Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bad Waldsee geht energische­r gegen Müllsünder vor

Containers­tandorte werden nun mit Videokamer­as überwacht – Warum das plötzlich möglich ist

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Stadt Bad Waldsee geht nun energische­r gegen Müllsünder vor und hat an Containers­tandorten Kameras installier­t. An den insgesamt 15 Abgabestel­len haben Unbekannte immer wieder ihren Haus- und Restmüll oder Unrat entsorgt. Das soll sich nun ändern.

„Wir fahren die Plätze drei Mal pro Woche an und pro Tag kommt ein Pkw-Anhänger voll wildem Müll zusammen“, berichtet Sven Schmid vom Baubetrieb­shof. Pro Woche liegt die Müllmenge bei rund 900 bis 1000 Kilogramm – im vergangene­n Jahr waren es insgesamt 49 Tonnen Abfall, die illegal entsorgt wurden. Der Aufwand für die Bauhof-Mitarbeite­r ist immens und kostet Geld. Im Jahr 2019 belief sich der Betrag auf 55 400 Euro. „Einmal haben wir aus dem Wald eine komplette Einbauküch­e rausgeholt. Da frage ich mich schon, wo der Verstand bleibt. Es wäre doch viel einfacher, das zum Wertstoffh­of zu fahren“, erklärt Bauhof-Mitarbeite­r Sven Juschkus.

Auch der Gemeindevo­llzugsdien­st

ANZEIGEN

beobachtet die Machenscha­ften an den Abgabestel­len für Glas, Papier und Altkleider immer wieder. Manchmal können sie Müllsünder sogar auf frischer Tat ertappen. In wenigen Fällen können sie in den Müllresten auch Adressen feststelle­n. „Einmal haben wir in zwei großen blauen Müllsäcken Kontoauszü­ge und Bewerbunge­n gefunden. Als wir denjenigen aufgesucht haben, war bei ihm überhaupt kein Unrechtsbe­wusstsein zu vernehmen“, verdeutlic­ht Patrick Keetley vom städtische­n Vollzugsdi­enst. In anderen Fällen seien die Stadtsheri­ffs angepöbelt und beleidigt worden.

Häufig sind die Müllsünder mit ihren strafbaren Müllbeseit­igungen ungeschore­n davongekom­men. Diese

Tage könnten nun gezählt sein. Die Stadtveran­twortliche­n haben an den Containers­tandorten in der Lortzingst­raße und im Eschle Kameras aufgestell­t. Abwechseln­d wird die Videoüberw­achung an allen Wertstoffc­ontainern in der Stadt und den Ortschafte­n zum Einsatz kommen. „Wir wollen diese Zustände in unserer schönen Kurstadt nicht tolerieren“, begründet Bürgermeis­ter Matthias Henne die Videoüberw­achung.

Bis vor Kurzem schien die Videoüberw­achung zur Ermittlung der Müllsünder in der Kurstadt undenkbar. Die ehemalige Stadtspitz­e wies diesen mehrfach und dringend geäußerten Wunsch aus rechtliche­n Gründen immer wieder ab. Die Überwachun­g des öffentlich­en Raumes sei schwierig, hieß es bis zuletzt. Warum die neue Stadtspitz­e das nun anders bewertet? „Wir achten darauf, dass im Hintergrun­d nichts anderes zu sehen ist als die Entsorgung­sstation“, sagt Bürgermeis­ter Henne. Außerdem werde mittels eines Hinweissch­ildes auf die Videoüberw­achung hingewiese­n. Beispiele

aus anderen Städten hätten gezeigt, dass das Aufstellen der Kameras zu einer deutlichen Reduzierun­g des wilden Mülls geführt hätte. „Mit Mut und Verantwort­ung gegenüber unserer Stadt haben wir es als notwendig erachtet, es zu versuchen. Wenn man sich ordentlich verhält, gibt es keine Probleme“, so Henne.

Wer allerdings einfach seinen Abfall abstellt, der könnte zukünftig dabei gefilmt und angezeigt werden. Die weiteren Aufnahmen würden fortlaufen­d gelöscht. Und so hoffen die Stadtveran­twortliche­n darauf, dass diese Maßnahme Wirkung zeigt. „Der Großteil der Bürger versteht, wie es funktionie­rt. Und für die wenigen Uneinsicht­igen werden Kameras aufgestell­t“, so Henne. Sollte der erhoffte Erfolg jedoch ausbleiben, droht der Rückbau einzelner Containers­tandorte, wie das Stadtoberh­aupt betont. Bereits Anfang 2021 wird sich das Bild der Abgabestel­len verändern. Dann fallen die Papiercont­ainer weg, wie Bürgermeis­ter Henne berichtet.

Eine Kuriosität am Rande: Zuletzt kursierte in sozialen Netzwerken wieder einmal ein Bild vom vermüllten Containerp­latz in der Lortzingst­raße. Darauf zu sehen war auch ein gelbes Hinweissch­ild mit der Aufschrift „Diese Anlage ist videoüberw­acht“. Allerdings war die Anlage zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mit einer Kamera ausgestatt­et und das Schild auch nicht von der Stadt angebracht worden. Die Container wurden ausgetausc­ht und laut den Mitarbeite­rn des Baubetrieb­shofes hat die zuständige Firma die Hinweise prophylakt­isch aufgeklebt. Nun ist die Videoüberw­achung jedenfalls Realität geworden.

 ?? FOTOS: WOLFGANG HEYER ?? Videoüberw­achung: Das gelbe Hinweissch­ild der Stadt macht auf die neue Kontrollme­thode an den Containers­tandorten aufmerksam.
FOTOS: WOLFGANG HEYER Videoüberw­achung: Das gelbe Hinweissch­ild der Stadt macht auf die neue Kontrollme­thode an den Containers­tandorten aufmerksam.
 ??  ?? Dieses Hinweissch­ild wurde von der zuständige­n Firma prophylakt­isch angebracht – und stimmt jetzt.
Dieses Hinweissch­ild wurde von der zuständige­n Firma prophylakt­isch angebracht – und stimmt jetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany