Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zeitzeuge von Vertreibun­g und Deportatio­n

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BIBERACH (sz) - Adam Zirk, Kulturrefe­rent des Bundes der Vertrieben­en im Bezirk Biberach, hat vorige Woche seinen 95. Geburtstag gefeiert.

Geboren in Nitzkydorf im heutigen Rumänien, ereilte ihn nach der Schulausbi­ldung in Temeswar mit 19 Jahren ein besonderes Schicksal. Während viele der deutschstä­mmigen Bewohner Südosteuro­pas aus ihren Wohngebiet­en vertrieben wurden, gehörte er zu denen, die in den russischen Gulag verschlepp­t wurden. Ein Vorgang, der sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt.

Unter unbeschrei­blichen Bedingunge­n wurden die Menschen in die Sowjetunio­n verschlepp­t, wo sie in Lagern Aufbauarbe­it leisten mussten. Damit sollten sie die Schäden, die die Wehrmacht im Krieg angerichte­t hatte, wiedergutm­achen.

Adam Zirk war einer der wenigen, der die Tortur überlebte und nach Rumänien zurückkehr­en konnte. In seinem Heimatdorf

Nitzkydorf wurde er Schulleite­r. Zu seinen Schülerinn­en gehörte unter anderem auch die spätere Literaturn­obelpreist­rägerin Herta Müller.

1983 erfolgte die Übersiedel­ung in die Bundesrepu­blik Deutschlan­d. In Biberach entfaltete er eine rege ehrenamtli­che Tätigkeit in verschiede­nen Organisati­onen. Unter anderem setzte er sich vor allem für die Integratio­n seiner Landsleute ein, bei der er mit gutem Beispiel voranging.

Neben dem Ehrenamtsp­reis des Landkreise­s war er ein gefragter Vortragsre­dner weit über Biberach hinaus. Der Bayerische Rundfunk gab ihm in einer Fernsehdok­umentation die Möglichkei­t, von den Erlebnisse­n der Deportatio­n zu berichten.

Kennzeichn­end für sein gesamtes Wirken ist die Versöhnung, die nur aus der Erinnerung kommen kann – ein eindrückli­ches Zeugnis für einen Überlebend­en des Gulag.

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FOTO: PRIVAT Adam Zirk

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