Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verschärfte Corona-Beschränkungen in und um Memmingen
Nach der Stadt Memmingen reißt auch der Landkreis Unterallgäu den Corona-Grenzwert
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MEMMINGEN/UNTERALLGÄU - Einen Tag nach der Stadt Memmingen hat auch der Landkreis Unterallgäu den Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner überschritten. Diese Sieben-Tage-Inzidenz ist übers Wochenende auf 59,17 geschnellt, es kamen 33 Neuinfektionen hinzu. Am Dienstag lag der Wert bei 52,98. Der Landkreis ist damit erstmals im roten Bereich der bayerischen Corona-Ampel, die die Staatsregierung vergangene Woche beschlossen hat.
In Memmingen sind in den vergangenen sieben Tagen 37 Menschen positiv auf das Virus getestet worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 83,9 und damit ebenfalls wieder deutlich über dem Grenzwert. Damit gelten sowohl in der Stadt als auch im Landkreis nun automatisch so lange verschärfte Corona-Beschränkungen, bis der Grenzwert volle sechs Tage wieder unterschritten wird. Eine entsprechende neue Allgemeinverfügung tritt am Mittwoch in Kraft. Private Feiern und Kontakte sind nun auf maximal fünf Personen oder zwei Haushalte begrenzt. Außerdem ist ab 22 Uhr Sperrstunde, es gilt ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen und ein Verbot, nach 22 Uhr Alkohol an Tankstellen zu verkaufen. Zudem gilt eine Maskenpflicht für Schüler aller Schularten auch während des Unterrichts. Wobei der Landkreis laut einer Pressesprecherin eine Ausnahmeregelung für Schüler beantragen wird, die im festen Klassenverbund unterrichtet werden.
Ob diese Regeln eingehalten werden, kontrolliert die Polizei. Die Stadt Memmingen selbst setze auf die Bereitschaft der Bürger, sich an die Auflagen zu halten. „Die Möglichkeiten der Kontrolle sind begrenzt“, sagt Pressesprecherin Alexandra
Wehr. „Beschäftigte der Ordnungsämter in Bayern haben nicht die Befugnis, die Identität von Bürgerinnen und Bürgern festzustellen. Dies ist der Polizei vorbehalten.“
Am Samstag waren Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamts deshalb zusammen auf dem Memminger Wochenmarkt unterwegs und achteten dort darauf, dass Besucher eine Maske tragen und ausreichend Abstand halten. Gerade der Abstand sei aber manchmal zu kurz gekommen, berichtet Jasmin Wager, Sprecherin der Marktbeschicker. Ein Problem habe es etwa bei den Essensständen gegeben. „Unsere Imbissbuden dürfen ihr Essen nur to go verkaufen und sagen das den Kunden auch. Aber die Leute essen es trotzdem am Brunnen wenige Meter weiter“, sagt Wager.
Damit der Wochenmarkt in bisheriger Form weiter stattfinden kann, hofft Wager auf die Unterstützung der Kunden. „Es sollten nur die zum Einkaufen gehen, die auch wirklich einkaufen“, sagt sie. Die Menschen sollen also nach Möglichkeit alleine auf den Marktplatz kommen, anstatt die ganze Familie mitzunehmen. „Und auch nicht zum Ratschen oder auf ein Käffchen“, ergänzt Wager. An den Ständen selbst gibt es ein Hygienekonzept. „Wir haben alles getan, was wir können. Jetzt liegt es an den Leuten – wenn die nicht mitziehen, ist der Leidtragende der Markt“, betont Wager.
Sollte sich die Situation nicht verbessern, wäre laut Wager möglich, dass künftig nur noch halb so viele Stände auf den Wochenmarkt dürfen. „Das wäre für uns eine Katastrophe“, sagt Wager. Sie befürchtet, dass die Händler dann ihre frischen Waren nicht mehr losbekommen. Etwa 80 Prozent der Marktbeschicker seien schließlich auch Produzenten – „und der Salat ist schon gepflanzt und die Hühner stehen im Stall“. Die Stadt Memmingen bestätigte entsprechende Pläne auf Anfrage nicht.