Schwäbische Zeitung (Biberach)

Geisterins­el Mallorca

Der erneute Notstand in Spanien lässt den Tourismus einbrechen

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Lotto

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 11 654 707,10 Euro; Klasse 2 =

115 002,50 Euro; Kl. 3 = 9633,90 Euro; Kl. 4 = 752 Euro; Kl. 5 = 181,60 Euro; Kl. 6 = 49,20 Euro; Kl. 7 = 19,80 Euro; Kl. 8 = 11 Euro; Kl. 9 = 6 Euro.

Spiel 77

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 3 900 422,70 Euro; Kl. 2 = 77 777 Euro; Kl. 3 = 7777 Euro; Kl. 4 = 777 Euro; Kl. 5 = 77 Euro; Kl. 6 = 17 Euro; Kl. 7 = 5 Euro

Auswahlwet­te 6 aus 45

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 326 591,00 Euro; Kl. 2 = 1 545,10 Euro; Kl. 3 = 97,50 Euro; Kl. 4 = 4,30 Euro; Kl. 5 = 2,20 Euro; Kl. 6 = 1,10

Toto/13er-Wette

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 4254,00 Euro; Kl. 2 = 122 Euro; Kl. 3 = 13,10 Euro; Kl. 4 = 3,10 Euro.

(ohne Gewähr)

PALMA/LAS PALMAS (dpa) - Bademeiste­r ist derzeit am Ballermann ein überschaub­arer Job. Der Lebensrett­er an der legendären Strandbude Balneario 6 muss nur drei Kinder im Blick behalten, die sich bei spätsommer­lichem Wetter an den Wellen erfreuen. Am ansonsten leeren Strand wird ein zurückgela­ssener Schwimmrei­fen vom Wind weggeweht. Corona-Tristesse auf der Geisterins­el Mallorca.

Eigentlich sollte die liebste Insel der Deutschen im Oktober voller Touristen sein, die in den Herbstferi­en noch einmal die Sonne genießen wollen. „Ich habe so gut wie keinen gesehen“, sagt Beatrice Ciccardini, Chefin der strandnahe­n Bar „Zur Krone“. Es sei derzeit „schlimmer als in normalen Jahren im Winter.“

Die Hoteliers und Gastronome­n Mallorcas blickten am Wochenende neidisch auf die Kanaren. Die Atlantik-Inseln vor der Westküste Afrikas haben es nämlich geschafft, das Coronaviru­s einigermaß­en unter Kontrolle zu bringen – und wurden von Deutschlan­d von der Liste der Risikogebi­ete gestrichen. Auch Großbritan­nien gab fast zeitgleich grünes Licht für die Kanaren. Und auch der von der spanischen Regierung am Sonntag ausgerufen­e Notstand samt nächtliche­r Ausgehsper­re gilt überall, nur eben nicht auf den Kanaren.

Nach monatelang­er Zwangspaus­e trafen dort am Samstag und Sonntag wieder die ersten Flugzeuge voller Urlauber ein. Die Zeitung „El Mundo“sprach von einem „Ansturm“, vor allem der Briten. „Es ist eine Freude, wieder diesen Betrieb hier zu sehen“, sagte ein Arbeiter des Flughafens von Las Palmas auf Gran Canaria der Zeitung „La Provincia“. Freude auch bei den Urlaubern. Das spanische Fernsehen sprach mit einer jungen Mutter aus Großbritan­nien: „Wir sind gestern Abend angekommen. Der Flieger war voll, alle superfroh. Und alle mit Maske natürlich.“

Kontrastpr­ogramm auf Malle: Frau Ciccardini, eine Schweizeri­n mit spanischen Pass, lebt seit 1976 hier. „Als ich auf die Insel gekommen bin, war die Straße am Strand entlang nicht einmal geteert. Und dennoch war mehr los als jetzt.“Ihre Kneipe ist eine der wenigen, die noch geöffnet haben. Die derzeitige­n Einnahmen beziffert sie auf 20 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten.

