Schwäbische Zeitung (Biberach)
Greifvogel sorgt für Schreck in der Morgenstunde
Laupheimerin wird beim Joggen attackiert
LAUPHEIM - Schreck in der Morgenstunde: Die Laupheimerin Marina Gängler ist während ihrer Joggingrunde von einem Greifvogel angegriffen worden – glücklicherweise ohne schlimme Folgen.
Rückblende: Es ist Montag, 18. Mai. Marina Gängler befindet sich schon auf dem Rückweg ihrer täglichen Joggingrunde, die sie von Laupheim Richtung Surfsee führt. Bei den Schrebergärten vor der kleinen Brücke biegt sie ab und läuft in einem großen Bogen zurück zur Straße. Der Weg führt vorbei an Feldern und einer Salatplantage. Rechts hinter einem Getreidefeld steht eine Gruppe hoher Laub- und Nadelbäume.
Da spürt die junge Frau auf einmal einen Windstoß von hinten. „Dann hatte ich ganz kurz das Gefühl, dass etwas auf meinem Kopf liegen würde“, erzählt sie. Letzteres bestätigt sich nicht, doch nur Sekundenbruchteile später fliegt ein großer Greifvogel auf Augenhöhe vor ihr. „Ich hatte Kopfhörer auf; vielleicht habe ich ihn deshalb nicht kommen hören“, vermutet sie. „Im ersten Moment dachte ich: Der hat sich ja total verflogen!“
Da der Vogel die Attacke nicht wiederholt, sondern in einem Baumwipfel verschwindet, läuft Marina Gängler unbeirrt weiter. Ein paar Hundert Meter weiter kommt ihr ein
Ehepaar entgegen. „Ich habe die beiden gewarnt, falls sie in die gleiche Richtung gehen“, sagt sie. Und realisiert erst bei der Antwort des Paares, dass der Vorfall nicht ungefährlich war: „Sie haben mir erzählt, dass erst kürzlich ihr Schwiegersohn an ungefähr derselben Stelle angegriffen und verletzt wurde. Er wurde anschließend im Krankenhaus behandelt.“
In den sozialen Netzwerken macht Marina Gängler ihre Mitmenschen auf den Vorfall aufmerksam. „Damit die Leute Bescheid wissen und damit sie gewarnt sind“, sagt sie.
Die Laupheimerin ist froh, dass in ihrem Fall die Attacke so glimpflich ablief: „Der Vogel wollte mich vermutlich nur warnen, damit ich aus seinem Revier verschwinde. Nicht auszudenken, wenn er sich in meinen langen Haaren verfangen hätte.“
Marina Gängler vermutet, dass es sich bei dem Greifvogel um einen Falken oder einen Bussard gehandelt hat. Tatsächlich taucht das Tier – offensichtlich ein Mäusebussard – beim Vor-Ort-Termin zwischen den Baumwipfeln auf und scheint sein Revier zu beobachten. Es ist noch früh am Morgen; dieselbe Uhrzeit, zu der auch die junge Joggerin am 18. Mai unterwegs war. „Normalerweise bin ich später dran“, sagt sie. Es handelt sich um ihre tägliche Strecke; nie zuvor jedoch sei ihr der Vogel aufgefallen. „Vielleicht liegt es ja an der Uhrzeit“, vermutet sie. Und an der Tatsache, dass jetzt, in Corona-Zeiten, mehr Menschen draußen in der Natur unterwegs sind. Auch Marina Gängler wäre normalerweise im Fitness-Studio und nicht auf dem Kiesweg unterwegs, doch die Studios sind derzeit geschlossen.
Sie nimmt dem Vogel die Attacke nicht übel. „Er wollte vermutlich nur sein Nest verteidigen.“Allerdings hat sie Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen: „Ich nehme beim Joggen jetzt einen anderen Weg.“Nicht, weil sie Angst vor einer Wiederholung hätte, sondern aus Rücksicht auf den Vogel. „Ich will ihn ja nicht stören oder provozieren.“INTERVIEW