Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bad Waldsee geht energischer gegen Müllsünder vor
Containerstandorte werden nun mit Videokameras überwacht – Warum das plötzlich möglich ist
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BAD WALDSEE - Die Stadt Bad Waldsee geht nun energischer gegen Müllsünder vor und hat an Containerstandorten Kameras installiert. An den insgesamt 15 Abgabestellen haben Unbekannte immer wieder ihren Haus- und Restmüll oder Unrat entsorgt. Das soll sich nun ändern.
„Wir fahren die Plätze drei Mal pro Woche an und pro Tag kommt ein Pkw-Anhänger voll wildem Müll zusammen“, berichtet Sven Schmid vom Baubetriebshof. Pro Woche liegt die Müllmenge bei rund 900 bis 1000 Kilogramm – im vergangenen Jahr waren es insgesamt 49 Tonnen Abfall, die illegal entsorgt wurden. Der Aufwand für die Bauhof-Mitarbeiter ist immens und kostet Geld. Im Jahr 2019 belief sich der Betrag auf 55 400 Euro. „Einmal haben wir aus dem Wald eine komplette Einbauküche rausgeholt. Da frage ich mich schon, wo der Verstand bleibt. Es wäre doch viel einfacher, das zum Wertstoffhof zu fahren“, erklärt Bauhof-Mitarbeiter Sven Juschkus.
Auch der Gemeindevollzugsdienst
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beobachtet die Machenschaften an den Abgabestellen für Glas, Papier und Altkleider immer wieder. Manchmal können sie Müllsünder sogar auf frischer Tat ertappen. In wenigen Fällen können sie in den Müllresten auch Adressen feststellen. „Einmal haben wir in zwei großen blauen Müllsäcken Kontoauszüge und Bewerbungen gefunden. Als wir denjenigen aufgesucht haben, war bei ihm überhaupt kein Unrechtsbewusstsein zu vernehmen“, verdeutlicht Patrick Keetley vom städtischen Vollzugsdienst. In anderen Fällen seien die Stadtsheriffs angepöbelt und beleidigt worden.
Häufig sind die Müllsünder mit ihren strafbaren Müllbeseitigungen ungeschoren davongekommen. Diese
Tage könnten nun gezählt sein. Die Stadtverantwortlichen haben an den Containerstandorten in der Lortzingstraße und im Eschle Kameras aufgestellt. Abwechselnd wird die Videoüberwachung an allen Wertstoffcontainern in der Stadt und den Ortschaften zum Einsatz kommen. „Wir wollen diese Zustände in unserer schönen Kurstadt nicht tolerieren“, begründet Bürgermeister Matthias Henne die Videoüberwachung.
Bis vor Kurzem schien die Videoüberwachung zur Ermittlung der Müllsünder in der Kurstadt undenkbar. Die ehemalige Stadtspitze wies diesen mehrfach und dringend geäußerten Wunsch aus rechtlichen Gründen immer wieder ab. Die Überwachung des öffentlichen Raumes sei schwierig, hieß es bis zuletzt. Warum die neue Stadtspitze das nun anders bewertet? „Wir achten darauf, dass im Hintergrund nichts anderes zu sehen ist als die Entsorgungsstation“, sagt Bürgermeister Henne. Außerdem werde mittels eines Hinweisschildes auf die Videoüberwachung hingewiesen. Beispiele
aus anderen Städten hätten gezeigt, dass das Aufstellen der Kameras zu einer deutlichen Reduzierung des wilden Mülls geführt hätte. „Mit Mut und Verantwortung gegenüber unserer Stadt haben wir es als notwendig erachtet, es zu versuchen. Wenn man sich ordentlich verhält, gibt es keine Probleme“, so Henne.
Wer allerdings einfach seinen Abfall abstellt, der könnte zukünftig dabei gefilmt und angezeigt werden. Die weiteren Aufnahmen würden fortlaufend gelöscht. Und so hoffen die Stadtverantwortlichen darauf, dass diese Maßnahme Wirkung zeigt. „Der Großteil der Bürger versteht, wie es funktioniert. Und für die wenigen Uneinsichtigen werden Kameras aufgestellt“, so Henne. Sollte der erhoffte Erfolg jedoch ausbleiben, droht der Rückbau einzelner Containerstandorte, wie das Stadtoberhaupt betont. Bereits Anfang 2021 wird sich das Bild der Abgabestellen verändern. Dann fallen die Papiercontainer weg, wie Bürgermeister Henne berichtet.
Eine Kuriosität am Rande: Zuletzt kursierte in sozialen Netzwerken wieder einmal ein Bild vom vermüllten Containerplatz in der Lortzingstraße. Darauf zu sehen war auch ein gelbes Hinweisschild mit der Aufschrift „Diese Anlage ist videoüberwacht“. Allerdings war die Anlage zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mit einer Kamera ausgestattet und das Schild auch nicht von der Stadt angebracht worden. Die Container wurden ausgetauscht und laut den Mitarbeitern des Baubetriebshofes hat die zuständige Firma die Hinweise prophylaktisch aufgeklebt. Nun ist die Videoüberwachung jedenfalls Realität geworden.