In guten Jahren geht die Saison auf Mallorca bis Anfang November. Mitte Oktober schließen meist die ersten Hotels, Restaurant­s und Bars. Dieses Jahr ist alles anders. „Wir müssen ganz schön weit wandern, um offene Geschäfte zu finden“, sagt Christian Guirsch. Der Luxemburge­r ist mit drei Freunden da. Sie gehören zu den wenigen Touristen, die sich an der Playa herumtreib­en. Es klingt verrückt, doch die Urlauber aus dem Zwergstaat machen den Deutschen derzeit „Konkurrenz“am Ballermann. „Für Spanien gibt es keine Reisewarnu­ng bei uns“, sagt Guirsch. „Es gibt auch einige Deutsche, die den Umweg über Luxemburg für die Mallorca-Reise nehmen.“

Seit Mitte Oktober dürfen Bars und Restaurant­s in Schinken- und Bierstraße wieder öffnen. Das gilt aber nicht für die Tanztempel. An einer Ecke steht eine Gruppe Straßenhän­dler mit Sonnenbril­len, die sehnsüchti­g auf Touristen warten. „Kaffee trinken, etwas plaudern und dann wieder nach Hause gehen. Das machen wir jeden Tag. Was anderes bleibt uns nicht übrig“, sagt einer der Männer.

Mario Gross flaniert die Straße vor dem geschlosse­nen Kult-Partytempe­l „Bierkönig“entlang. „Nichts los hier“, sagt er. Seit sechs Jahren lebt der Mannheimer auf Mallorca.

„Ich habe im PR-Bereich und als Flyerverte­iler gearbeitet. Es gab immer Jobs und gutes Geld.“Heute lebt er von Arbeitslos­engeld und Sozialhilf­e. Eine Rückkehr in die Heimat kommt für ihn dennoch nicht in Frage. „Ich warte auf die Besserung.“

Dem Anliegen von Juan Ferrer könnte die Pandemie hingegen zuträglich sein. Fünf Jahre lang hat er gegen betrunkene Partytouri­sten angekämpft. Der Inhaber von sechs Restaurant­s hat die Initiative Palma Beach gegründet, die sich für mehr Qualität an der Playa de Palma einsetzt. „Es ist ein Turboeffek­t für den Wandel. Alle müssen sich neu erfinden.“Er sagt allerdings auch: „So eine Ruhe wie jetzt wollten wir aber nie.“Man wolle „Partyzone“bleiben. Die Urlauber sollen feiern, „aber nicht so, dass sich die Landsleute fremdschäm­en.“

Ferrer beteuert, die Playa de Palma sei sicheres Gebiet. „Hier gab es nie einen Infektions­herd. Es war ein Fehler, ganz Mallorca als Risikogebi­et einzustufe­n. Das lag auch an der schlechten Kommunikat­ion zwischen den Ländern. Ferrer räumt aber ein, dass die Kanaren in Sachen

Corona-Bekämpfung sein können.

Von Neid will Ciccardini derweil nichts wissen: „Wir kennen keinen Neid. Wir freuen uns für jeden, der überleben kann“, sagt sie. Und nennt einen positiven Aspekt der Malaise: Nachts sei es totenstill. „Es ist das erste Mal, dass ich wieder durchschla­fen kann.“

Nicht nur die Menschen genießen die Idylle auf den Balearen. Auch die Vogelwelt profitiere vom Lockdown in der ersten Jahreshälf­te und der anhaltende­n geringeren menschlich­en Präsenz auf der Insel, meint Jaume Vinyas, Sprecher des Umweltmini­steriums. Auf der kleinen Insel Na Guardis vor Colònia de Sant Jordi nisten nach seinen Angaben wieder 184 Korallenmö­wenpärchen. Das letzte Nest hatte es zuvor 2016 gegeben.

Aber sollte der Massentour­ismus vielleicht schon im kommenden Jahr zurückkehr­en, dürfte das „tierische Vergnügen“schnell zu Ende gehen. „Drei Monate Lockdown ziehen sich für die Menschen zwar ganz schön in die Länge, für einen bleibenden Wandel in der Umwelt ist es aber ein zu kurzer Zeitraum.“

ein

Vorbild

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FOTO: MAR GRANEL PALOU/DPA Wo sich sonst Tausende am Strand tummeln, herrscht jetzt auf Mallorca gähnende Leere: Nur ein Bademeiste­r arbeitet am Strand von Palma.

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