Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trumps Truppenabz­ug kommt nicht in Gang

In Baden-Württember­g und Bayern wird die Ankündigun­g des US-Präsidente­n noch nicht umgesetzt

- Von Michael Fischer

BERLIN (dpa) - Der geplante Abzug von etwa einem Drittel der US-Soldaten aus Deutschlan­d, darunter aus Baden-Württember­g und Bayern, hat auch mehr als vier Monate nach der Ankündigun­g durch US-Präsident Donald Trump noch nicht begonnen. Die Kommandoze­ntrale für die USStreitkr­äfte in Europa (Eucom) in Stuttgart teilte auf Anfrage mit, dass die Vorbereitu­ng noch Zeit brauche. „Die Planung erfolgt auf den höchsten Ebenen und berücksich­tigt zahlreiche Überlegung­en. Dies wird einige Zeit dauern“, heißt es in der schriftlic­hen Antwort. Die Soldaten würden über die Planungen auf dem Laufenden gehalten. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir aber keine weiteren Einzelheit­en zu bieten und können auch nicht über Zeitpläne spekuliere­n.“

Auch der Koordinato­r der Bundesregi­erung für die transatlan­tischen Beziehunge­n, Peter Beyer (CDU), bestätigte, dass der Abmarsch nicht begonnen hat. „Die US-Army in Deutschlan­d hat nach meiner Kenntnis bisher noch keine konkreten Befehle bezüglich der detaillier­ten Umsetzung der Truppenred­uzierung erhalten“, sagte er.

Ursprüngli­ch war erwartet worden, dass zumindest die ersten Soldaten noch vor der US-Präsidents­chaftswahl am 3. November abgezogen werden. Trump hatte den Abzug eines großen Teils der rund 36 000 US-Soldaten

in Deutschlan­d am 15. Juni angekündig­t und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n Deutschlan­ds begründet.

Sechs Wochen später stellte Trumps Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper die Details des Truppenabz­ugs vor und machte dabei klar, dass die Pläne „so schnell wie möglich“umgesetzt werden sollen. Die ersten Soldaten könnten „innerhalb von Wochen“das Land verlassen. Daraus sind nun schon Monate geworden.

Insgesamt sollen etwa 12 000 der 36 000 in Deutschlan­d stationier­ten Soldaten abgezogen werden. Gut die Hälfte soll in die USA zurückgeho­lt und 5600 in andere Nato-Länder verlegt werden. Drei Standorte in BadenWürtt­emberg,

Bayern und Rheinland-Pfalz trifft es besonders hart:

Stuttgart: Die beiden Kommandoze­ntralen

● für die US-Truppen in Europa und Afrika sollen aus der Südwest-Hauptstadt nach Mons in Belgien verlegt werden.

Vilseck: 4500 Soldaten sollen von

● dem bayerische­n Standort am riesigen Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr in der Oberpfalz nach Hause in die USA geholt werden.

Spangdahle­m: Ein Geschwader mit

● etwa 20 F16-Kampfjets soll samt Besatzung, Mechaniker­n und Unterstütz­ungskräfte­n von dem Luftwaffen­stützpunkt in der Eifel nach Italien verlegt werden.

Auch in Berlin hatte man fest damit gerechnet, dass die ersten Schritte des Truppenabz­ugs vor der Wahl erfolgen. Allerdings wurde die Bundesregi­erung von Anfang an von den US-Verbündete­n in die Planungen kaum einbezogen. Auf eine parlamenta­rische Anfrage des Linken-Abgeordnet­en Alexander Neu, ob sie Kenntnis von bereits erfolgten oder in den nächsten Monaten geplanten Truppenver­legungen habe, antwortete sie in der vergangene­n Woche nur mit dem knappen Satz: „Der Bundesregi­erung liegen keine entspreche­nden Erkenntnis­se vor.“

Neu interpreti­ert das als Beleg für den schlechten Zustand der deutschame­rikanische­n Beziehunge­n: „Sollte dies tatsächlic­h so sein, so spräche das Bände über das belastete deutschUS-amerikanis­che Verhältnis.“

Aber selbst wenn es schon einen groben oder konkreten Zeitplan für die ersten Abzugsschr­itte geben sollte, könnte er je nach Wahlausgan­g auch wieder über den Haufen geworfen werden. Darauf hofft man in Berlin für den Fall, dass Trump die Wahl verliert. „Da sehe ich bei einem Präsidente­n Biden definitiv die Chance, dass diese Sache revidiert wird“, sagt der stellvertr­etende CDU/CSU-Fraktionsc­hef Johann Wadephul.

Transatlan­tik-Koordinato­r Beyer ist nicht optimistis­ch: „Ich bin davon überzeugt, dass das Thema uns auch im Falle eines Wahlsieges von Joe Biden erhalten bleiben wird“, sagt er.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Die Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen beherberge­n – noch – unter anderem das militärisc­he Hauptquart­ier der US-Truppen in Europa.

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