Schwäbische Zeitung (Biberach)

Überrasche­nder Rücktritt nach 13 Jahren

Warum die Attenweile­r Bürgermeis­terin die Gemeinde verlässt – Und was jetzt auf sie wartet

- Von Andreas Spengler

ATTENWEILE­R - Der angekündig­te Rücktritt der Attenweile­r Bürgermeis­terin Monika Brobeil kommt für viele überrasche­nd: Seit beinahe 13 Jahren ist sie im Amt, jetzt wolle sie sich „beruflich nochmals verändern“, erklärt die 52-Jährige. Das sind die Gründe für den Rücktritt.

Keiner der Gemeinderä­te hatte zu Beginn der Sitzung etwas geahnt. Zum Schluss aber kündigte Brobeil ihr Ende als Bürgermeis­terin in Attenweile­r an. Zum 30. Juni scheidet sie aus dem Amt aus, ihren letzten Arbeitstag als Bürgermeis­terin hat sie aber wegen Urlaubstag­en voraussich­tlich früher. Brobeil sagt, die Ankündigun­g sei für sie „sehr emotional“gewesen. Die Entscheidu­ng für den Wechsel sei dann „sehr kurzfristi­g“gefallen, die Gründe dafür seien „ganz persönlich“. Zu ihrer neuen Tätigkeit möchte sie sich nicht weiter äußern. Sie werde künftig in einem Nachbarlan­dkreis arbeiten, aber nicht mehr in der Kommunalpo­litik tätig sein. Brobeil wohnt in Rottenacke­r im Alb-Donau-Kreis.

Über die Gründe für ihren Rücktritt hatte es zuletzt Spekulatio­nen gegeben: Zu Beginn des Jahres hatten sechs Erzieherin­nen im Attenweile­r Kindergart­en gekündigt, bis auch die Leiterin ihren Hut nahm. Brobeil stand damals unter anderem bei manchen Eltern in der Kritik, weil sie die Kindergart­enleiterin gegen Vorwürfe in Schutz nahm. Die Eltern forderten dagegen ein entschiede­nes Handeln. Genau zu der Zeit aber fiel die Bürgermeis­terin mehrere Monate krankheits­bedingt aus. Heute aber betont sie: Ihr Rücktritt habe nichts mit dem Kindergart­en-Zwist zu tun.

Generell aber sei der Umgangston in den vergangene­n Jahren in der Kommunalpo­litik rauer geworden. Sie habe auch beim Kindergart­en einen Umgang erlebt, der „sehr bedenklich“sei. Dennoch verlasse sie die Gemeinde mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. In ihrer Amtszeit habe sie „ganz nette Menschen kennengele­rnt“, daher werde sie viele „tolle Erinnerung­en“mitnehmen. Manche Herausford­erungen

hätten ihr „schlaflose Nächte“bereitet, doch die Aufgaben als Bürgermeis­terin zu bewältigen, das habe sie auch mit Stolz erfüllt.

In Brobeils Amtszeit entwickelt­e sich die Gemeinde weiter, zahlreiche Maßnahmen wurden abgeschlos­sen: Hallen saniert, die Kinderbetr­euung ausgebaut, Breitbandk­abel verlegt und Projekte wie die Innenentwi­cklung in Rupertshof­en umgesetzt. Zudem

wurden die Friedhöfe zu modernen Begegnungs­stätten umgestalte­t, Feuerwehre­n mit neuen Fahrzeugen ausgestatt­et, ein Bauhof aufgebaut und Kanäle saniert.

Als größtes Verdienst Brobeils sieht Gemeindera­t Walter Schmid den Ausbau der Kinderbetr­euung im Ort. Insgesamt sei in der Zeit „wirklich vieles erreicht“worden. Dafür bedanke er sich auch bei der Bürgermeis­terin.

Er finde es schade, dass sie die Gemeinde verlasse, „respektier­e und akzeptiere“ihre Entscheidu­ng aber.

Brobeil sagt, sie freue sich nun auf ein neues Kapitel im Leben. Sie wolle zunächst „einen Gang rausnehmen“, mehr Zeit im Garten und mit Freunden verbringen. Schon in der kommenden Ratssitzun­g am 3. Juni soll ein Wahlaussch­uss gebildet und ein Termin für Neuwahlen festgelegt werden. Brobeil könnte sich einen Termin nach der Sommerpaus­e im September vorstellen. „Wir hoffen, gute Bewerber zu finden“, sagt Schmid. „Zum Beispiel einen jungen Beamten oder eine Beamtin vom Landratsam­t.“

Eine Personalie hat sich indes bereits geklärt. Der Attenweile­r Kindergart­en hat eine neue Leitung: Tanja Mohr leitet die Einrichtun­g und Kathrin Weiler ist ihre Stellvertr­eterin, bisher waren die beiden Erzieherin­nen nur kommissari­sch im Amt. „Ich bin nun guter Hoffnung, dass es weitergeht und die Einrichtun­g zur Ruhe kommt“, sagt Brobeil, „soweit das in Corona-Zeiten eben möglich ist.“

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FOTO: ANDREAS SPENGLER
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