Schwäbische Zeitung (Biberach)
Weichen für oder gegen die Werkrealschule?
In Ummendorf soll ein Architekt die Kosten für eine Sanierung ermitteln
●
UMMENDORF - Soll die Werkrealschule in Ummendorf erhalten bleiben oder soll sich die Gemeinde mittelfristig auf eine Ganztagsgrundschule konzentrieren? „Das ist aus meiner Sicht die Kernfrage“, sagte Bürgermeister Klaus B. Reichert, als es im Gemeinderat um die Weiterentwicklung der Umlachtalschule mit einem Zeithorizont bis etwa 2030 ging. Entschieden werden könne das erst, „wenn wir wissen, wieviele Millionen wir investieren müssten“. Der Rat befürwortet einmütig, dass jetzt ein Architekt die Kosten für eine Sanierung überschlagen soll.
Erschwert werde alles dadurch, dass sich die Vorgaben immer wieder ändern, sagte Reichert, schulpolitisch und in Bezug auf Landeszuschüsse. Geld für den Neubau der Werkrealschule bewilligt das Land nur, wenn der Standort im regionalen Umfeld als zukunftsfähig gilt. Und darüber hinaus nur, wenn das Gebäude technisch nicht mehr sanierungsfähig ist. Die zuständige Rathausmitarbeiterin Simone Herr bezeichnete dies als „schwierige Hürde“, denn laut einem Gutachten ist der Betonbau aus den 70er-Jahren statisch in Ordnung, wenngleich sonst marode. Deshalb „scheidet ein Neubau wohl aus“, meinte denn auch der Gemeinderat Rudolf Walter.
Walter wies darauf hin, dass das Kultusministerium hinter der Schulform Werkrealschule stehe; wobei sein Kollege Thomas Dörflinger anmerkte, dass ein neuer Kurs nach Wahlen nie auszuschließen sei, „das ist eine politische Entscheidung“. Die Fakten hat Simone Herr in einer ausführlichen Sitzungsvorlage zusammengetragen: Hatte drei Jahre nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung die Zahl der Fünftklässler-Anmeldungen 2015 noch die kritische Schwelle unterschritten, steigen die Schülerzahlen mittlerweile wieder. Die Grundschulempfehlung ist jetzt wieder vorzulegen und künftig ist eine Lernstandsprüfung angedacht, aber das letzte Wort über die weiterführende
Schule sollen weiter die Eltern haben.
Ummendorf ist eine von noch sechs Werkrealschulen im Kreis Biberach. Die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule war gewünscht, Ummendorf erhielt jedoch 2013 vom Land eine Absage. Zu berücksichtigen ist, dass der Anteil der Werkrealschüler aus dem Gemeindegebiet selbst rückläufig ist – über alle Jahrgänge hinweg seit 2016 von fast 48 auf zuletzt 26 Prozent. Bei den Fünftklässlern allein sank die Zahl von sieben einheimischen auf zuletzt nur noch drei Kinder aus Ummendorf.
Rudolf Walter sagte einerseits, dass der Einzugsbereich aus der Region insgesamt groß genug sei; er verschwieg jedoch nicht, dass es in der Bürgerschaft durchaus für Diskussionen sorgen könnte, würde man sich eine allzu teure Werkrealschule „für wenige Ummendorfer“leisten. Reichert hält „eine Bürgerversammlung für erwägenswert“, wenn erst mal feststehe, was auf dem Preisschild stehen wird.
Dem stimmten alle zu, mit unterschiedlichen Akzentuierungen: Simon Özkeles ließ erkennen, dass er „gegen zentrale Schulstandorte“ist und „über das Ortsschild hinaus schauen“will, um die Werkrealschule möglichst zu erhalten. Dagegen wies Dörflinger darauf hin, dass letztlich alles an den Kosten hänge, „wir müssen sonst auch sagen, was wir nicht machen“, zum Beispiel mehr Investitionen in den Breitbandausbau.
Der Rat Ulf Politz hatte schon früher darauf gedrungen, dass die Kostenermittlung zeitnah angepackt wird. Er soll mit der Gemeindeverwaltung und der Schulleitung eine Art Pflichtenheft für den Architekten erarbeiten, entschieden die Räte. Er brachte das Lindauer Büro Erber ins Spiel und verwies auf gute Erfahrungen mit diesem bei mehreren Schulsanierungen in der Region. Außer dem Gebäude dürfte die immer wichtiger werdende digitale Ausstattung zum Prüfauftrag gehören; das Lehrerkollegium sitzt bereits an einem Medienentwicklungsplan.
Was die Grundschule angeht, verwies Reichert auf Fördertöpfe des Bundes für Ganztagsbetreuung, verbunden mit einem angestrebten Rechtsanspruch bis 2025, und auf Zuschussprogramme des Landes. Eine Ganztagsgrundschule heißt höheren Platzbedarf. „Ins Unreine gesprochen“könnte sich Reichert vorstellen, den Toilettentrakt abzureißen und durch neue Betreuungsräume zu ersetzen. Ein barrierefreier Zugang wäre nötig. Vorher wäre allerdings der Bedarf der Eltern zu ermitteln. Bis zu weiteren Entscheidungen soll die Umgestaltung des Grundschulpausenhofs zurückgestellt werden.