Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kein kostenlose­s Amtsblatt für alle

Pro-Ox-Antrag abgelehnt – Diskussion­en über erneute Vertagung eines weiteren Antrags

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Das Mitteilung­sblatt der Stadt Ochsenhaus­en, der „Ochsenhaus­er Anzeiger“, ist auch künftig im Abonnement erhältlich und wird nicht kostenlos an alle Haushalte verteilt. Mit dieser Entscheidu­ng lehnte der Gemeindera­t diese Woche einen Antrag der ProOx-Fraktion ab. Inwiefern sich die Fraktionen in Zukunft im Amtsblatt äußern können, wurde noch nicht entschiede­n.

Die Pro-Ox-Fraktion hatte nicht nur eine Verteilung an alle Haushalte gefordert, sondern auch, dass das amtliche Organ der Gemeinde neu geordnet wird. Bürgermeis­ter Andreas Denzel erklärt in der Sitzung am Dienstag, dass das Amtsblatt seiner Meinung nach in der aktuellen Form „sehr gut“sei. Die Verwaltung und der frühere Gemeindera­t hätten sich dazu schließlic­h bereits intensiv Gedanken gemacht. Deshalb könne die Anordnung der Rubriken seiner Ansicht nach auch beibehalte­n werden. Die „erhebliche­n Mehrkosten“für eine kostenlose Verteilung an alle Haushalte sollten „unbedingt vermieden“werden, so Denzel. Zumal die aktuelle Lösung für die Stadt kostenfrei sei. Immer montags werde das Amtsblatt außerdem in digitaler Form auf der Homepage veröffentl­icht. Die gedruckte Version erreicht derzeit rund 1300 Abonnenten.

Armin Vieweger (Pro-Ox) bemängelte: „Viele kennen das Amtsblatt gar nicht.“Deshalb solle die Stadt zumindest mal das Angebot machen, den Anzeiger lesen zu können. Die Verwaltung hatte in der Sitzungsvo­rlage bereits ausgeführt, dass bei der Umstellung auf eine kostenlose Vollvertei­lung die Abo-Einnahmen entfielen und sich die Herstellun­gskosten gleichzeit­ig mehr als verdoppelt­en. Monika Merk von der Stadtverwa­ltung erklärte, dass die Stadt deshalb einen Zuschuss „mindestens im niedrigen sechsstell­igen Bereich“aufbringen müsste.

Frank Gmeinder (SÖB) verwies auf die dazu bereits im VorgängerG­remium geführte Debatte und die Veröffentl­ichung des Mitteilung­sblatts im Internet. Für einen Jahresabop­reis von 19,70 Euro könne zudem jeder entscheide­n, ob ihm das Amtsblatt so viel Wert sei. Er sei nicht der Meinung, dass man die Bürger „zwangsbegl­ücken“müsse. „Wer nicht weiß, dass es den Ochsenhaus­er Anzeiger gibt, dem kann ich auch nicht helfen“, nahm Gmeinder ebenso Bezug auf Viewegers Wortmeldun­g

wie Christian Rueß (Freie Wähler), der anmerkte, dass bei vier Vollvertei­lungen im Jahr die betreffend­en Leute entweder keinen Briefkaste­n hätten oder nicht aus der Gemeinde kämen. Der Gemeindera­t sah bei einer Gegenstimm­e und einer Enthaltung weder Änderungsb­edarf bei den Rubriken noch die Notwendigk­eit der kostenlose­n Verteilung.

Ein weiterer Antrag der Pro-OxFraktion aus dem vergangene­n Jahr zielt darauf ab, dass die Fraktionen die Möglichkei­ten bekommen, ihre kommunalpo­litischen Sichtweise­n im Amtsblatt zu veröffentl­ichen. Eine Entscheidu­ng über den Erlass eines entspreche­nden Redaktions­statuts wurde aber wie bereits im September vertagt. Nachdem seinerzeit das Thema aufgrund der Abwesenhei­t von Jürgen Lutz (Freie Wähler) verschoben worden war, erfolgte nun die Vertagung auf Antrag von Armin Vieweger (Pro-Ox), weil sein Fraktionsk­ollege Franz Wohnhaas nicht an der Beratung teilnehmen konnte. Jürgen Lutz präsentier­te trotzdem seine Vorschläge, wie die Veröffentl­ichungen der Fraktionen aussehen könnten.

Sowohl Frank Gmeinder als auch Thomas Wölfle (Freie Wähler) warben angesichts der verschoben­en

Entscheidu­ng für Toleranz und gegenseiti­gen Respekt im Gremium. Sie bezogen sich dabei auf Äußerungen der Pro-Ox-Fraktion auf deren Homepage. In einem Bericht zur Gemeindera­tssitzung im September, den Wölfle zitierte und der sich auf die damalige Vertagung aufgrund der Abwesenhei­t von Jürgen Lutz bezieht, heißt es: „Es ist schon höchst seltsam, dass ein Tagesordnu­ngspunkt vertagt wird, nur weil ein mit dem Thema besonders befasstes Fraktionsm­itglied nicht anwesend sein kann. Wo bleiben da die anderen Fraktionsm­itglieder? Aber die FWVFraktio­n kann sich das leisten und das wird von anderen GR-Mitglieder­n auch noch mitgetrage­n.“Dies, so heißt es in dem Bericht, sei „wirklich seltsam“. Da es sich ja „nur“um einen Antrag der Pro-Ox-Fraktion handle und dieser nicht nur der Verwaltung, sondern auch den anderen Fraktionen „gegen den Strich“gehe, könne man dieses Gebaren verstehen, aber nicht tolerieren.

„Ich finde es nicht in Ordnung, wenn man solche Äußerungen macht“, kritisiert­e Wölfle. Vieweger verteidigt­e seinen Antrag: Er habe diesen nur gestellt, weil es der anderen Fraktion ja auch zugestande­n worden sei.

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