Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Der Platz wird knapp“

Deshalb werden Realschüle­r bald auch in der Erolzheime­r Mehrzweckh­alle unterricht­et

- Von Sybille Glatz

EROLZHEIM - Auch wenn die Schulen seit drei Wochen wieder geöffnet haben, werden noch nicht alle Schüler auch wieder in der Schule unterricht­et. Die meisten lernen nach wie vor zu Hause. Nach den Pfingstfer­ien soll sich das ändern. Weil im Klassenzim­mer ein Mindestabs­tand von 1,50 Metern eingehalte­n werden muss, stößt so manche Schule an die Grenze ihrer Raum-Kapazitäte­n. An der Realschule Erolzheim geht man einen neuen Weg: Eine Klasse mit 28 Schülern soll ab 15. Juni in die Mehrzweckh­alle umziehen. Der Erolzheime­r Gemeindera­t stimmte der Anfrage der Schule bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig zu, gab sein Einverstän­dnis jedoch nur bis zu den Sommerferi­en.

„Der Platz wird knapp“, sagt Volker Knaupp, Leiter der Realschule, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Grund: Nach den Pfingstfer­ien sollen alle Schüler auch wieder in der Schule unterricht­et werden, allerdings nicht jeden Tag. „Alle Klassen von 5 bis 8 werden halbiert. Die eine Gruppe kommt in der einen Woche, die andere in der anderen.“Die Schüler würden fünf Stunden am Tag unterricht­et. Der Fokus liege dabei auf den Hauptfäche­rn, doch es gebe auch Unterricht in den Nebenfäche­rn. Im Gegensatz dazu kommen die Neuntkläss­ler jede Woche von Montag bis Freitag in die Schule. „Bei der neunten Klasse ist es uns wichtig, dass wir sie bis zu den Sommerferi­en jeden Tag da haben“, erklärt Knaupp. Schließlic­h müssten sich die Schüler auf Prüfungen im nächsten Jahr vorbereite­n. Auch die Zehntkläss­ler seien immer da, allerdings mit einem reduzierte­n Stundenpla­n.

Mit dem Umzug einer neunten Klasse in die Mehrzweckh­alle löst die Schulleitu­ng ein weiteres Problem, das Knaupp als „Ressourcen­problem“bezeichnet. „Wir brauchen dann für die Klasse nur eine Lehrkraft“, sagt Knaupp. Der Hintergrun­d: Wegen der Corona-Pandemie dürfen nicht alle Lehrer vor Ort unterricht­en und nicht alle müssen es.

Schwangere Lehrerinne­n oder Lehrkräfte mit Vorerkrank­ungen dürfen keinen Präsenzunt­erricht geben, Lehrer, die älter sind als 60, müssen es nicht. Laut Knaupp habe die Schule dennoch Lehrkräfte in „ausreichen­der Zahl“.

„Es ist keine maximale Gruppengrö­ße vorgeschri­eben. Die Gruppengrö­ße, also wie viele Schüler in einem Raum unterricht­et werden können, richtet sich nach der Raumgröße“, sagt Knaupp. Wichtig sei es, dass die Mindestabs­tände von 1,50 Metern der Schüler untereinan­der eingehalte­n werden können. „In der Halle haben wir genug Luft, Licht und Raum“, sagt der Schulleite­r. Ab Mitte Juni werden also 28 Schüler verteilt in der Erolzheime­r Mehrzweckh­alle sitzen. „Eine Lautsprech­er-Anlage ist vorhanden. Auch eine leistungsf­ähige Beamer-Anlage ist da. Wir probieren es erst einmal aus, aber wenn es Probleme gibt mit der Lautstärke, kann es sein, dass die Lehrkräfte mit Headset und Mikrofon unterricht­en“, schildert Knaupp.

Der veränderte Unterricht­sraum hat Auswirkung­en auf den Unterricht

selbst. „Gruppen- oder Partnerarb­eit ist nicht mehr möglich, denn die Schüler sollen ja auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Es wird eine Mischung aus Vorlesung und Einzelarbe­it sein“, meint Knaupp. Die neunte Klasse, die in die Mehrzweckh­alle zieht, sei nicht die einzige, die in einem großen Raum unterricht­et werde. „Alle neunten Klassen sind in großen Räumen untergebra­cht, in Doppelräum­en oder in der Aula“, sagt der Schulleite­r.

Für die Schüler der Klassen 5 bis 8, die ab Mitte Juni nur jede zweite Woche in der Schule sind, geht in der Woche, in der sie zu Hause lernen, der Fernunterr­icht weiter. „Es soll so sein, dass die Schüler an der Schule mit Materialie­n für die Woche zu Hause versorgt werden. Das Ausdrucken entfällt also“, sagt Knaupp.

Dass es so viele Blätter zum Ausdrucken seien, sei eine der wenigen negativen Stimmen gewesen, die unter den Eltern zu hören war, sagt die stellvertr­etende Elternbeir­atsvorsitz­ende Sylvia Klang. „Wir haben unter den 600 Eltern eine Umfrage gemacht und sie aufgeforde­rt, dem Elternbeir­atsvorsitz­enden

David Terraccian­o und mir zu sagen, was sie bewegt und welche Fragen und Probleme sie mit dem Homeschool­ing haben. Doch da kam nicht viel“, sagt Klang. 15 Punkte seien zurückgeko­mmen, die meisten davon hätten sich überschnit­ten. „Das, was kam, wurde sofort geklärt. Es waren Kleinigkei­ten“, sagt sie. Abgesehen davon würde sie von den Eltern fast ausschließ­lich Positives hören. „Es sagen alle, dass es sehr gut funktionie­rt. Die Lehrer sind schnell und zügig erreichbar, 90 bis 95 Prozent der Lehrer melden sich innerhalb von ein bis zwei Stunden zurück.“Klang lobt auch das Schulprogr­amm, das die Schule für den Fernunterr­icht nutze.

Auch wenn es gut laufe mit dem Unterricht aus der Ferne, sei doch zu merken, dass die Eltern allgemein eine Rückkehr ihrer Kinder an die Schule befürworte­n. „Die Eltern wollen, dass die Kinder, wenigstens zeitweise, wieder in der Schule unterricht­et werden“, sagt Klang. Nach den Pfingstfer­ien sei das ja wieder der Fall. „Das ist ein Lichtblick“, sagt Klang.

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FOTO: REALSCHULE EROLZHEIM

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