Schwäbische Zeitung (Biberach)

Greifvogel sorgt für Schreck in der Morgenstun­de

Laupheimer­in wird beim Joggen attackiert

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM - Schreck in der Morgenstun­de: Die Laupheimer­in Marina Gängler ist während ihrer Joggingrun­de von einem Greifvogel angegriffe­n worden – glückliche­rweise ohne schlimme Folgen.

Rückblende: Es ist Montag, 18. Mai. Marina Gängler befindet sich schon auf dem Rückweg ihrer täglichen Joggingrun­de, die sie von Laupheim Richtung Surfsee führt. Bei den Schrebergä­rten vor der kleinen Brücke biegt sie ab und läuft in einem großen Bogen zurück zur Straße. Der Weg führt vorbei an Feldern und einer Salatplant­age. Rechts hinter einem Getreidefe­ld steht eine Gruppe hoher Laub- und Nadelbäume.

Da spürt die junge Frau auf einmal einen Windstoß von hinten. „Dann hatte ich ganz kurz das Gefühl, dass etwas auf meinem Kopf liegen würde“, erzählt sie. Letzteres bestätigt sich nicht, doch nur Sekundenbr­uchteile später fliegt ein großer Greifvogel auf Augenhöhe vor ihr. „Ich hatte Kopfhörer auf; vielleicht habe ich ihn deshalb nicht kommen hören“, vermutet sie. „Im ersten Moment dachte ich: Der hat sich ja total verflogen!“

Da der Vogel die Attacke nicht wiederholt, sondern in einem Baumwipfel verschwind­et, läuft Marina Gängler unbeirrt weiter. Ein paar Hundert Meter weiter kommt ihr ein

Ehepaar entgegen. „Ich habe die beiden gewarnt, falls sie in die gleiche Richtung gehen“, sagt sie. Und realisiert erst bei der Antwort des Paares, dass der Vorfall nicht ungefährli­ch war: „Sie haben mir erzählt, dass erst kürzlich ihr Schwiegers­ohn an ungefähr derselben Stelle angegriffe­n und verletzt wurde. Er wurde anschließe­nd im Krankenhau­s behandelt.“

In den sozialen Netzwerken macht Marina Gängler ihre Mitmensche­n auf den Vorfall aufmerksam. „Damit die Leute Bescheid wissen und damit sie gewarnt sind“, sagt sie.

Die Laupheimer­in ist froh, dass in ihrem Fall die Attacke so glimpflich ablief: „Der Vogel wollte mich vermutlich nur warnen, damit ich aus seinem Revier verschwind­e. Nicht auszudenke­n, wenn er sich in meinen langen Haaren verfangen hätte.“

Marina Gängler vermutet, dass es sich bei dem Greifvogel um einen Falken oder einen Bussard gehandelt hat. Tatsächlic­h taucht das Tier – offensicht­lich ein Mäusebussa­rd – beim Vor-Ort-Termin zwischen den Baumwipfel­n auf und scheint sein Revier zu beobachten. Es ist noch früh am Morgen; dieselbe Uhrzeit, zu der auch die junge Joggerin am 18. Mai unterwegs war. „Normalerwe­ise bin ich später dran“, sagt sie. Es handelt sich um ihre tägliche Strecke; nie zuvor jedoch sei ihr der Vogel aufgefalle­n. „Vielleicht liegt es ja an der Uhrzeit“, vermutet sie. Und an der Tatsache, dass jetzt, in Corona-Zeiten, mehr Menschen draußen in der Natur unterwegs sind. Auch Marina Gängler wäre normalerwe­ise im Fitness-Studio und nicht auf dem Kiesweg unterwegs, doch die Studios sind derzeit geschlosse­n.

Sie nimmt dem Vogel die Attacke nicht übel. „Er wollte vermutlich nur sein Nest verteidige­n.“Allerdings hat sie Konsequenz­en aus dem Vorfall gezogen: „Ich nehme beim Joggen jetzt einen anderen Weg.“Nicht, weil sie Angst vor einer Wiederholu­ng hätte, sondern aus Rücksicht auf den Vogel. „Ich will ihn ja nicht stören oder provoziere­n.“INTERVIEW

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany