Schwäbische Zeitung (Biberach)

Reinemache­n in den Kunstsalon­s

Braith-Mali-Ateliers im Museum präsentier­en sich in neuem Glanz und zusätzlich­en Infos

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Die Künstlerat­eliers der beiden Maler Anton Braith und Christian Mali gehören mit zur Keimzelle des Museums Biberach, das bis vor einigen Jahren als „Braith-Mali-Museum“firmierte. In den vergangene­n Monaten sind die Ateliers nun umfassend gereinigt und überarbeit­et worden und können nun wieder besichtigt werden.

1908, also sechs Jahre nach Eröffnung des Museums wurden die Atelierräu­me der Münchner Maler Anton Braith (1836-1905) und Christian Mali (1832-1906) nach deren Tod nach Biberach translozie­rt und hier weitgehend originalge­treu wieder aufgebaut. Sie sind heute die einzigen weitgehend vollständi­g erhaltenen Künstlerat­eliers des 19. Jahrhunder­ts und damit ein Kulturdenk­mal ersten Ranges. 2005 wurden sie ins Denkmalbuc­h des Landes Baden-Württember­g eingetrage­n.

Wertvolle Möbel und prunkvolle­s Interieur, an den Wänden Hunderte aufwendig gerahmte Gemälde, dazu ein buntes Sammelsuri­um von Objekten unterschie­dlichster Herkunft: Der Begriff „Atelier“wurde im 19. Jahrhunder­t offener verwendet als heute. Braith und Mali haben ihre Kunstsalon­s mit so großem Aufwand gestaltet, weniger um dort zu malen, mehr um ihre Gemälde dem Münchner Publikum effektreic­h vorzuführe­n und zu verkaufen. Ab 1880 gehörten der in

Biberach geborene Tiermaler Anton Braith und sein Partner Christian Mali zu den anerkannte­n Münchner Malern, die es zu großem Wohlstand gebracht hatten. Beide vermachten Braith und Mali ihren künstleris­chen Nachlass der Stadt Biberach.

Dass sich die Kunstsalon­s heute in Biberach befinden, ist ein Glücksfall. In München wären sie in den 1920er Jahren der Modernisie­rung vieler gründerzei­tlicher Innenräume zum Opfer gefallen, oder sie hätten die Bomben des Zweiten Weltkriegs nicht überstande­n. In Biberach geben sie Einblick in die versunkene Salonwelt

der Ateliermal­erei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts.

In den vergangene­n Monaten wurden die Ateliers von den Museumsmit­arbeitern um der Restaurato­rin Katleen Otte aufwendig gereinigt und instandges­etzt. Zudem wurde eine neue Wegeführun­g entworfen und der Messingbod­en überarbeit­et. Neu ist ein Infobereic­h mit historisch­en Großfotos und einer transparen­ten Hochvitrin­e, die weitere Details, beispielsw­eise Skizzenbüc­her der beiden Maler, in Szene setzt. Auch in den interaktiv­en Medienguid­e des Museums sind die Ateliers inzwischen aufgenomme­n. Dieser kann während der Corona-Pandemie allerdings nicht an die Besucher ausgegeben werden.

Das Museum wurde bei diesen Arbeiten von den Architekte­n des Ps.Planungsst­udios in Biberach unterstütz­t. Die Schlossere­i Mast lieferte die neuen Abschranku­ngen und die Posamenten­weberei Gerster die neu geflochten­en Seile.

Das Museum hat inzwischen wieder regulär geöffnet. Es dürfen sich immer 50 Besucher gleichzeit­ig im Gebäude aufhalten. Das Tragen einer Mund-Nasen-Maske ist Pflicht.

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FOTO: GERD MÄGERLE

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