Schwäbische Zeitung (Biberach)
Überraschender Rücktritt nach 13 Jahren
Warum die Attenweiler Bürgermeisterin die Gemeinde verlässt – Und was jetzt auf sie wartet
ATTENWEILER - Der angekündigte Rücktritt der Attenweiler Bürgermeisterin Monika Brobeil kommt für viele überraschend: Seit beinahe 13 Jahren ist sie im Amt, jetzt wolle sie sich „beruflich nochmals verändern“, erklärt die 52-Jährige. Das sind die Gründe für den Rücktritt.
Keiner der Gemeinderäte hatte zu Beginn der Sitzung etwas geahnt. Zum Schluss aber kündigte Brobeil ihr Ende als Bürgermeisterin in Attenweiler an. Zum 30. Juni scheidet sie aus dem Amt aus, ihren letzten Arbeitstag als Bürgermeisterin hat sie aber wegen Urlaubstagen voraussichtlich früher. Brobeil sagt, die Ankündigung sei für sie „sehr emotional“gewesen. Die Entscheidung für den Wechsel sei dann „sehr kurzfristig“gefallen, die Gründe dafür seien „ganz persönlich“. Zu ihrer neuen Tätigkeit möchte sie sich nicht weiter äußern. Sie werde künftig in einem Nachbarlandkreis arbeiten, aber nicht mehr in der Kommunalpolitik tätig sein. Brobeil wohnt in Rottenacker im Alb-Donau-Kreis.
Über die Gründe für ihren Rücktritt hatte es zuletzt Spekulationen gegeben: Zu Beginn des Jahres hatten sechs Erzieherinnen im Attenweiler Kindergarten gekündigt, bis auch die Leiterin ihren Hut nahm. Brobeil stand damals unter anderem bei manchen Eltern in der Kritik, weil sie die Kindergartenleiterin gegen Vorwürfe in Schutz nahm. Die Eltern forderten dagegen ein entschiedenes Handeln. Genau zu der Zeit aber fiel die Bürgermeisterin mehrere Monate krankheitsbedingt aus. Heute aber betont sie: Ihr Rücktritt habe nichts mit dem Kindergarten-Zwist zu tun.
Generell aber sei der Umgangston in den vergangenen Jahren in der Kommunalpolitik rauer geworden. Sie habe auch beim Kindergarten einen Umgang erlebt, der „sehr bedenklich“sei. Dennoch verlasse sie die Gemeinde mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. In ihrer Amtszeit habe sie „ganz nette Menschen kennengelernt“, daher werde sie viele „tolle Erinnerungen“mitnehmen. Manche Herausforderungen
hätten ihr „schlaflose Nächte“bereitet, doch die Aufgaben als Bürgermeisterin zu bewältigen, das habe sie auch mit Stolz erfüllt.
In Brobeils Amtszeit entwickelte sich die Gemeinde weiter, zahlreiche Maßnahmen wurden abgeschlossen: Hallen saniert, die Kinderbetreuung ausgebaut, Breitbandkabel verlegt und Projekte wie die Innenentwicklung in Rupertshofen umgesetzt. Zudem
wurden die Friedhöfe zu modernen Begegnungsstätten umgestaltet, Feuerwehren mit neuen Fahrzeugen ausgestattet, ein Bauhof aufgebaut und Kanäle saniert.
Als größtes Verdienst Brobeils sieht Gemeinderat Walter Schmid den Ausbau der Kinderbetreuung im Ort. Insgesamt sei in der Zeit „wirklich vieles erreicht“worden. Dafür bedanke er sich auch bei der Bürgermeisterin.
Er finde es schade, dass sie die Gemeinde verlasse, „respektiere und akzeptiere“ihre Entscheidung aber.
Brobeil sagt, sie freue sich nun auf ein neues Kapitel im Leben. Sie wolle zunächst „einen Gang rausnehmen“, mehr Zeit im Garten und mit Freunden verbringen. Schon in der kommenden Ratssitzung am 3. Juni soll ein Wahlausschuss gebildet und ein Termin für Neuwahlen festgelegt werden. Brobeil könnte sich einen Termin nach der Sommerpause im September vorstellen. „Wir hoffen, gute Bewerber zu finden“, sagt Schmid. „Zum Beispiel einen jungen Beamten oder eine Beamtin vom Landratsamt.“
Eine Personalie hat sich indes bereits geklärt. Der Attenweiler Kindergarten hat eine neue Leitung: Tanja Mohr leitet die Einrichtung und Kathrin Weiler ist ihre Stellvertreterin, bisher waren die beiden Erzieherinnen nur kommissarisch im Amt. „Ich bin nun guter Hoffnung, dass es weitergeht und die Einrichtung zur Ruhe kommt“, sagt Brobeil, „soweit das in Corona-Zeiten eben möglich ist.“