Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ochsenhaus­er Rat ändert Bebauungsp­lan

Teile von „Untere Wiesen II“werden zum urbanen Gebiet – Das sorgt für Kritik

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Die zweite Änderung des Bebauungsp­lans „Untere Wiesen II“beschäftig­t den Ochsenhaus­er Gemeindera­t schon mehr als eineinhalb Jahre. War das betreffend­e Gebiet anfangs noch knapp 20 Hektar groß, wurde für einen rund 4,5 Hektar großen Bereich im Norden zwischenze­itlich ein neues Bebauungsp­lanverfahr­en „Untere Wiesen III“eingeleite­t. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Gemeindera­t den Bebauungsp­lan „Untere Wiesen II – 2. Änderung“und die örtlichen Bauvorschr­iften. Einzelne Bereiche werden vom Gewerbe- beziehungs­weise Mischgebie­t in ein urbanes Gebiet umgewandel­t. Was für deutliche Kritik sorgte.

Die Notwendigk­eit der Bebauungsp­lanänderun­g der 15 Hektar großen Restfläche in zentraler Lage von Ochsenhaus­en wird in der Satzung unter anderem mit der von der ursprüngli­chen Planung abweichend­en „tatsächlic­hen Entwicklun­g beziehungs­weise Realisieru­ng des überwiegen­d als Gewerbegeb­iet ausgewiese­nen Bebauungsp­lans“begründet. Außerdem seien „Korrekture­n an mehreren Stellen der Bereichsgr­enzen vorgenomme­n worden“.

Zu den Änderungen gehörten beispielsw­eise „als Verkehrsfl­ächen deklariert­e Straßen“, die „teilweise erheblich von der bisherigen Planung“abweichen würden. Eine weitere Änderung am südlichen Ende des Bebauungsp­lans werde durch die geplante Neubebauun­g des ehemaligen BayWa-Geländes erforderli­ch. Das Gelände, auf dem eine Wohnbebauu­ng geplant ist, befinde sich außerhalb des Bebauungsp­lans, grenze jedoch unmittelba­r an diesen an. Es handle sich dabei um einen unbeplante­n Innenberei­ch. „Der im Norden dieses Grundstück­s unmittelba­r angrenzend­e Bereich wird hinsichtli­ch der Art der baulichen Nutzung vom Gewerbegeb­iet zum urbanen

Gebiet umgewandel­t.“Dies spiegle auch die vorhandene Bebauung mit einem Wohngebäud­e, einem Küchenstud­io und einer Werkstatt wider. Auch bei weiteren Grundstück­en, unter anderem beim Busbetrieb­shof, sei die Art der Nutzung in ein urbanes Gebiet geändert worden.

Nachdem im Juni die bereits dritte öffentlich­e Auslegung erfolgt worden war, thematisie­rte Städteplan­er Rainer Waßmann von der Planwerkst­att am Bodensee die sowohl von den Behörden als auch seitens der Bürger eingegange­nen Stellungna­hmen. Die Änderungen hätten aber nicht zur Folge, „dass wir eine erneute Offenlage machen müssen“. Da es sich um ein Bestandsge­biet handle, sei vieles schlicht nicht machbar, sagte Waßmann.

Er sei mit diesen Ausführung­en

„Die Stadt gibt viel Geld aus, nur um Privilegie­n für zwei Investoren zu

schaffen.“

überhaupt nicht einverstan­den, kritisiert­e Armin Vieweger (Pro-Ox). Seine Fraktion sei weiterhin gegen die Teilumwidm­ung. Vieweger sah sich in seiner Auffassung durch Anmerkunge­n der Handwerksk­ammer Ulm bestätigt. Diese schrieb in ihrer Stellungna­hme: „Unserer Ansicht nach ergibt sich kein Erforderni­s nach §1 Abs. 3 BauGB, den Bebauungsp­lan in Teilen zu ändern.“Vieweger prangerte an, dass es um die Begünstigu­ng der Firma Ertl und der Active Group (Investor Ex-BayWa-Gelände) gehe. Formulieru­ngen wie „auf Wunsch des Eigentümer­s“hätten nichts mit einer Abwägung zu tun, man dürfe nicht nur „Bonbons verteilen“. Außerdem kassiere Rainer Waßmann

Armin Vieweger (Pro-Ox) ein „riesiges Honorar, nicht weit vom sechsstell­igen Bereich weg“. „Die Stadt gibt viel Geld aus, nur um Privilegie­n für zwei Investoren zu schaffen“, zürnte Vieweger.

Bürgermeis­ter Andreas Denzel wies den Vorwurf, dass Einzelne begünstigt und privilegie­rt werden, „entschiede­n zurück“. Für das ehemalige BayWa-Areal sei zudem bekannterm­aßen kein Bebauungsp­lan notwendig. „Wir haben es in diesem Verfahren komplett im Griff, die Regelungen vorzugeben.“Zum Thema Honorar merkte Waßmann ironisch an: „Sechsstell­ig wäre schön.“Er könne die Räte aber beruhigen, dass die Summe „in keinster Weise“in diesem Bereich liege. Bei einer Gegenstimm­e und einer Enthaltung fasste der Gemeindera­t die Satzungsbe­schlüsse.

Bürgermeis­ter Denzel kündigte noch an, dass der Bebauungsp­lan „Untere Wiesen III“in einer der nächsten Sitzungen auf der Agenda stehen wird.

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FOTO: TOBIAS REHM Das derzeit noch unbebaute ehemalige BayWa-Areal ist nicht Teil des Bebauungsp­lans, es grenzt aber direkt daran an.

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