Schwäbische Zeitung (Biberach)
Soldaten helfen im Gesundheitsamt mit
Memminger Behörde stößt an ihre Grenzen – Jetzt bekommt sie Unterstützung von der Bundeswehr
MEMMINGEN (vk/sz) - Fünf Soldaten der Bundeswehr unterstützen seit Montag die Mitarbeiter des Memminger Gesundheitsamts. Sie werden helfen, die Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln. Oberbürgermeister Manfred Schilder kündigte bei einer Pressekonferenz zudem an, dass es in der kommenden Woche Neues zur Maskenpflicht an Grundschulen geben werde – bei der Suche nach einer Lösung seien noch Abstimmungen im Gange und das Gesundheitsministerium habe angekündigt, sich zu äußern. Viele Eltern protestieren dagegen, dass die Kinder während des Unterrichts einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen.
Zu diesem Thema hätten ihn Zuschriften und Anfragen in einem Umfang erreicht, „den ich so noch nicht erlebt habe“, sagte Schilder. Für „Alleingänge“einzelner Städte und Kreise fehlt dem Rathauschef nach eigenen Worten das Verständnis, vielmehr halte er – auch mit Blick auf die öffentliche Akzeptanz – ein einheitliches und mit Fachbehörden abgestimmtes Vorgehen für sinnvoll: „Ich weiß, dass mir das teils als fehlendes Rückgrat ausgelegt wird“, sagte Schilder. Doch Ziel sei es, Schüler wie auch Lehrer zu schützen und den Präsenzunterricht so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Nicht nur anhand von E-Mails, Anrufen und Äußerungen in den sozialen Netzwerken – darunter oft persönliche Angriffe und Beleidigungen – zeigt sich dem OB zufolge, dass es zunehmend schwieriger werde, notwendige Auflagen und Einschnitte zu vermitteln.
Doch für Politik und Bürger führe kein Weg daran vorbei, sich der Realität und den rasch steigenden Infektionszahlen zu stellen, betonte der OB. Einen Tag nach diesen Ausführungen hatte die Stadt Memmingen am Samstag den erhöhten Schwellenwert von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von
50 Teilnehmern
nur noch mit sieben Tagen überschritten. Mit 52 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen liegt Memmingen laut Robert-Koch-Institut bei einem Inzidenzwert von 117,9. Memmingen hat damit die dunkelrote Stufe der Corona-Ampel in Bayern erreicht.
Das Gesundheitsamt stößt laut Leiterin Dr. Daniela Schönhals inzwischen an seine Grenzen: „Wir hinken den Fällen etwas hinterher.“Denn die Zahl der Kontaktpersonen pro Indexfall wächst – im Frühjahr lag sie laut Schönhals aufgrund des Lockdowns deutlich niedriger. Das zwölfköpfige Stammpersonal der Behörde wurde bereits verstärkt – mit der Ankunft der fünf Soldaten auf dann 24 Mitarbeiter. „Leider konnten wir keinen Arzt bekommen, denn gerade da besteht ein Engpass“, bedauerte Schilder. Er berichtete aber auch, dass schnell abrufbare personelle Unterstützung durch Polizei und die Regierung von Schwaben in Aussicht gestellt sei.
Thomas Schuhmaier, Leiter des Referats für öffentliche Sicherheit und Ordnung, erklärte, warum am Klinikum ein Besuchsverbot mit wenigen Ausnahmen gilt, während die städtische Allgemeinverfügung nur Einschränkungen formuliert. Die Verfügung beinhalte einen Mindeststandard, doch das Krankenhaus könne im Rahmen des Hausrechts auch strengere Regeln verhängen. Diese Option wurde laut Vorstand Maximilian Mai genutzt, um angesichts des Infektionsgeschehens die Initiative zu behalten. Mai berichtete, dass das Klinikum „absolut leistungsfähig“und in der Lage sei, die Versorgung in jedem Bereich sicherzustellen. Auf der Isolierstation mit separatem Zugang können demnach 29 Patienten behandelt werden. Auf der Intensivstation stehen 20 Betten bereit, sieben zusätzliche könnten binnen 24 Stunden angeboten werden. Platz für weitere zwölf entstünde bei Bedarf in Containern.
Nachdem die Stadt Memmingen den erhöhten Schwellenwert von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten hat, gilt entsprechend der bayernweiten Regelungen seit Samstag für mindestens sechs weitere Tage Folgendes: Die Sperrstunde verschiebt sich um eine Stunde nach vorne und gilt bei Stufe Dunkelrot ab 21 Uhr. Auch das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen gilt ab 21 Uhr, und der Alkoholverkauf an Tankstellen oder anderen Verkaufsstellen ist ab 21 Uhr nicht mehr erlaubt. Bei Stufe Dunkelrot dürfen Veranstaltungen aller Art, egal ob innen oder außen,
stattfinden. Dazu zählen Kulturveranstaltungen, wie zum Beispiel Theater und Kinos, aber auch Sportveranstaltungen
oder Vereinsversammlungen. Ausnahmen von der Begrenzung gibt es für Gottesdienste und Demonstrationen. Bei Feiern oder Treffen gilt bei Dunkelrot weiterhin, dass maximal fünf Personen oder zwei Haushalte zusammenkommen dürfen, egal ob zu Hause oder auswärts. Auch bei der Maskenpflicht gibt es keine Änderungen zur Stufe Rot. Mund-NasenBedeckungen müssen in Memmingen in der Fußgängerzone sowie auf den angrenzenden Plätzen getragen werden. Insgesamt gilt Maskenpflicht überall dort, wo Menschen dicht und länger zusammenkommen. Auch in Arbeitsstätten, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie am Platz in Schulen und Hochschulen muss eine MundNasen-Bedeckung getragen werden. (sz)