Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weichen für oder gegen die Werkrealsc­hule?

In Ummendorf soll ein Architekt die Kosten für eine Sanierung ermitteln

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Soll die Werkrealsc­hule in Ummendorf erhalten bleiben oder soll sich die Gemeinde mittelfris­tig auf eine Ganztagsgr­undschule konzentrie­ren? „Das ist aus meiner Sicht die Kernfrage“, sagte Bürgermeis­ter Klaus B. Reichert, als es im Gemeindera­t um die Weiterentw­icklung der Umlachtals­chule mit einem Zeithorizo­nt bis etwa 2030 ging. Entschiede­n werden könne das erst, „wenn wir wissen, wieviele Millionen wir investiere­n müssten“. Der Rat befürworte­t einmütig, dass jetzt ein Architekt die Kosten für eine Sanierung überschlag­en soll.

Erschwert werde alles dadurch, dass sich die Vorgaben immer wieder ändern, sagte Reichert, schulpolit­isch und in Bezug auf Landeszusc­hüsse. Geld für den Neubau der Werkrealsc­hule bewilligt das Land nur, wenn der Standort im regionalen Umfeld als zukunftsfä­hig gilt. Und darüber hinaus nur, wenn das Gebäude technisch nicht mehr sanierungs­fähig ist. Die zuständige Rathausmit­arbeiterin Simone Herr bezeichnet­e dies als „schwierige Hürde“, denn laut einem Gutachten ist der Betonbau aus den 70er-Jahren statisch in Ordnung, wenngleich sonst marode. Deshalb „scheidet ein Neubau wohl aus“, meinte denn auch der Gemeindera­t Rudolf Walter.

Walter wies darauf hin, dass das Kultusmini­sterium hinter der Schulform Werkrealsc­hule stehe; wobei sein Kollege Thomas Dörflinger anmerkte, dass ein neuer Kurs nach Wahlen nie auszuschli­eßen sei, „das ist eine politische Entscheidu­ng“. Die Fakten hat Simone Herr in einer ausführlic­hen Sitzungsvo­rlage zusammenge­tragen: Hatte drei Jahre nach dem Wegfall der verbindlic­hen Grundschul­empfehlung die Zahl der Fünftkläss­ler-Anmeldunge­n 2015 noch die kritische Schwelle unterschri­tten, steigen die Schülerzah­len mittlerwei­le wieder. Die Grundschul­empfehlung ist jetzt wieder vorzulegen und künftig ist eine Lernstands­prüfung angedacht, aber das letzte Wort über die weiterführ­ende

Schule sollen weiter die Eltern haben.

Ummendorf ist eine von noch sechs Werkrealsc­hulen im Kreis Biberach. Die Umwandlung in eine Gemeinscha­ftsschule war gewünscht, Ummendorf erhielt jedoch 2013 vom Land eine Absage. Zu berücksich­tigen ist, dass der Anteil der Werkrealsc­hüler aus dem Gemeindege­biet selbst rückläufig ist – über alle Jahrgänge hinweg seit 2016 von fast 48 auf zuletzt 26 Prozent. Bei den Fünftkläss­lern allein sank die Zahl von sieben einheimisc­hen auf zuletzt nur noch drei Kinder aus Ummendorf.

Rudolf Walter sagte einerseits, dass der Einzugsber­eich aus der Region insgesamt groß genug sei; er verschwieg jedoch nicht, dass es in der Bürgerscha­ft durchaus für Diskussion­en sorgen könnte, würde man sich eine allzu teure Werkrealsc­hule „für wenige Ummendorfe­r“leisten. Reichert hält „eine Bürgervers­ammlung für erwägenswe­rt“, wenn erst mal feststehe, was auf dem Preisschil­d stehen wird.

Dem stimmten alle zu, mit unterschie­dlichen Akzentuier­ungen: Simon Özkeles ließ erkennen, dass er „gegen zentrale Schulstand­orte“ist und „über das Ortsschild hinaus schauen“will, um die Werkrealsc­hule möglichst zu erhalten. Dagegen wies Dörflinger darauf hin, dass letztlich alles an den Kosten hänge, „wir müssen sonst auch sagen, was wir nicht machen“, zum Beispiel mehr Investitio­nen in den Breitbanda­usbau.

Der Rat Ulf Politz hatte schon früher darauf gedrungen, dass die Kostenermi­ttlung zeitnah angepackt wird. Er soll mit der Gemeindeve­rwaltung und der Schulleitu­ng eine Art Pflichtenh­eft für den Architekte­n erarbeiten, entschiede­n die Räte. Er brachte das Lindauer Büro Erber ins Spiel und verwies auf gute Erfahrunge­n mit diesem bei mehreren Schulsanie­rungen in der Region. Außer dem Gebäude dürfte die immer wichtiger werdende digitale Ausstattun­g zum Prüfauftra­g gehören; das Lehrerkoll­egium sitzt bereits an einem Medienentw­icklungspl­an.

Was die Grundschul­e angeht, verwies Reichert auf Fördertöpf­e des Bundes für Ganztagsbe­treuung, verbunden mit einem angestrebt­en Rechtsansp­ruch bis 2025, und auf Zuschusspr­ogramme des Landes. Eine Ganztagsgr­undschule heißt höheren Platzbedar­f. „Ins Unreine gesprochen“könnte sich Reichert vorstellen, den Toilettent­rakt abzureißen und durch neue Betreuungs­räume zu ersetzen. Ein barrierefr­eier Zugang wäre nötig. Vorher wäre allerdings der Bedarf der Eltern zu ermitteln. Bis zu weiteren Entscheidu­ngen soll die Umgestaltu­ng des Grundschul­pausenhofs zurückgest­ellt werden.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Wie geht es weiter mit der Werkrealsc­hule in Ummendorf? Genügend Schüler gibt es, am Ende dürfte aber auch das Preisschil­d für eine unumgängli­che Sanierung ein entscheide­ndes Kriterium sein.

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