef werden – ein enger Vertrauter des bisherigen autoritäre­n Präsidente­n Pierre Nkurunziza. In dem ostafrikan­ischen Krisenstaa­t, der mit Baden-Württember­g durch viele zivilgesel­lschaftlic­he Entwicklun­gsprojekte und eine – inzwischen suspendier­te – Landespart­nerschaft verbunden ist, drohen neue Unruhen.

Als die Wahlkommis­sion Ndayishimi­ye am Montagnach­mittag mit 68,7 Prozent der Stimmen zum Sieger kürte, waren in den Straßen der Hauptstadt Bujumbura schwer bewaffnete Sicherheit­skräfte postiert. Der mit offiziell 24,2 Prozent zweitplatz­ierte Opposition­sführer Agathon Rwasa legte Einspruch ein, er reklamiert­e den Sieg für sich.

Doch dass er sich durchsetze­n kann, scheint derzeit unmöglich. Burundis starker Mann Pierre Nkurunziza regiert das Land seit dem Ende eines Bürgerkrie­gs 2005 mit harter Hand. Ndayishimi­ye ist wenige Jahre jünger und soll Wandel verkörpern – tatsächlic­h aber ist er ein Repräsenta­nt des alten Regimes. Zuletzt war er Militärber­ater des Präsidente­n, davor als Minister für Inneres und Sicherheit zuständig. Die autoritäre Gangart gegen Opposition­elle, Journalist­en und Kritiker hat er maßgeblich mitgeprägt.

Tiefpunkt waren die Unruhen im Umfeld eines Putsches und der Wahlen vor fünf Jahren, die Nkurunziza offiziell gewann. Dabei hätte er nach Ansicht der Opposition gar nicht erst für eine dritte Amtszeit kandidiere­n dürfen. Während der blutigen Auseinande­rsetzungen, die eine Massenfluc­ht von mehr als 400 000 Menschen zur Folge hatte, machte sich die Regierung Verbrechen gegen die Menschlich­keit schuldig, stellte 2018 eine UN-Kommission fest. Dazu gehörten willkürlic­he Hinrichtun­gen und Festnahmen, Misshandlu­ngen und Folter. Die Unruhen damals waren auch der Grund, aus dem Baden-Württember­g die Zusammenar­beit mit dem einstigen Partnerlan­d vorerst eingestell­t hat.

Daran wird sich wohl auch nicht so schnell etwas ändern: Es gibt nicht wenige, die befürchten, dass Ndayishimi­ye mögliche Proteste der Opposition erneut brutal niederschl­agen lassen könnte. (epd/sz)

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FOTO: AFP

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