Schwäbische Zeitung (Biberach)
Geld reicht nicht für Generalsanierung
Zeitnah wird nur das Progymnasium saniert – Kein Zeitplan für weitere Bauabschnitte
BAD SCHUSSENRIED - Seit mehreren Jahren plant Bad Schussenried die Generalsanierung seines Schulzentrums. An diesem Donnerstag hätte der Gemeinderat nun eigentlich den Startschuss geben und sich für eine Interimslösung entscheiden sollen, also wie die Schüler während der Bauphase untergebracht werden. Doch es kam ganz anders, denn seit wenigen Tagen liegt eine aktualisierte Kostenschätzung vor – und diese zwingt den Gemeinderat zu einem Kurswechsel.
12,9 Millionen Euro. Drei Jahre stand diese Kostenschätzung des ersten Architekten im Raum. Mittlerweile plant das dritte Architektenbüro das Großprojekt, Hildebrand und Schwarz aus Friedrichshafen. Uwe Schwarz, der in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Donnerstag anwesend war, erläuterte, warum sein Büro die Kosten aktuell auf 21,5 Millionen Euro schätzt.
Die neue Kostenschätzung setzt sich aus drei Einzelposten zusammen.
Punkt 1 beinhaltet die Kosten für die ursprünglich anvisierte Sanierung aus dem Jahr 2017: die Generalsanierung des Caspar-Mohr-Progymnasiums (CMPG), die Sanierung der gemeinsam genutzten Fachräume, die Innensanierung der Jakob-Emele-Realschule (JER), der Werkrealschule (WRS) und die Generalsanierung des Pavillons. Pro Jahr, so Schwarz, sei es zu einer Preissteigerung im Bausektor von rund fünf Prozent gekommen. Bis zum geplanten Baubeginn im Jahr 2021 würden daher aus den 12,9 knapp 15 Millionen Euro werden.
Punkt 2 beinhaltet die Umsetzung des Schulraumkonzepts. Das Schulzentrum sollte nicht nur barrierefrei werden, sondern so gestaltet werden, dass dort ein zukunftsorientierter Unterricht stattfinden kann, in dem die neuen Lehrpläne des Kultusministeriums optimal umgesetzt werden können. Die Realschule sollte aufgrund der prognostizierten Schülerzahlen vier weitere Klassenzimmer bekommen. Insgesamt hätte die Umsetzung weitere 4,5 Millionen Euro gekostet.
Punkt 3: der Bau eines Interimsgebäudes für mindestens weitere zwei Millionen Euro. Bis Ende 2022 hätte die Generalsanierung des Schulzentrums beendet sein müssen. Sonst wäre ein Teil der bewilligten Zuschüsse weggefallen. Um das im laufenden Schulbetrieb zu schaffen, wäre es nötig gewesen, einen Teil des Unterrichts auszulagern. Hildebrand und Schwarz hatten sieben mögliche Standorte untersucht und die Kosten hierfür errechnet.
Diese Interimslösung wird es nun jedoch nicht geben. Denn angesichts wegbrechender Gewerbesteuereinnahmen und der weitaus höheren Kostenschätzung sei es nun nicht möglich, das Projekt wie geplant durchzuführen, sagte Bürgermeister Achim Deinet. Er habe, seit ihm die neue Kostenschätzung bekannt sei, mit allen Beteiligten Gespräche geführt, um einen neuen Weg zu finden. Es sei zwar immer noch der Wunsch der Verwaltung und des Gremiums, das gesamte Schulzentrum zu sanieren. Das sei jedoch nicht, wie geplant, innerhalb der nächsten zwei Jahre möglich. „Wir fahren in dieser besonderen Situation auf Sicht und agieren im Rahmen unserer Möglichkeiten“, so Deinet.
Das Schulzentrum soll nun in verschiedenen Bauabschnitten saniert werden. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die höchste Dringlichkeit Bauabschnitt 1 hat, die Generalsanierung des Progymnasiums, zusammen mit Bauabschnitt 2A, der Sanierung der gemeinsam genutzten Fachräumen im Gebäude des Progymnasiums. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund neun Millionen Euro.
„Wir senden den Eltern und Lehren damit ein Signal, dass uns die Sanierung des Schulzentrums wichtig ist“, betonte Deinet. Fraktionssprecher Frank Spähn sagte, die Überlegungen der Freien Wähler seien in die gleiche Richtung gegangen. Daher könnten sie den Vorschlag der Verwaltung unterstützen. Peter Vollmer, Fraktionssprecher der BWL, betonte, die Sanierung der Schule sei eine Pflichtaufgabe. „Aber Corona hat uns kalt erwischt, das ist eine neue, nie dagewesene Situation.“Auch die BWL sei mit dem Vorschlag der Verwaltung und des Architektenbüros zufrieden und freue sich auf die Umsetzung.
Wann genau die weiteren Bauabschnitte ausgeschrieben und umgesetzt werden, bleibt vorerst offen und soll, je nachdem wie sich die finanzielle Situation der Gemeinde entwickelt, vom Gemeinderat entschieden werden.